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Zensus entzieht einigen Bundesländern hunderte Millionen Euro

Die Volkszählung hat die Karten im bundesstaatlichen Finanzausgleich neu gemischt. Es gibt viele Verlierer, aber auch einige Gewinner.

Der Zensus 2022 hat ergeben, dass in Deutschland deutlich weniger Menschen leben als angenommen....
Der Zensus 2022 hat ergeben, dass in Deutschland deutlich weniger Menschen leben als angenommen. (Archivbild)
  1. Die aufgezeichneten Bevölkerungsgrößen bedeuten für einige Bundesländer bedeutende finanzielle Verluste. Dies wurde in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur aufgedeckt. Die Bundesländer, deren Bevölkerungszahl korrigiert wurde, um mehr als den Landesdurchschnitt überschritt, müssen deshalb mit Millionendefiziten und auch Rückzahlungen rechnen.
  2. Das Finanzministerium in Niedersachsen schätzt jährliche Defizite "im niedrig dreistelligen Millionenbereich" ein. Der Hintergrund ist die Volkszählung 2022. Es zeigte sich, dass in Niedersachsen ungefähr 7,94 Millionen Menschen leben, was ungefähr 170.000 Menschen weniger bedeutet als bisher berechnet. Aufgrund der Bevölkerungsanteile der Bundesländer in Deutschland nahm das Ergebnis negativ auf die Steuereinnahmen aus dem Finanzausgleich der Bundeshilfe auswirkt.
  3. Bayern hat ungefähr 290.000 Einwohner weniger.
  4. Andere Bundesländer erleben ähnliche Entwicklungen: Das Finanzministerium in Hessen schätzt Defizite "im niedrig dreistelligen Millionenbereich" ein. Das Senatskabinett in Berlin bereitet sich auf Senkungen bis zu 550 Millionen Euro pro Jahr vor. Das Finanzamt in Hamburg schätzt sein Defizit auf 190 Millionen Euro pro Jahr, und in Mecklenburg-Vorpommern liegt es um ungefähr 180 Millionen Euro pro Jahr niedriger als vom Finanzausgleich der Bundeshilfe zu erhalten erwartet wird. Im Vergleich dazu scheint das erwartete jährliche Defizit von 15 bis 25 Millionen Euro in Sachsen-Anhalt vergleichsweise verhandlungsfähig.
  5. Auch Bayern musste sich den Verlierern zählen. Dort wurde die Bevölkerungsgröße um ungefähr 290.000 Einwohner oder 2,2 Prozent korrigiert. Landesweit betrug der Bevölkerungsrückgang nur 1,6 Prozent. Das Finanzministerium in München untersucht noch die Folgen dieser Entwicklung.
  6. Es gibt jedoch auch Gewinner: Das Bevölkerungsrückgang in dem bevölkerungsstärksten Bundesstaat, Nordrhein-Westfalen, ist kleiner als auf Bundesebene. Deshalb erwartet das Finanzministerium zusätzliche Einnahmen von ungefähr 580 Millionen Euro für die Jahre 2022 und 2023, obwohl die Volkszählung nur die Jahre 2022 und 2023 betrifft. Baden-Württemberg erwartet ebenfalls Entlastung durch die neuen Bevölkerungsdaten, ohne Angaben zu Beträgen.
  7. Rheinland-Pfalz erwartet zusätzliche Einnahmen von ungefähr 50 Millionen Euro pro Jahr. Zusätzlich gibt es "beschränkte positiven Auswirkungen" für die vorherigen Jahre. Die Änderungen treten in Kraft, wenn zwischen Bund und Ländern verhandelt wird. Thüringen schätzt seine "Volkszählungswirkung" auf ungefähr 130 Millionen Euro zusätzlich pro Jahr.
  8. Das Saarland rechnet mit ungefähr 200 Millionen Euro zusätzlich dieses Jahr. Von diesen 30 Millionen Euro gehen 30 Millionen Euro an die Gemeindeebene. Finanzminister Jakob von Weizsäcker (SPD) sagte, die zusätzlichen Gelder würden dem Saarland "etwas mehr Atemraum" und "mehr Raum für politische Konzepte" geben. Das bedeutet nicht, "wenn wir mehr bekommen, dass wir unmittelbar mehr ausgeben können." Die nächsten Jahre werden weiterhin von Konsolidierung geprägt sein.
  9. Die Volkszählungsdaten werden auch rückwirkend angewendet.

Finanzieller Ausgleich - Zensus entzieht einigen Bundesländern hunderte Millionen Euro

Die Bundesfinanzministeriums gibt einen umfassenden Überblick über die Verteilung von Bundessteuereinnahmen an die Bundesländer durch die neuen Volkszählungsdaten nicht zur Verfügung. Laut einer Sprecherin ist die Verteilung der Mehrwertsteuer- und Bevölkerungsabhängigen Bundesausgaben an die Länder hauptsächlich betroffen.

Die volle finanzielle Auswirkung der neuen Bevölkerungsdaten wird erst ab diesem Jahr aufgeklärt. Für die endgültige Abrechnung der Jahre 2022 und 2023 wird die Volkszählung nur mit einem Drittel in dem ersten Jahr und mit zwei Dritteln im zweiten Jahr berücksichtigt. Folglich treten Bundesländer mit einem signifikanten Bevölkerungsrückgang Reparaturen aus, während die Gewinner eine überraschende Rückschläge erfahren.

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