Naturschutz - World Nature Summit: Finanzierung für erste Projekte verfügbar
Genau ein Jahr nach dem Abschluss des Weltnaturschutzabkommens in Montreal (Kanada) sprechen einige Wissenschaftler weiterhin von einem globalen Meilenstein für den Naturschutz. Es gibt aber auch kritische Stimmen. Die Finanzierung des ersten Projekts steht nun zur Verfügung. Experten sagen, die Bilanz Deutschlands sei solide.
Die Natur tut schlechte Dinge
Die Artenvielfalt nimmt dramatisch ab. Zu den Treibern zählen das Bevölkerungswachstum durch Stadterweiterung, die Umwandlung natürlicher Flächen in Weide- und Ackerland, Umweltverschmutzung und Klimawandel. Beim Weltnaturgipfel am 19. Dezember 2022 in Montreal einigten sich rund 200 Länder auf 23 Ziele, die bis 2030 erreicht werden sollen. Es geht darum, die Natur wiederherzustellen und nachhaltiger zu nutzen. Wie sind die bisherigen Fortschritte?
Erstmalige Finanzierung verfügbar
Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) hat wichtige Fortschritte bei der Finanzierung des Naturschutzes erzielt. „Die Einrichtung des Global Conservation Fund im August ist ein wichtiger Schritt bei der Mobilisierung der notwendigen Ressourcen“, sagte David Ainsworth, Sprecher des Sekretariats des Übereinkommens über die biologische Vielfalt. Fast 200 Länder sind Vertragsparteien des Übereinkommens von 1993.
Deutschland zahlte im September 40 Millionen Euro in den Fonds ein. Mit einer Finanzierung von mehr als 200 Millionen US-Dollar, dank der Beiträge aus Kanada und dem Vereinigten Königreich, kann der Fonds nun seine Arbeit aufnehmen. Über die ersten Projekte, die im Laufe des Jahres finanziert werden sollen, wird Anfang 2024 entschieden. Bundeskanzler Olaf Schulz hat bei der Generalversammlung der Vereinten Nationen im September 2022 in New York viele Zusagen gemacht: Deutschland wird ab 2025 jährlich 1,5 Milliarden Euro für den internationalen Artenschutz bereitstellen.
Der Fonds ist eines der Ziele des World Nature Summit bis 2030. Bis 2025 sollen ärmere Länder jährlich 20 Milliarden US-Dollar und bis 2030 jährlich 30 Milliarden US-Dollar an ärmeren Ländern unterstützt werden. Weiteres Ziel bis 2030: Mindestens 30 % der weltweiten Land- und Meeresflächen sollen geschützt werden. Wie genau diese Gebiete „wirksam geschützt“ werden können, bleibt unklar. Weitere 30 % werden der Natur zurückgegeben. Der Schaden von Pestiziden und Chemikalien für Mensch und Umwelt würde halbiert und bis zu 500 Milliarden US-Dollar an umweltschädlichen Subventionen würden abgeschafft.
Naturschützer haben keine Jubelstimmung
Der deutsche Umweltverband WWF sieht wenig Grund zum Feiern. Es fließt nicht genügend Geld in die Länder des globalen Südens. „Wenn auch reiche Industrieländer wie Deutschland nicht die versprochenen Mittel bereitstellen, werden die so feierlich beschlossenen Ziele zunichte gemacht“, sagte Florian Titze, Experte für internationale Politik beim WWF. „Der Natur sind Budgets egal.“ ... und die Schuldenbremse. Neben dem Vertrauensverlust sind auch die Biodiversitäts-Hotspots unseres Planeten bedroht, von denen alle Lebensgrundlagen abhängen.“
Wie wäre es in Deutschland?
Katrin Böhning-Gaese, Professorin für Ökologie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt, und Matthias Glaubrecht, Professor für Biodiversität an der Universität Hamburg, bezeichneten die Vereinbarung insgesamt als Meilenstein. Doch in Deutschland sehen sie kaum Fortschritte.
„Derzeit ist der Naturschutz in Schutzgebieten in Deutschland generell nicht sehr effektiv“, sagte Bonin-Gais. „Nur 25 % der Arten und 30 % der Lebensräume in Tier- und Pflanzenlebensräumen sind in einem guten Erhaltungszustand.“ Graubrecht sieht in Deutschland Schwierigkeiten, die Natur strikt zu schützen. Diskussionen über die Schaffung eines Ostsee-Nationalparks bei Fehmarn verdeutlichen dies erneut.
„Selbst wenn es darum geht, umweltschädliche Subventionen abzuschaffen, wie zum Beispiel die deutsche Zusage in Montreal, die Mehrwertsteuer auf Flüge und Fleisch zu senken, passiert außer leerem Gerede nicht viel. Ich sehe keine wirklich wirksamen Initiativen auf Bundesebene. Darauf sollte die Regierung hinarbeiten.“ die Ziele des World Nature Deal so schnell wie möglich zu erreichen.“
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Quelle: www.stern.de