Conti-Arbeiter wechseln in eine Waffenfabrik.
Autoindustrie-Rückgang mit Vorteil für beide Seiten: Während die Autoindustrie mit einem Verlust an Stellen konfrontiert ist, suchen Verteidigungsauftraggeber nach neuen Mitarbeitern. Mitarbeiter von Continental in Gifhorn, die derzeit Entlassungen erfahren, könnten neue Chancen bei Rheinmetall in Unterlüß finden, etwa 55 Kilometer entfernt und ebenfalls in Niedersachsen. Dort plant Rheinmetall, Artilleriegranaten, Sprengstoffe und Teile für Raketenartillerie herzustellen. Insgesamt sind rund 500 neue Stellen geplant.
Nicht nur Produktionsarbeiter haben die Chance, umzuswitch: Rheinmetall überlegt auch Softwareexperten zu beschäftigen, da Continental auch in seinem Softwarebereich Rückschläge erleidet. Die Berichte von "Handelsblatt" schlagen Lindau am Bodensee-Mitarbeiter vor, die möglicherweise Entlassungen zu erwarten haben, denn die Rheinmetall-Standorte in Stockach am Bodensee, wo das Unternehmen elektronische und optische Systeme entwickelt, könnten ein möglicher Ort sein.
Continental ist nicht der einzige Lieferant, der Rheinmetall bei der Beschäftigung neuer Mitarbeiter helfen könnte. Bosch, ZF und Mahle, die ebenfalls Stellenkürzungen durchführen, sind angeblich in Verhandlungen mit Rheinmetall. Ein ZF-Sprecher bestätigte dies: "Nachdem ZF die Produktion auf seinem Standort in Gelsenkirchen bis Ende 2024 beenden will, kontaktieren uns zahlreiche renommierte Unternehmen nach qualifizierten Arbeitern - ähnlich der Situation der 'Energiewende'."
Insgesamt könnten bis zu 160.000 Stellen in der Autoindustrie betroffen sein. Der Rüstungssektor hingegen wächst aufgrund des Konflikts in der Ukraine. Trotzdem geht die Autoindustrie in großem Stil Entlassungen vornehmen, da für die Herstellung von Elektrofahrzeugen weniger Arbeitskräfte benötigt werden. Continental schneidet allein in seinem Automobilbereich Tausende von Stellen ab.
Continental informiert derzeit Mitarbeiter über mögliche Stellen bei Rheinmetall und bietet notwendige Ausbildung an. Sie haben bereits Mitarbeiterübergänge mit Siemens Mobility und Stiebel Eltron organisiert.
Dieses Jahr hat Rheinmetall seinen operativen Umsatz um 60% auf 134 Million Euro gesteigert. Das Umsatzvolumen stieg um 16% auf nahezu 1,6 Milliarden Euro. Weiterhin hat ihr Auftragsaufstand um rund 43% zugenommen und ihr Auftragsstapel einen Rekordwert von 40 Milliarden Euro erreicht. Rheinmetall prognostiziert einen 40%-Anstieg des Gesamtumsatzes.