Ampel verzögert „Entscheidungsrunde“
Dreieinhalb Wochen nach dem überraschenden Urteil in Karlsruhe sucht die Ampelgewerkschaft weiter nach einem Ausweg aus der Haushaltskrise. Am Sonntagabend treffen sich Bundeskanzler Scholz, Vizekanzler Habeck und Finanzminister Lindner in Berlin. Sie können noch nicht durchbrechen.
Die Verantwortlichen der Ampel-Allianz suchen weiterhin nach Mitteln für den Bundeshaushalt 2024. Nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa wurden die Verhandlungen am Sonntagabend auf Montag dieser Woche verschoben. Bundeskanzler Olaf Scholz, Vizekanzler Robert Habeck und Finanzminister Christian Lindner führten am Sonntagabend Gespräche im Kanzleramt, der Verlauf der Gespräche war unklar. Nach Angaben des Bündnisses gilt diese Konsultation als „entscheidende Runde“. Nach wochenlangen Diskussionen drängt Scholz auf eine Lösung.
Bei einer SPD-Sitzung am Wochenende zeigte sich der Ministerpräsident zuversichtlich, dass eine Einigung erzielt werden könne. Eine Kürzung der Sozialleistungen schloss er aus. Unterdessen sprach sich FDP-Fraktionschef Christian Dürer erneut gegen Steuererhöhungen zur Finanzierung des neuen Haushalts aus. „Es ist verboten, in den Ländern mit den höchsten Steuern Steuern zu erhöhen“, sagte er der deutschen Fernsehsendung „Berlin Direkt“. Wer in Deutschland darüber spricht, die „Superreichen“ stärker zu besteuern, meint meist mittelständische Familienunternehmer. „Das bedeutet, dass Sie nichts anderes als Arbeitsplätze besteuern“, sagte er.
Doerr plädiert dafür, den Konsolidierungspfad bei der Haushaltserstellung nicht zu verlassen. „Der Bundeshaushalt wird im nächsten Jahr etwa 450 Milliarden Euro betragen. Das ist viel mehr als in der Vor-Covid-Zeit. Das heißt, der Gesamthaushalt ist tatsächlich gestiegen“, sagte er. Jetzt können Sie sich einen Moment Zeit nehmen und genauer prüfen, wo Sie sparen können, um ein solides Budget zu erstellen. „Jetzt muss Einigkeit herrschen. Die Bundesregierung hat noch eine Aufgabe zu erledigen. Die Bundesregierung hält jetzt, was sie verspricht.“
Die Liberaldemokraten wollen „auf jeden Fall“ in der Regierung bleiben
Andererseits sprach sich die SPD-Parteitagung am Wochenende indirekt dafür aus, die Schuldenbremse im Jahr 2024 erneut auszusetzen. Die Delegierten beschlossen einstimmig, dass „der in der Verfassung vorgesehene Haushaltsspielraum“ im Interesse des Volkes genutzt werden müsse. Politisch wurden durch den Krieg in der Ukraine die Voraussetzungen für einen Notstand geschaffen, der eine verstärkte Kreditaufnahme ermöglichen würde. Der Wortlaut lässt noch Interpretationsspielraum.
Verkehrsminister Volker Wissing verteidigte die Linie seiner Partei. Lindners Haltung war sehr klar: Er sagte, die Unterstützung der Ukraine sei absolut notwendig. „Gleichzeitig will er einen Haushalt, der zu 100 Prozent verfassungskonform ist“, sagte Wissing dem ARD-Berlin-Report. Auf Spekulationen, dass die Liberaldemokraten aufgrund der Haushaltskrise aus der Regierung ausscheiden könnten, antwortete der Minister: „Die Liberaldemokraten wollen dieses Land gestalten.“ Auf die Frage, ob er auch in die Regierung eintreten werde, betonte er: „Natürlich.“
Wird der Haushalt erst Ende Januar verabschiedet?
Mitte November hat das Bundesverfassungsgericht die im Haushaltsplan 2021 in den Klima- und Transformationsfonds umgewidmeten 60 Milliarden Euro für ungültig erklärt. Das Geld wurde als Corona-Kredit bewilligt, sollte dann aber für Klimaschutz und wirtschaftliche Modernisierung verwendet werden.
Gleichzeitig entschieden die Richter, dass der Staat Notkredite nicht für künftige Jahre zurückstellen könne. Doch der Bund tut dies mit Sondermitteln – was nun zu weiteren Löchern im Haushalt führt. Lindner sieht beim Kernhaushalt 2024 mit 17 Milliarden Euro „Handlungsbedarf“. Zudem fehlen in den kommenden Jahren 60 Milliarden Euro aus dem sogenannten Klima- und Transformationsfonds (KTF), einem vom Kernhaushalt finanziell getrennten Sonderfonds.
Torsten Herbst, Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, sagte gegenüber Bild, die Ampelkoalition müsse genügend Zeit brauchen, um einen Verfassungshaushalt vorzubereiten. Er stellte eine Verabschiedung im Bundestag bis Ende Januar 2024 in Aussicht. „Aber wir stehen nicht unter Druck und der Zwischenhaushalt stellt kein Problem dar. Ich bin optimistisch, dass der Bundestag den Verfassungshaushalt Ende Januar verabschieden wird“, sagte Herbst.
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Quelle: www.ntv.de