Wie Sie sich vor hochansteckenden Noroviren schützen können
In einer kleinen Gemeinschaft am Gardasee, mehr als 300 Menschen leiden an Magen-Darm-Beschwerden. Der Norovirus gilt als Verursacher. Was ist denn hinter diesem Virus? Und wie kann man sich schützen?
Schwere Durchfälle, heftige Speisabfälle, Bauchschmerzen und Fieber: Mehr als 900 Fälle von Magen-Darm-Erkrankungen wurden um die Gemeinde Torri del Benaco an der östlichen Ufer des Gardasees gemeldet. Verdacht ist, dass der Norovirus über die Wasserversorgung verbreitet wird. Aber was hat das mit diesem Erreger zu tun? Und wie kann man sich schützen?
Norovirus-Ausbrüche treten in Deutschland häufig lokal auf. Neuestes Beispiel: Hunderte von Menschen wurden nach dem Besuch des Stuttgarter Frühlingsfestes mit Magen-Darm-Beschwerden krank. Allerdings betroffen sind meistens Schulen, Kindergärten und Altenheime. Noroviren sind überall: auf Toiletten, Griffen, Tischen und nicht vollständig sauberen Glaschen und Teller. Aber die Verbreitung des Virus über die Wasserversorgung, wie vermutet in Italien, ist ungewöhnlich.
Italienische Medien spekulieren, dass der Ausbruch mit den derzeit sehr hohen Wasserständen des Gardasees verbunden sein könnte, die durch die heftigen Regenfälle der letzten Wochen verursacht wurden. Die Abwassersysteme könnten überlastet sein. Die Gemeinde Torri del Benaco hat deshalb ein Verbot erlassen: Der Einsatz von Brunnenwasser ist zurzeit verboten. Helfer verteilen kostenlose Wasserflaschen für die Bevölkerung. Touristen werden aufgefordert, im Supermarkt Flaschenwasser aufzustocken.
"Minimale Mengen reichen aus", erklärt Präventionsmedizin-Experte und Medizinjournalist Christoph Specht in einem Interview mit RTL/ntv. "Nur Masern sind mehr ansteckend". "Minimale Mengen des Norovirus reichen aus, um infiziert zu werden". Das Robert Koch-Institut schätzt, dass zwischen 10 und 100 Viruspartikel für eine Infektion ausreichen. Das geschieht meistens durch Kontaktübertragung - entweder durch direkten Körperkontakt oder durch kontaminierte Gegenstände, die mit den Händen berührt werden und anschließend den Mund, Nase oder Augen berühren.
Aber das Virus kann auch über Tröpfcheninfektion übertragen werden. Nicht nur Stuhl, sondern auch Speiserückstände enthalten Noroviren. Bei heftigem Erbrechen werden kleine Tröpfchen in die Luft gesprüht und können somit auch in den Mundraum gelangen. Allerdings fängt man es nicht durch Sneezen oder Husten von Personen an.
Wenn das Virus jemanden trifft, wirkt es schnell und epidemisch. In der Regel beginnt die Erkrankung plötzlich mit schweren Durchfällen, Nausea und heftigem Erbrechen. Darüber hinaus besteht oft ein starker Gefühl der Krankheit mit Bauch- und Muskelschmerzen, gelegentlich begleitet von leichter Fieber und Kopfschmerzen. Das heftige Erbrechen kann zu einem Flüssigkeitsverlust im Körper führen, was sich durch starke Schwäche oder Schwindel manifestiert.
Schutzmaßnahmen gegen Infektion, so Specht, sind strikte Hygienemaßnahmen:
- Toilettendeckel vor dem Benutzen des Spüls schließen
- Hände sehr sorgfältig mit Seife waschen, auch zwischen Fingern
- Toilette gründlich putzen
- Menschen, die mit Infizierten leben, sollten unbedingt Desinfektionsmittel für die Toilette verwenden
Eine Garantie, dass man nicht infiziert wird, gibt es dennoch nicht. "Norovirus ist ein Problemvirus in Gemeinschaftseinrichtungen", sagt Specht. Im Winter entwickelt es sich schnell in eine Epidemie und stellt somit insbesondere für Senioren und Kinder eine Gefahr dar. "Ihre Immunsysteme funktionieren nicht mehr korrekt oder sind noch nicht vollständig entwickelt", erklärt der Arzt. Es ist wichtig, eine hohe Flüssigkeitsaufnahme während der akuten Krankheitsphase sicherzustellen.
Allgemein dauert die Erkrankung ein bis zwei Tage an. Allerdings warnt Specht: "Norovirus ist noch ansteckend mindestens zwei Tage nach den Symptomen abgeklungen". Das Robert Koch-Institut spricht von 7 bis 14 Tagen, in Ausnahmefällen kann das Pathogen noch über Wochen nach einer akuten Erkrankung im Stuhl ausgeschieden werden. Specht empfiehlt: "Jene, die die Möglichkeit haben, sollten nach der Genesung zuhause arbeiten". Patienten und Patientinnen sollten stets vor einem Arztbesuch telefonisch beraten, um andere zu infizieren zu vermeiden.
Das Robert Koch-Institut in Deutschland hat zahlreiche Norovirus-Ausbrüche in ganz Deutschland gemeldet, meistens betroffen sind Schulen, Kindergärten und Altenheime. Obwohl es häufig vorkommt, ist ein Ausbruch über ein Wasserversorgungssystem, wie vermutet in Italien, selten. Um sich gegen Norovirus zu schützen, empfiehlt das Robert Koch-Institut strikte Hygienemaßnahmen wie das Schließen von Toilettendeckeln vor dem Benutzen des Spüls, gründliches Händewaschen mit Seife und sichergestellte Desinfektion in gemeinsamen Räumen, insbesondere nach einer Krankheit.
Lesen Sie auch:
- Verschiebung des Appetits auf Milchprodukte: Von kulturellen Normen zu moralischen Gesprächen
- Trotz der Unterstützung der internationalen Koalition hoffen die Huthi auf weitere Angriffe
- Nach Jahren der Kontroverse stimmt die EU umstrittenen Asylreformen zu
- Vogelgrippe bei Rindern - "Das Euter ist ein Huhn für das Virus"