Der deutsche Leitindex DAX stellt sich auf eine unruhige Woche ein.
Die Stimmung an der Frankfurter Börse hat in den letzten Tagen verpessert ausgelassen und könnte sich volatiler entwickeln. Neben den plötzlichen Parlamentswahlen in Frankreich wecken Besorgnis auch Spekulationen über einen Handelskonflikt mit China.
Die Deutsche Aktienindex (DAX) könnte in der kommenden Woche ebenfalls volatiler werden. Neben den überraschenden französischen Parlamentswahlen bestehen weiterhin Besorgnisse über ein potenzielles Handelskonflikt mit China, der die Stimmung abdämmt. Zusätzlich hat die US-Bundesreserve (Fed) Erwartungen für eine langsame Geldspareinigung in ihrem letzten Treffen enttäuscht, trotz ansprechender Inflationszahlen.
Der Marktanalyse Andreas Lipkow zufolge befindet sich der DAX in einer brüchigen technischen Zone, da die jüngsten Verluste ihn unter die 21- und 50-Tage-Durchschnittslinien gedrückt haben. Diese Indikatoren repräsentieren Kurz- bis Mittelwachstums-Trends. Um die Trendwende umkehren zu können, muss der deutsche Index die Preiszone um 18,350 Punkte wieder erobern, wie der Experte meint.
DAX leicht über 18.000 Punkten
Der DAX schloss mit einem Verlust von 1,44%, auf 18.002,02 Punkten abends. Trotzdem dass er für die erste Woche seit sechs Wochen die 18.000-Punkte-Marke unterging, blieb er über dieser Grenze. Der wöchentliche Verlust von 3% war der höchste seit Aug 2023.
Weitere Informationen zu den neueren Ereignissen auf dem Frankfurter Pult finden Sie in unserem Aktienbörsen Tagesbericht.
Fast ein Monat lang hatte der DAX eine Allzeithöhe von fast 18.900 Punkten erreicht. Obwohl er seitdem um fast 5% abgesunken ist, hat er seit Beginn des Jahres noch ein Zuwachsen von etwa 7,5% aufzuweisen. Das ist leicht mehr als das Eurozone-Pendant, den EuroStoxx 50, und deutlich mehr als den führenden US-Index, den Dow Jones Industrial.
Die Marktanalyse Claudia Windt der Landesbank Helaba glaubt, dass der Markt mindestens moderat von den aktuellen Rückschlägen wieder aufwärts erholen wird. Sie erwartet, dass die kommenden US-Daten über wichtige Verkaufsumsätze und industrielle Produktion die Hoffnungen auf eine Fed-Satzsenkung im September nicht beeinträchtigen werden. Zusätzlich sind die Industrieproduktionsdaten aus dem Eurobereich und der ZEW-Index der deutschen Wirtschaft erwartet, weiterhin Signale für eine wirtschaftliche Genesung zu geben.
Le Pen könnte klar gewinnen
Die Europawahlen sorgten für Unruhe auf den Börsen. Überraschend war nicht die Rechte selbst, sondern die Entscheidung von französischem Präsident Emmanuel Macron, eine neue parlamentarische Wahl nach den schlechten Leistungen seiner Partei auszulösen, die Stirr. Es ist möglich, dass die rechtspopulistische Partei Rassemblement National (RN) von Marine Le Pen, ähnlich der Europawahlen, eine klare Siegerrolle erobert.
Macrons Entscheidung belastete nicht nur die deutsche Börse, sondern verursachte auch einen merklichen Anstieg an Risikoprämien für französische und italienische Regierungsanleihen. Eine rechtspopulistische Regierung könnte "Frankreichs Reformkurs in einer bereits angespannten Haushaltsituation" komplizieren, warnt Helaba-Experte Windt. Zusätzlich könnten mit der Stärkung rechtspopulistischer Parteien, die nach mehr nationaler Souveränität in Europa fordern, erneute Konflikte über die EU-Schuldenpolitik ausbrechen.
Die von der EU angekündigten Zölle für chinesische Elektroautos und mögliche Gegemaßnahmen könnten nicht so gravierend sein, wie befürchtet. Zum einen gibt es noch eine Möglichkeit, dass die Parteien vor der ersten Juliwoche ein Abkommen schließen, was bedeutet, dass die Zölle nicht in Kraft treten würden. Zum anderen ist die Ausmaß und Wirksamkeit der angekündigten Gegenmaßnahmen unsicher, wie der Chefökonom Ulrich Kater des Dekabanks hervorhebt: "Die chinesische Wirtschaft ist derzeit mehr als jemals auf Auslandshandel angewiesen."
Geschäftskalender bleibt konstant
Informationen über die chinesische Wirtschaftsstruktur geben die kommenden Industrieproduktionsdaten. Laut Dekabank war die Verarbeitungsindustrie der Haupthalt in den letzten Monaten.
Nach US-Daten über Verkaufsumsätze und industrielle Produktion wird der ZEW-Index der deutschen Wirtschaft veröffentlicht. Am Donnerstag könnte die Entscheidung des britischen Zentralbankrats über die Satzsenkung bemerkenswert sein, und am Freitag gibt es neben den Industrieproduktionsdaten aus dem Eurobereich und dem US-Bereich, eine bedeutende Ablaufdatum auf den Terminbörsen.
Der Geschäftskalender für die kommende Woche bleibt konstant. Neben den Kapitalmarktevent des Diagnostikspezialisten Qiagen am Montagabend und des Konsumgüterherstellers Beiersdorf am Dienstag gibt es keine bedeutenden Termine hervorzuheben.