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Wie schwer ist das für Paketboten?

Der „Tatort“ der Gesellschaftskritik

Stress, Stress, Stress: Der Paketbote vor Weihnachten..aussiedlerbote.de
Stress, Stress, Stress: Der Paketbote vor Weihnachten..aussiedlerbote.de

Wie schwer ist das für Paketboten?

Wer den Bonus will, muss aus Zeitgründen in eine Flasche pinkeln: Der neue Sonntagabend-Krimi aus Köln nimmt sich dem prekären Umfeld der Paketbranche an. Dieses Thema ist auf so vielen Ebenen allumfassend.

Um halb fünf Uhr morgens stand Natalie Fürst (Tinka Fürst) bis auf die Haut durchnässt und zitternd in einem Paketzentrum in Köln. Sie trug ein Weihnachtsmannkostüm und war tatsächlich erschöpft. Dies ist ihr erstes Mal als verdeckte Paketzustellfahrerin, und es hat noch nicht einmal richtig begonnen. Was folgt, ist das tägliche Abenteuer der zehntausenden Güterkraftfahrer in Deutschland: Pakete be- und entladen bei jedem Wetter – hier regnet es in Strömen; dutzende Treppen hoch und runter laufen; von Empfängern, Vorgesetzten und anderen Autofahrern angeschrien werden; Schwierigkeiten, über die Runden zu kommen. Das Gehalt geht nach Hause.

„The Last of Others“ ist nicht nur ein wirklich brillanter Krimi, sondern vor allem ein heftiges Stück Gesellschaftskritik zur Hauptsendezeit. Die Instabilität und Auswüchse der Paketbranche sind seit langem bekannt, doch selten wurden sie so klar und deutlich aufgedeckt wie in diesem „Tatort“. Ein Lieferjunge pinkelte in eine Flasche, um keine Zeit damit zu verschwenden, seinem eigenen Lieferrekord (352 Pakete pro Tag) und den damit verbundenen Boni nachzujagen. Ein ehemaliger Postbote muss nach seiner Pensionierung weiterhin als Bote arbeiten, und ein ehemaliger Fahrer lebt auf der Straße und verkauft Zeitschriften an Obdachlose, nachdem sein Lieferwagen gestohlen wurde.

Bedingungen sind systematisch

Denn, und das wird in diesem Krimi deutlich, die Verhältnisse in der Branche sind systemisch. „Das Problem liegt in der Vielzahl undurchsichtiger Unterauftragsketten im Paketzustellprozess“, heißt es in einem Gutachten im Auftrag des Hugo-Sinzheimer-Instituts für Arbeits- und Sozialrecht der Hans-Böhler-Stiftung. In Deutschland heißt es, dass fast jeder Zweite der Fall sei Der Paketzusteller ist bei einem Subunternehmer beschäftigt. Beispielsweise können die arbeitsrechtlichen Regeln und relativ guten Arbeitsbedingungen, die bei der Post gelten, durch die Beauftragung von Subunternehmern umgangen werden – im Film dargestellt durch einen eher skrupellosen Firmenchef, der von den strengen Anforderungen des größeren Unternehmens getrieben wird. Klient.

Und sie haben ihr System vor einigen Jahren perfektioniert: Allein im Jahr 2016 hat sich die Zahl der bei der Bundesnetzagentur registrierten Paketdienstleister verdoppelt und ist seitdem sogar auf 72.000 gestiegen. Dem Bericht zufolge sind Einzelhandelsdienstleister, insbesondere Amazon, maßgeblich für dieses rasante Wachstum verantwortlich, da diese Unternehmen auf unabhängige Paketzusteller und nicht auf bekannte Paketdienstleister wie DHL und Hermes angewiesen sind.

Dies ist möglicherweise auch die größte Lücke im neuen Postgesetz, das derzeit von der Bundesregierung umgesetzt wird. Tatsächlich ist nach der Novelle der Kunde, also die Post oder ein anderes Versandhandelsunternehmen, für seine Subunternehmer verantwortlich: Verstöße gegen Arbeitssicherheitsstandards können Sanktionen nach sich ziehen. Doch während Post und Hermes als Postdienstleister gelten, agieren Unternehmen wie Amazon in einer anderen Branche und können das neue Gesetz umgehen. Für Tausende Paketzusteller heißt das weiterhin: Stress, Stress, Stress. Während sich alle anderen auf die schönste Zeit des Jahres freuen.

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Quelle: www.ntv.de

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