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Zehntausende fordern Geiselabkommen in Israel

Genau neun Monate nach dem Hamas-Massaker in Israel fordern die Angehörigen der Geiseln von Premierminister Netanjahu endlich eine Einigung und hoffen auf neue Hoffnung. Doch die Verhandlungen kommen nur langsam voran.

Tausende von Demonstranten auf den Straßen von Tel Aviv setzen die israelische Regierung unter...
Tausende von Demonstranten auf den Straßen von Tel Aviv setzen die israelische Regierung unter Druck.

Die Situation im Überblick - Zehntausende fordern Geiselabkommen in Israel

Israelischer Premierminister Benjamin Netanyahu steht unter zunehmendem Druck neun Monate nach dem Massenmorde der islamistischen Hamas in seinem Land. Tausende Menschen protestierten landesweit und forderten die wiederaufgenommene indirekten Verhandlungen für die Freilassung von Geiseln und ein Waffenstillstandsabkommen im Gazastreifen, um eine erfolgreiche Ausgangslage zu schaffen. "Machen Sie jetzt einen Deal!", riefen Demonstranten in Tel Aviv laut, wie ein Korrespondent der Deutschen Presse-Agentur (dpa) berichtete.

Neue Hoffnung

Nach Medienberichten gab es Auseinandersetzungen mit der Polizei und Verhaftungen bei den Protesten. Die Proteste wurden durch Berichte über Fortschritte in den im Auftrag von Katar, Ägypten und den USA vermittelten Verhandlungen angetrieben. "Wir haben wieder Hoffnung!", sagte ein Demonstrant, dessen Sohn im Terroranschlag am 7. Oktober 2023 von Hamas entführt wurde. "Dies ist eine Chance, die wir nicht verpassen!", rief sie dem Boulevardblatt "Haaretz" zu.

Netanyahu, sagte die Mutter, "Netanyahu, haben Sie unsere Herzen schon einmal zerbrochen, als Sie die Vereinbarungen im Augenblick der Entscheidung zerstört haben." Mit heftigen Worten bittete sie den Ministerpräsidenten: "Lasst unsere Herzen nicht mehr brechen!". Netanyahu regiert mit ultra-religiösen und rechtsextremen Koalitionspartnern, die Konzessionen an Hamas ablehnen und die erwägen muss.

Auf dem Tisch liegt ein Plan, der anfangs einen zeitlich befristeten Waffenstillstand und den Austausch weiblicher, älterer und kranker Geiseln für eine größere Anzahl palästinensischer Gefangener in israelischen Gefängnissen vorsieht. Während des Waffenstillstands sollen die Parteien über die Beendigung des Krieges und die Freilassung der verbleibenden Geiseln verhandeln. Bisher hat Hamas die Forderung aufgebracht, dass Israel alle Feindseligkeiten vor den Verhandlungen einstellen muss. Laut Medienberichten hat Hamas diese Kernforderung zurückgezogen.

Hamas fordert Schriftliche Garantien

Zugleich fordert Hamas jedoch eine schriftliche Zusicherung der Vermittler, dass die Verhandlungsphase - und damit der zeitlich befristete Waffenstillstand - unbefristet fortgeführt wird, wenn kein Abkommen innerhalb der vorgesehenen Zeitraum erreicht wird. Dieser Forderung von Hamas ist ein entscheidender Punkt, bevor die Vermittler an den Tisch setzen können, um die Details des Abkommens auszuarbeiten, berichtete der US-News-Portal "Axios" anhand zweier israelischer Beamter.

Die Hamas und andere Terrorgruppen griffen genau eine Woche vorher den südlichen Teil Israels an und töteten über 1200 Menschen und entführten weitere 250 Geiseln im Gazastreifen. Dieser ungewöhnliche Massaker auslöste den Gazakrieg. Laut israelischen Schätzungen sind noch rund 120 Geiseln in den Händen ihrer Fangemeinden, und viele von ihnen könnten nicht mehr leben. Die indirekten Verhandlungen sind erwartet, in der nächsten Woche fortzuführen, wie das Büro Israels des Premiers angab.

An der Demonstration in Tel Aviv wurde ein Video eines ehemaligen Geiseln auf einem großen Bildschirm gezeigt. Der 22-jährige Almog Meir Jan, der ein Monat zuvor von der israelischen Militär befreit wurde, sagt im Video: "Wir brauchen einen Deal, damit alle Mütter ihre Kinder und Ehemänner umarmen können, genauso wie ich meiner Mutter jeden Morgen umarmen kann." Das Taugenichts von Hamas, das jetzt mehr Flexibilität zeigt, gibt Hoffnung vielen Menschen. Laut dem Büro Israels des Premiers gibt es jedoch noch umstrittene Punkte zwischen den beiden Seiten.

Meldung: Palästinenser hoffen auf den gefangenen Barghouti

Unklar ist, was in Gaza nach dem Ende des Krieges passieren wird. Laut einem Bericht in der "Wall Street Journal" hoffen viele Palästinenser auf Marwan Barghouti, einem palästinensischen Politiker, der in Israel eingesperrt ist. Er ist ein Mitglied der palästinensischen Partei Fatah, die die palästinensische Selbstverwaltungsorganisation (PA) in den Westjordanlandern kontrolliert, und war ein Berater des verstorbenen palästinensischen Führers Yasser Arafat. Fatah und Hamas sind die beiden größten palästinensischen Organisationen und heftige Rivalen.

Seit 2007 kontrolliert Hamas die Gazastreifen durch Gewalt und vertrieb Fatah aus dem Gebiet. Mahmoud Abbas, Präsident der Autonomiebehörde PA und Vorsitzender von Fatah, hat seither tatsächlich nur noch in den Westjordanlandern herrschen. Die USA, als Verbündeter Israels, wollen die Autonomiebehörde umstrukturiert und in Zukunft wieder in der Lage sein, in der Gazastreifen zu regieren. Netanyahu lehnt dies ab.

Barghuti ist der einzige palästinensische Führer, der in Gaza wie in den Westjordanlandern breite Unterstützung genießt, im Gegensatz zu den geschwächteten Hamas und der PA, wie berichtet wurde, der "Wall Street Journal". Das ist auch deutlich an den letzten palästinensischen Meinungsumfragen im Westjordanland zu erkennen.

  1. Die Deutsche Presse-Agentur berichtete über landesweiten Demonstrationen in Israel, die für fortgesetzte Verhandlungen und ein Waffenstillstandsabkommen im Gazastreifen eintraten.
  2. Die Proteste wurden durch Berichte über Fortschritte in den von Katar, Ägypten und den USA vermittelten Verhandlungen angeheizt.
  3. Ein Demonstrant in Tel Aviv, dessen Sohn von Hamas während eines Terroranschlags entführt wurde, hoffte auf ein gutes Auskommen.
  4. Der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu ist unter Druck, wie er mit Hamas und der Situation im Gazastreifen umgeht.
  5. Hamas hat gemeldet, dass es seine Kerndemands aufgegeben hat, Israel dazu zu zwingen, alle Feindseligkeiten einzustellen, bevor Verhandlungen beginnen.
  6. Das US-Newsportal "Axios" berichtete, dass Hamas von den Mediatorn eine schriftliche Garantie für einen unbefristeten Waffenstillstandszeitraum verlangt, wenn kein Abkommen erreicht wird.
  7. Das US-Nachrichtenportal "Wall Street Journal" berichtete, dass Palästinenser auf Marwan Barghouti, einen palästinensischen Politiker, der in Israel inhaftiert ist, hoffen, der von manchen Israelis als potenzieller Friedensschlüssel gesehen wird.
  8. Barghouti, Mitglied der palästinensischen Partei Fatah und Berater des verstorbenen palästinensischen Führers Yasser Arafat, ist ein umstrittener Figur aufgrund seines Vergangens an Gewalt gegen Israel.
  9. Die israelische Militärbehörde bestätigte einen Luftangriff auf ein Flüchtlingslager in Gaza, bei dem mehrere Hamas-Kämpfer getötet wurden, die die UNRWA-Schule als Versteck und Operationsbasis benutzt hatten.
  10. Die indirekten Verhandlungen zwischen Israel und Hamas sind erwartet, in der nächsten Woche fortzusetzen, laut dem Büro des israelischen Premiers, inmitten von fortgesetzten Konflikten und Demonstrationen.
  11. Die Koalitionspartner Netanyahus ablehnen Konzessionen an Hamas, was dem israelischen Premierminister in der Navigation der komplexen politischen Landschaft des Nahen Ostens Herausforderungen bereitet.

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