Dem Verein droht der schwerste Bundesliga-Abstieg seit über fünf Jahrzehnten.
In Berlin hat sich die Vereinsführung des 1. FC Union Berlin für ihre Motivationsrede vor dem letzten Relegationsspiel einen fast schon kitschigen Ort ausgesucht. Manager Oliver Ruhnert und Kapitän Christopher Trimmel stimmten alle, inklusive Präsident Dirk Zingler und Vereinsmitarbeiter, direkt an der Spree auf das entscheidende Spiel gegen den SC Freiburg am Samstag (15.30 Uhr/Sky) ein. Gebetsmühlenartig ertönte der Ruf "Union kann es nur gemeinsam schaffen" und stimmte alle auf das Saisonfinale ein. Ähnlich wie bei den direkten Konkurrenten von Union aus Bochum, Mainz und Köln.
Das Fußballmärchen von Union, das mit dem Aufstieg in die Bundesliga begann und im vergangenen Jahr in der Champions-League-Qualifikation gipfelte, hat sich zu einem Albtraum entwickelt. Nach einigen schwachen Leistungen hat Union (30 Punkte) sein Abstiegsschicksal nicht mehr selbst in der Hand. Auf Platz 16 liegend müssen sie am Samstag gewinnen und auf einen Ausrutscher von Mainz (32) oder Bochum (33) hoffen.
Vom Märchen zum Albtraum
Selbst der Abstieg droht den Berlinern noch. Vizemeister Köln ist noch im Rennen und peilt nach drei Spielen ohne Niederlage die Abstiegsplätze an. "Wir waren eigentlich schon tot. Und plötzlich lebst du wieder", sagte Verteidiger Dominique Heintz nach dem Last-Minute-Sieg von Union im letzten Spiel. Plötzlich ist die Zuversicht beim FC groß. Die Aussicht auf das rheinische Derby im Abstiegs-Playoff gegen Fortuna Düsseldorf gibt zusätzliche Motivation. "Die Mannschaft ist positiv und voller Tatendrang", warnte FC-Trainer Timo Schultz vor der Konkurrenz.
Doch Unions Interimstrainer Marco Grote bleibt unbeeindruckt. "Angst? Habe ich nicht", antwortete der 51-Jährige. Nach glanzvollen Champions-League-Reisen ins ehrfurchtgebietende Santiago Bernabéu in Madrid drohen Union nun Auswärtsfahrten nach Fürth oder Elversberg. Es wäre der wohl schlimmste Bundesliga-Abstieg seit 55 Jahren. Noch nie ist ein Verein ungebremst aus der ersten in die 2. Liga abgestiegen. Als Vergleich könnte allenfalls der Abstieg des 1. FC Nürnberg als Deutscher Meister vor 55 Jahren dienen.
Nicht mehr das "alte Union"
Union ist nicht mehr Union. Auf und neben dem Platz wirkt die Mannschaft leblos. Leistungen wie gegen die Bayern und verschenkte Siege wie in Köln machen keine Hoffnung auf das Überleben im Abstiegskampf. Unions Ehrgeiz, der sie in der Vergangenheit zu unzähligen Siegen getrieben hat, scheint wie weggeblasen.
Zudem gibt es für Berliner Verhältnisse ungewöhnlich viele Nebenschauplätze. So mussten Kapitän Trimmel und Rani Khedira vor dem Abstiegsfinale öffentlich zu einem Medienbericht Stellung nehmen. Darin war behauptet worden, die Leistungsträger hätten sich über mangelnden Teamgeist bei einigen Mitspielern beschwert. "Wir werden nicht zulassen, dass Unterstellungen wie diese erfundene Söldnerwarnung uns als Mannschaft auseinandertreiben", erklärten Trimmel und Khedira. Unnötiger Aufruhr, den sich der Verein vor dem Abstiegsfinale nicht leisten kann.
Trimmels Loyalitätserklärung
Die einzige positive Entwicklung in dieser Woche war Trimmels Vertragsverlängerung. Grote hofft, dass diese Loyalitätsbekundung der Mannschaft einen zusätzlichen Schub geben wird. "Zehn Jahre Union-Spieler. Symbolträchtiger geht es kaum noch. Für ihn, für uns alle, für jeden bei Union. Das ist ein gutes Zeichen", sagte Grote.
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Quelle: www.ntv.de