Bahn sucht Interessenten per Werbung für milliardenschweren Deal
Auf der Suche nach einem Käufer für ihre Logistiktochter Schenker hofft die Deutsche Bahn auf ein Angebot von Lesern einer großen US-Zeitung. Ein Akt der Verzweiflung oder der Notwendigkeit?
Die Anzeige versteckt sich im Technikteil, direkt unter Nachrichten über den Online-Versandhändler Amazon, der ein berühmtes Brettspiel verfilmen will: Im Wall Street Journal warb die Deutsche Bahn um ihre Käufer. Logistiktochter Schenker.
„Die Deutsche Bahn beabsichtigt, das gesamte Aktienkapital der Schenke AG offen, transparent und diskriminierungsfrei zu veräußern“, hieß es in der einfachen Anzeige. Die geplante Übernahme umfasste alle Anteile am Verkäufer, der Bahngesellschaft und ihren Tochtergesellschaften. Interessenten werden gebeten, sich bis Mitte Januar an die Investmentbanken Goldman Sachs und Morgan Stanley zu wenden; die Gruppen haben in Anzeigen entsprechende E-Mail-Adressen angegeben.
Dies ist ein bemerkenswerter, für manche Finanzexperten sogar absurder Ansatz, wenn man bedenkt, um wie viel Geld ein möglicher Deal gehen könnte und welche Banken ihn unterstützen. Ehrlich gesagt könnte man fragen, ob Morgan Stanley und Goldman Sachs, zwei der bekanntesten M&A-Banken, keinen Käufer finden und daher zwangsläufig nach Möglichkeiten bei der Leserschaft des Journals suchen. Laut Medienberichten rechnen die Bahnen mit Einnahmen in Milliardenhöhe, bestenfalls sogar im zweistelligen Bereich. Laut Reuters soll die Finanzwelt Schenker zuletzt sogar mit 15 Milliarden Euro bewertet haben. Die Deutsche Bahn bereitet seit Monaten den Verkauf ihrer Logistiktochter vor. Sie hofft, mit dem Erlös einen Teil ihrer riesigen Schulden abbezahlen zu können.
Aber was ist mit Print-Suchanzeigen? Was noch wichtiger ist, auf Englisch ein Geschäftspoststempel? M&A-Experten halten den ungewöhnlichen Ansatz aus Sicht der Bahn für eine Selbstverständlichkeit. „Aus rechtlichen Gründen muss die Ankündigung über international verbreitete Printmedien erfolgen, damit sie für alle potenziellen Interessenten sichtbar ist“, sagte ein Unternehmenssprecher auf Nachfrage. Die Maßnahme steht im Einklang mit dem wettbewerbsorientierten, transparenten, diskriminierungsfreien und bedingungsfreien Ausschreibungsverfahren des europäischen Beihilfenrechts.
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ist das so? Branchenexperten neigen dazu, verwundert den Kopf zu schütteln. Man kann es so festhalten: „Die ganze Welt weiß davon, und der Verkäufer (hier indirekt die deutsche Regierung) hat niemanden als potenziellen Käufer ausgeschlossen. Das bedeutet, dass der Vorgang nicht gerichtlich angefochten werden kann“, sagt Mark aus Deutschland Mark Miller erklärt. Hamburger Investmentbank Carlsquare. Allerdings glauben Berater, dass Printwerbung selten ist. „Das habe ich noch nie bei einer großen Transaktion gesehen“, sagte Miller, der seit mehr als 20 Jahren in der Branche tätig ist.
Unternehmen wenden sich häufig an spezialisierte M&A-Beratungsunternehmen, die unter ihren Kontakten in relevanten Branchen nach geeigneten Käufern suchen. Miller sagte, auch Handelsdatenbanken wie Mergermarket, die nur Investmentbanken und Finanzinvestoren zugänglich seien, seien hilfreich. „Ich bin mir sicher, dass unsere Kollegen von Goldman Sachs und Morgan Stanley keinen der Spitzenkandidaten vergessen haben“, sagte Miller mit Blick auf die beiden von der Deutschen Bahn beauftragten Investmentbanken. „Aber manchmal kommen Käufer von ungewöhnlichen Orten.“
Printanzeigen könnten auch darauf hindeuten, dass der Verkaufsprozess schwieriger sei, als das Unternehmen denkt, sagte der Berater. „Investmentbanken müssen Zugang zu relevanten Käufern haben, die sich für attraktive Angebote einsetzen“, sagte Miller. „Wenn ein solches Verfahren der Öffentlichkeit zugänglich gemacht würde, hätte es niemanden auf der Rednerliste interessiert.“
Allerdings ist es auf jeden Fall sinnvoll, vor einem Trade eine Berichterstattung durch die Presse zu machen. Aber Miller sagte, er werde keine Werbung dafür schalten und es subtiler machen. Zum Beispiel Interviews mit Medien oder Podcasts. Ob sich die Bemühungen der Deutschen Bahn lohnen, wird sich spätestens am 15. Januar zeigen. Dann sollte die Käufersuche abgeschlossen sein.
Dieser Artikel erschien zuerst auf Capital.de
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Quelle: www.ntv.de