Arbeitskampfmaßnahmen im Bausektor
Das Baugewerbe ist ein bedeutender Arbeitsplatzanbieter in Deutschland, und die IG BAU setzt sich für höhere Löhne ein. Den Schlichterspruch wertet die Gewerkschaft als Sieg, doch die Arbeitgeber behindern ihn.
In der kommenden Woche wird die IG BAU Streiks auf den großen deutschen Baustellen durchführen, zunächst an ungenannten Standorten in Niedersachsen. Weitere gezielte Streiks sind für Dienstag bundesweit geplant. Die Tarifverhandlungen waren ins Stocken geraten, nachdem die beiden Arbeitgeberverbände ZDB und HDB einen Schlichterspruch nicht akzeptieren wollten.
Die Wahl Niedersachsens ist darauf zurückzuführen, dass die Arbeitgeber dort und in einigen anderen Regionen die Umsetzung des Schlichterspruchs verhindern. Am Montag ist eine zentrale Kundgebung in Osnabrück geplant.
IG BAU hatte den Schlichterspruch akzeptiert
Die Arbeitgeber hatten den Schlichterspruch angefochten. Die Empfehlung enthalte Fehler und berücksichtige nicht die schwierige wirtschaftliche Situation der Branche, argumentierten sie. Die IG BAU hatte dagegen den Schlichterspruch aus der Feder des ehemaligen Präsidenten des Bundessozialgerichts, Rainer Schlegel, akzeptiert. Demnach sollen die Löhne im Mai pauschal um 250 Euro und in 11 Monaten um 4,15 Prozent im Westen und 4,95 Prozent im Osten steigen.
Seit kurzem gewähren die Arbeitgeber den Arbeitnehmern freiwillige Lohnerhöhungen. Die Arbeitgeberverbände HDB und ZDB haben eine Erhöhung von 5 % im Westen und 6 % im Osten vorgeschlagen. Auch die Mindestlohngruppe 1 soll ab 1. Mai bundesweit auf 14 Euro pro Stunde steigen. Der Vorschlag ist großzügiger als die bisherigen Lohnforderungen der Arbeitgeber vor der Schlichtung.
Der HDB verurteilte die angekündigten Streiks. "Jeder Tag ohne Bau bedeutet für unsere Unternehmen einen wirtschaftlichen Schaden, insbesondere auf dem unsicheren Wohnungsbaumarkt", sagte HDB-Hauptgeschäftsführer Tim-Oliver Müller auf Nachfrage. "Dieser wirtschaftliche Schaden betrifft auch unsere Mitarbeiter, die für uns unverzichtbar sind." Entscheidend ist, dass die Verhandlungen mit der IG BAU so schnell wie möglich wieder aufgenommen werden. "Bis dahin sollten wir von weiteren Provokationen absehen, da dies nicht im Sinne der Beschäftigten ist."
"Die Arbeitgeber haben ihre Chance nicht genutzt"
"Die Arbeitgeber haben ihre Chance nicht genutzt und sich über ihre Verantwortung hinweggesetzt", erklärte der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft, Robert Feiger, in Frankfurt. Die Streiks würden für die Unternehmen automatisch teurer werden: "Wir sind jetzt wieder bei unserer ursprünglichen Forderung nach 500 Euro mehr pro Monat für alle Beschäftigten."
Das Baugewerbe ist mit rund 930.000 Beschäftigten einer der größten Arbeitgeber in Deutschland und mit einem Umsatz von 162 Milliarden Euro im Jahr 2023 nach Angaben des Branchenverbandes ZDB ein wichtiger Bestandteil der deutschen Wirtschaft. Der Sektor stützte die Wirtschaft jahrelang während des Immobilienbooms, wandelte sich aber aufgrund der Krise im Wohnungsbau zu einem Problemsektor.
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Quelle: www.ntv.de