Abschied von einem altgedienten Umweltschützer
Jürgen Trittin gilt als der Inbegriff der Grünen Partei. Vor kurzem hat er angekündigt, sich endgültig aus der Tagespolitik zurückzuziehen. Im Interview in der ARD-Talkshow "Maischberger" lässt er seine politische Karriere Revue passieren und wirft sogar einen Blick in die Zukunft.
Er war eine prominente politische Figur: Trittin war Bundestagsabgeordneter, Spitzenkandidat der Grünen und Bundesumweltminister. Sein größtes Verdienst ist der Atomausstieg in Deutschland, auch wenn er diesen Titel nur ungern trägt. Seinen Abschied feierte er mit einem besonderen Gast - Altkanzlerin Angela Merkel. Trotz ihrer politischen Differenzen und 16 Jahren erfolgloser Versuche, sie als Kanzlerin abzulösen, lud Trittin sie ein, die Laudatio auf seiner Abschiedsfeier zu halten.
Der schicksalhafte Moment für Trittin kam 2013, als die CDU/CSU eine Koalition mit der FDP einging, die kläglich scheiterte. Kurz darauf gab es Sondierungsgespräche mit den Grünen, die aber andere Schwerpunkte setzten, etwa beim Klimaschutz und bei Investitionen in die Bildung. Die CDU/CSU zeigte kein Interesse an diesen Initiativen und ließ die Grünen unangetastet. Die schwarz-grüne Koalition dauerte bis zur großen Koalition vor acht Jahren.
Der Grund für das Scheitern der FDP waren die häufigen Meinungsverschiedenheiten zwischen ihr und der CSU. Ähnliche Spannungen gab es auch in der Ampelkoalition, allerdings begannen die Auseinandersetzungen erst viel später in der Zusammenarbeit der Parteien.
Zukunft der Ampel-Koalition
Für Trittin hängt das Schicksal der Ampelkoalition von den Haushaltsberatungen ab. Zwar scheinen alle Koalitionspartner die Koalition durchziehen zu wollen, doch glaubt er, dass bei einem Scheitern der Haushaltsverhandlungen eine der Parteien beschließen könnte, die Regierung vorzeitig zu beenden. Er ist jedoch optimistisch, dass dies nicht passieren wird, da das strategische Interesse an der Aufrechterhaltung der Koalition größer ist.
Seiner Meinung nach sollten sich die Koalitionsmitglieder darauf konzentrieren, schwierige Zeiten durchzustehen und ihre Leistungen im bevorstehenden Wahlkampf zu präsentieren.
Ausstieg aus der Kernenergie
Eine wichtige Errungenschaft ist der Atomausstieg, für den er sich seit Jahrzehnten einsetzt. Inzwischen stammen 60 % des deutschen Stroms aus erneuerbaren Energiequellen. Außerdem sind Kernkraftwerke unerschwinglich teuer. Der einzige Wiederaufbau eines Reaktorkerns in den USA liegt 45 Jahre zurück. Diese Faktoren motivierten seinen langen Kampf für den Ausstieg in Deutschland.
Trittin unterstützte auch die Beteiligung der Bundeswehr an den Kriegseinsätzen im Kosovo 1998, in Mazedonien und in Afghanistan. Die Grünen werden heute oft als Kriegsbefürworter gesehen. Trittin betont, dass dies ein Irrtum ist. "Der Kriegstreiber von heute ist Wladimir Putin", sagt er und empfiehlt Deutschland, in die Landesverteidigung zu investieren und Rüstungsdefizite abzubauen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Jürgen Trittin eine zentrale Rolle in der Geschichte der Grünen Partei gespielt hat und ein bemerkenswertes Erbe hinterlässt. Zu seinen wichtigsten Errungenschaften zählen der Atomausstieg und das Eintreten für die Beteiligung der Bundeswehr an Kriegseinsätzen. Wird sein größter Triumph noch bevorstehen? Würde Angela Merkel der Grünen Partei beitreten? Die Zeit wird es zeigen.
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Quelle: www.ntv.de