Wie Massentierhaltung Viren gefährlich macht
Von der harmlosen Infektion bei Hühnern zum tödlichen Krankheitserreger: Forscher untersuchen, wie sich das mittlerweile hochansteckende Marek-Virus im Laufe der mehr als 1.000-jährigen genetischen Entwicklung entwickelt hat. Es stellt sich heraus, dass Massentierhaltung und Impfungen tödliche Viren produzieren.
Eine weltweit verbreitete Viruserkrankung bei Hühnern, ein Erreger, der bis zur Massentierhaltung Mitte des 20. Jahrhunderts keine verheerenden Auswirkungen hatte. Zu diesem Schluss kommt ein internationales Forscherteam, das in der Fachzeitschrift Science eine genetische Analyse der 1.000 Jahre alten Überreste des Marek-Virus durchgeführt hat. So hat bei Krankheitserregern häufig die Umwelt einen entscheidenden Einfluss auf die Ausbreitung dieser Krankheitserreger und deren Virulenz (d. h. die Schwere der von ihnen verursachten Erkrankung).
Die Marek-Krankheit, eine hochansteckende Hühnerkrankheit, die durch ein gleichnamiges Virus verursacht wird, wurde erstmals 1907 in Ungarn beschrieben. Damals galt es als relativ harmlose Infektion, die nur bei älteren Hühnern Symptome hervorrief. Unterdessen verursacht das Marek-Virus (MDV) bei Hühnern häufig bösartige Erkrankungen des Lymphsystems. Die Autoren einer aktuellen Studie schreiben, dass die Bekämpfung der Krankheit durch Impfungen beispielsweise in Deutschland die Geflügelindustrie weltweit jährlich mehr als eine Milliarde Euro kostet.
Massentierhaltung als Mutationstreiber
In den letzten Jahrhunderten führten aggressive Mutationen in kleinen und lokal isolierten Hühnerherden eher zu deren eigenem Aussterben. Allerdings erklärt Sebastian Duchene vom Institut Pasteur in Paris in einem Kommentar in „Science“, dass sie sich in dichten Massentierhaltungspopulationen möglicherweise stärker ausbreiten und dass sich die Mutationen wahrscheinlicher anhäufen, da die Übertragung in schneller Folge erfolgt. Massentierhaltung erhöht nicht nur die Zahl neuer Mutationen, sondern ermöglicht auch die weitere Ausbreitung besonders aggressiver Virusvarianten.
Dies gilt beispielsweise für Stämme, die das Onkogen Meq tragen. In der Studie stellte ein Team um Steven Fidaman von der Universität Oxford alte und moderne Formen des Gens nach und testete sie in Zellkulturen. Das Ergebnis: Alte Virusstämme können möglicherweise weniger Tumore verursachen als neuere Varianten.
Die Autoren vermuten, dass die erhöhte Virulenz nicht nur auf den Anstieg der weltweiten Hühnerpopulationen zurückzuführen ist, sondern auch auf den Einsatz bestimmter Impfstoffe: Diese Impfstoffe sollen symptomatische Erkrankungen verhindern, verhindern aber nicht die Ausbreitung des Virus, die zu einer beschleunigten Ausbreitung führen kann Evolution der Virulenz.
Hühnerhaltung erhöht das Risiko
Um die Entwicklung des Erregers zu rekonstruieren, analysierte das Team virale Genome aus 1.000 Jahre alten Hühnerknochen aus 140 archäologischen Stätten in Europa und im Nahen Osten. Laurent Frantz von der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), einer der Studienleiter, sagte: „Unsere Daten zeigen, dass das Virus bereits vor mindestens 1.000 Jahren vorhanden war, bevor die Krankheit 1907 erstmals beschrieben wurde. Weit verbreitet.“ wurde mit der dramatischen Zunahme der Hühnerhaltung in den 1950er und 1960er Jahren gefährlich.
„Diese Studie liefert wichtige Informationen darüber, wie Krankheitserreger in Wirtspopulationen fortbestehen und wie die Ökologie die Pathogenität beeinflusst“, schrieb Rezensent Duchenne. „Anhand molekularer Uhren stellten Fiddaman et al. fest, dass die äußerst aggressiven Mutationen des MDV zu einer Zeit entstanden, als es sich schnell in Geflügelfarmen ausbreitete.“
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Quelle: www.ntv.de