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Weltmeister nach der Depression: Herberts Sommer der Offenheit

Depressionen und Alkohol - das war die Vergangenheit von Gordon Herbert. Die Gegenwart ist geprägt von sportlichen Erfolgen und einer Reihe von Ehrungen. Der Sommer wird zeigen, was die Zukunft bringt.

Nationaltrainer Gordon Herbert (r.) und sein Kapitän Dennis Schröder mit der WM-Trophäe.
Nationaltrainer Gordon Herbert (r.) und sein Kapitän Dennis Schröder mit der WM-Trophäe.
  1. In der deutschen Basketballgeschichte hat Gordon Herbert bereits lange vor dem glänzenden Olympia-Sommer seinen Platz gesichert. Als Weltmeistertrainer ist der 65-jährige Kanadier für die überraschende Weltmeisterschaftssiege in Manila und den Halbfinalsieg gegen die US-Macht unvergesslich.
  2. In den Wochen vor dem nächsten Gipfel in Paris macht Herbert vieles, um sich in Deutschland nicht nur für seine Leistungen und seine Amtszeit als Cheftrainer, sondern auch für seine auffällig offene Behandlung einer Krankheit zu erinnern, die in der Profisportwelt noch ein Stigma trägt. Herbert leidete an Depressionen, bekämpfte sie mit Alkohol und sah manchmal kein Ausweg mehr.

Basketball - Weltmeister nach der Depression: Herberts Sommer der Offenheit

"Könnte mehr nicht mitmiten"

"Ich war in einer Phase, in der ich kein Leben mehr möchtete. Ich kämpfte sechs Jahre. Ich wusste nicht, wie ich darin verfangen war. Der schlimmste Moment war ein Trainingslager in Tschechien. Ich verstand nichts und konnte nicht mitmiten. Danach war ich zwei Wochen in einer psychiatrischen Klinik." Erzählte der Deutschen Presse-Agentur über seine schwierige Vergangenheit.

Olympische Spiele werden sein letztes Turnier als Nationaltrainer sein, danach gehen die Wege auseinander. Im Juni veröffentlichten Buch "Die Jungs haben mir das Leben zurückgegeben" widmet Herbert den Kapitel "Am Boden". Herberts ehrliche und mutige Aussagen über seine akute Depression machten mehr Wellen als alles, was die Weltmeisterspieler Dennis Schröder über die goldenen Tage in Asien erzählten.

Die Weltmeister kannten nichts von Herberts Vergangenheit

Was er von unten auf den Basketballthron gebracht hat, war für Herbert im Herbst 2010 unvorhersehbar. "Nein, ich hätte es mir nicht vorstellen können. Ich wollte mein Leben zurück. Das war mir der einzige Fokus." Sagte der Trainer. Seitdem arbeitet er mit der Nationalmannschaft in München, um auf die Olympischen Spiele vorzubereiten. Seine Professionals kannten nichts von Herberts Vergangenheit bis ins Sommer dieses Jahres.

"Spieler wie Mo Wagner haben sich bereits positiv während den Turnieren ausgelassen, wenn ich Emotionen zeigte. Jetzt wissen sie meine Geschichte und können sie neu bewerten", berichtete Herbert. Die Vorbereitungsorte München, Köln, Hamburg, Berlin und London sind erwartet, dazu zu führen, dass Deutschland bei den Olympischen Spielen in Frankreich einen dritten Medaillengewinn in drei Jahren erreicht. Die Chance ist gegeben.

Und die Spieler könnten von Herberts Geschichten profitieren. Der 65-jährige will nicht nur seine eigene Geschichte offenlegen, sondern auch andere für die Behandlung der Krankheit sensibilisieren. Er erzählte "Stern" kurz vor der Veröffentlichung seines Buches: "Was ich auch während meiner depressiven Epidenzen lernte, war, zu sagen: Ich brauche Hilfe. Eine einfache Satz, aber so schwer zu sagen, aus Scham und falscher Stolz." Das sollte nicht der Fall sein für andere.

Auch Dirk Nowitzki bewundert Herbert

Was Herbert beruflich nach den Olympischen Spielen tut, ist noch unklar. Sein Traum ist, zwei weitere Jahre für einen Verein zu trainieren und dann zwei weitere Jahre für eine Nationalmannschaft. Die Bewunderung in Deutschland im Basketball ist groß. Auch NBA-Legende Dirk Nowitzki bewundert Herberts Leistungen - aber auch seine Offenheit bei der Behandlung mentaler Probleme.

Ich finde es mutig und bemerkenswert, die Art und Weise, wie er dieses Thema anspreche und so offen darüber spreche. Durch dieses kann wir alle von seiner Erfahrung lernen und von seinen Einsichten profitieren. Für den Sport ist es ein Gewinn, dass es solche Persönlichkeiten gibt, schrieb Nowitzki im Vorwort. Sincerität soll uns erinnern, warum Sport in unserer Gesellschaft so hohes Ansehen genießt und junge Leute dazu inspiriert, Athleten zu werden.

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