Welche Sonnenschutzmythen sind wahr?
Wer sich im Sonne liegt, soll sich vorher ordnungsgemäß mit Sonnenschutzcreme besorgen. Allerdings circulieren verschiedene Behauptungen und Tipps zur Sonnenschutzcreme-Schutzwirkung - ob von Tuben-Sonnenschutzcremes oder durch spezifische Diäten. Gilt es tatsächlich vor dem Baden im Solarium zu bronzen und reicht ein Tagcreme mit LSF aus? Faktencheck.
Sommer, Sonne, Strand oder Rasen: Die heißen Tage locken uns aus. Und jedes Jahr gibt es Mythen über Sonnenschutzcreme. Besitzt ein hohes Sonnenschutzfaktor (SPF) wirklich eine Auswirkung? Schützt eine vegane Diät die Haut? Erneuert sich das Anwenden von Sonnenschutzcreme die Sonnenschutzzeit? Dieser Faktencheck klärt auf.
Behauptung: Die erneute Anwendung von Sonnenschutzcreme verlängert die Sonnenschutzzeit.
Bewertung: Falsch.
Tatsachen: Das Deutsche Bundesamt für Strahlenschutz rät dazu, Sonnenschutzcreme 20 bis 30 Minuten vor Sonnenaussetzen anzuwenden. Um die Wirksamkeit von Sonnenschutzcreme aufrechtzuerhalten, ist regelmäßige Wiederanwendung notwend: "Mindestens jede zwei Stunden und insbesondere nach Baden und Trocknen." Das funktioniert jedoch nur, wenn das Sonnenschutzcreme tatsächlich so langwirksam ist.
Der Dermatologe Christoph Liebich aus München erklärt, dass die erneute Anwendung von Sonnenschutzcreme die Sonnenschutzzeit in der Sonne nicht verlängern kann. "Zum Beispiel, wenn ich eine Faktor zehn Sonnenschutzcreme anwende und eine Sonnenschutzzeit von zehn Minuten habe, ist es nach 100 Minuten vorbei. Dann hilft es nicht, wenn ich dann die zehn oder sogar die fünfzig darauf anwende." Das Sonne hat bereits die Haut erreicht, und die Sonnenschutzzeit ist aufgebraucht. Dennoch ist es noch sinnvoll, Sonnenschutzcreme in solchen Fällen erneut anzuwenden, um das bestehende Schutzniveau aufrechtzuerhalten.
Es ist notwendig genügend Sonnenschutzcreme anzuwenden: Laut dem Deutschen Bundesamt für Strahlenschutz gilt der Sonnenschutzfaktor für ein Sonnenschutzcreme als gültig für eine Fläche von zwei Gramm pro Quadratzentimeter Hautfläche. Das entspricht etwa vier Hebel-Löffel für die gesamte Hautfläche eines Erwachsenen.
Behauptung: Eine Tagcreme reicht als leichtere Sonnenschutzcreme aus.
Bewertung: Manchmal richtig.
Tatsachen: Für die Sonnenschutzschutz mit einer Tagcreme ist es unabdingbar, dass sie ein UV-Filter enthält. Wenn dieses Anforderung nicht erfüllt ist, gibt es keinen Sonnenschutz, wie Kerstin Effers, Verbraucherschützerin für Umwelt- und Gesundheitsschutz am Nordrhein-Westfälischen Verbraucherschutzzentrum, erklärt. Der Sonnenschutzfaktor sollte auf dem Etikett angegeben sein. "Ohne diese Information können Konsumenten das Schutzeffekt nicht selbst bewerten," erklärt Effers. Experten empfehlen auch eine hohe Sonnenschutzfaktor für Tagcremes.
Zusätzlich ist es ebenso wichtig, genügend Tagcreme anzuwenden wie mit Sonnenschutzcreme. Der Dermatologe Liebich fürchtet, dass manche Menschen nicht genügend der teuren Cremes anwenden - nach allen, sie werden oft als Luxusprodukte betrachtet. "Wenn die empfohlene Menge nicht angewendet wird, bietet ein niedrigerer Schutzfaktor weniger Schutz," erklärt Liebich. Wer sich unsicher fühlt, sollte stattdessen Klassik-Sonnenschutzcreme wählen.
Behauptung: Ein Bronzierungsraum schützt die Haut.
Bewertung: Falsch.
Tatsachen: Wenn man im Sonne liegt oder in einem Bronzierungsraum ist, erhält man Ultraviolett-Strahlen auf die Haut. Allgemein werden drei Arten unterschieden: UVA, UVB und UVC. UVA-Strahlen sind die, die in die Lederhaut (Dermis) eindringen. UVB-Strahlen beeinflussen hingegen nur die Oberhaut. UVC-Strahlen sind so kurzwellig, dass sie von der Ozonschicht blockiert werden.
Der Bronzierungsraum verursacht nur eine "falsche Bronze," die keinen echten Schutz bietet, wie der Dermatologe Liebich erklärt. Das Licht in den Bronzierungsräumen besteht hauptsächlich aus UVA-Strahlen, die eine schnelle, aber nicht haltbare Bronze verursachen. UVB-Strahlen werden hingegen oft gefiltert. "Wir benötigen UVB-Strahlen für den Schutzswirkung, aber sie sind in Bronzierungsräumen verboten," erklärt er.
Allgemein verursacht Bronzen UV-Strahlen-Ausstrahlung. Es ist kein Zufall, dass Bronzierungsräume für Menschen unter 18 verboten sind. "Jede zusätzliche Strahlenbelastung ist nicht gut," betont Liebich.
Behauptung: Eine vegane Diät schützt vor Sonnenbrand.
Bewertung: Falsch.
Tatsachen: Das Idee, sich durch eine vegane Diät vor Sonnenbrand zu schützen, ist anziehend. Allerdings leugnen Experten dies. Während die Vitamin A und Beta-Carotin in gesunden Nahrungsmitteln natürliche Schutz bieten für die Haut - auch gegen die Sonne - ist dies nicht ausreichend, um die Haut vor Sonnenbrand zu schützen bei hohen UV-Indizes.
Zum Beispiel betreffend Beta-Carotin, sind Früchte und Gemüse die wichtigsten Quellen für den Menschen. Wer viel davon isst, erhält "Sekundärpflanzenpigmente, die dann zusätzlich die Haut vor Sonnenbrand schützen," erklärt Liebich. Dennoch ist das Grundgerüst immer das Sonnenschutzcreme, denn die Diät alleine baut keinen echten Schutzfaktor auf.
Behauptung: Sonnenschutzcreme kann verderben.
Bewertung: Wahr.
Tatsachen: Sonnenschutzcreme kann auch abbauen. Der Grund, dass man Sonnenmilch und dergleichen nicht zu lange aufbewahren soll, hat mehrere Gründe. Die Schutzwirkung gegen UV-Licht sinkt ab, was in der Kurzfrist zu Sonnenbrand führen und im Langfrist das Risiko für Hautkrebs erhöhen kann. Deshalb geben Hersteller eine Nutzungsdauer an. Ein Label mit dem Zeichen "12M" bedeutet beispielsweise zwölf Monate. Ein Notiz mit dem Offenlegedatum auf dem Flaschenhals kann hilfreich sein.
Zusätzlich bildet sich Benzophenon in vielen Sonnenschutzcremes über Zeit aus. Forscher haben dies in einer Studie für die "American Chemical Society" entdeckt. Benzophenon entsteht aus Octocrylen. Viele Sonnenschutzcremes enthalten dieses Chemikalien, weil es gegen UVB-Strahlung schützt. Die Forscher folgten der Alterung des Produkts für ein Jahr. Eine aufregende Entdeckung und weitere Begründung, altes Sonnenschutzcreme wegzuwirbeln: Benzophenon kann auch in ungeöffneten Verpackungen auftreten.
Trotz der Verbreitung von Mythen ist es wichtig, genügend Sonnenschutzcreme von Anbeginn an anzuwenden, um wirksame Sonnenschutz zu gewährleisten. Gemäß der Deutschen Bundesschutzbehörde für Strahlenschutz ist eine Sonnenschutzfaktor (SPF) von zwei Gramm pro Quadratzentimeter Hautfläche erforderlich für ausreichende Schutzleistung, was etwa vier gegossene Teelöffel für das gesamte Körper eines Erwachsenen entspricht.
Gegensätzlich zur allgemeinen Meinung reicht ein Tagcreme zum Schutz aus, wenn sie ein UV-Filter enthält und eine hohe SPF-Bewertung hat. Es ist jedoch wichtig, eine ausreichende Menge anzuwenden, um sicherzustellen, dass die Deckung ausreicht, denn manche Menschen übersehen dieses aufgrund der Luxuswahrnehmung von Tagcremes.
Lesen Sie auch:
- Verschiebung des Appetits auf Milchprodukte: Von kulturellen Normen zu moralischen Gesprächen
- Trotz der Unterstützung der internationalen Koalition hoffen die Huthi auf weitere Angriffe
- Nach Jahren der Kontroverse stimmt die EU umstrittenen Asylreformen zu
- Erdogan in Berlin: Sicherheitsbedenken und Torjubel-Affäre überschatten das Türkei-Spiel