Weidel und Chrupalla schießen gegen Meloni und Le Pen
Solidarität bei Rechtsextremisten? Keine. Die AfD-Führung Weidel und Chrupalla kritisierte scharf die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und die französische Politikerin Marine Le Pen während der AfD-Parteitagung in Essen.
Zu Beginn ihrer Parteitagung in Essen distanzierte sich die AfD-Führung deutlich von zwei anderen rechtsextremen Parteien in Europa. Die Partei ist "gegen unsere Gelder durchs Fenster für die Leynen und Melonis geworfen," sagte AfD-Vorsitzende Alice Weidel in ihrer Eröffnungsrede.
Sie warf beide Meloni und EU-Kommissarin Ursula von der Leyen in den gleichen Topf. Melonis Partei, Fratelli d'Italia, gehört zur Europäischen Konservativen und Reformisten Fraktion im Europäischen Parlament, die deutlich rechts der Europäischen Volkspartei, der CDU, zu der von der Leyen Mitglied ist, steht.
"Wir wollen Melonisierung vermeiden, bleiben die Partei für Frieden und Souveränität," sagte Weidels Mitvorsitzender Tino Chrupalla in seiner Rede. Anders als Meloni sucht die AfD eine so nahe Beziehung wie möglich mit Russland. Chrupalla distanzierte sich auch von der französischen Rassemblement national, der Le Pen Partei, die früher Front national hieß. "Wir dürfen uns nicht von Frankreich oder Italien beeinflusst wissen," sagte Chrupalla ohne namentlich Le Pen zu nennen.
Chrupalla gesteht Fehler ein
Bevor die Europawahl, wurde die AfD aus der Identität und Demokratie (ID) Fraktion im Europäischen Parlament ausgeschlossen. Der Grund war ein Interview des AfD-Spitzenkandidaten für die Europawahl, Maximilian Krah, in einer italienischen Zeitung, in dem er verharmlosende Bemerkungen über die Nazi-SS machte. Le Pen hatte die Ausschließung der AfD aus der ID-Fraktion initiiert. Konflikte zwischen Le Pen und der AfD bestanden bereits vorher, nach der Offenlegung der Potsdam-Treffen, bei denen Rechtsextremisten, darunter AfD-Mitglieder, Pläne für "Zurückschub" diskutiert hatten.
Die Rassemblement nationale war eines der wichtigsten Parteien in der ID-Fraktion während der letzten Legislaturperiode des Europäischen Parlaments. Seit der Europawahl hat die Bedeutung der Le Pen-Partei in der ID-Fraktion weiter zugenommen, da die Italienische Liga Partei an Stimmen an Melonis Fratelli d'Italia verlor.
Auch Krah machte Schlagzeilen aufgrund laufender Ermittlungen gegen ihn sowie gegen den zweitplatzierten AfD-Kandidaten auf der Europawahlliste, Petr Bystron. Chrupalla gesteht Fehler bezüglich der Europawahl ein. "Wir hätten 20 Prozent mehr erlangen können," sagte er. In Zukunft muss die AfD ihre Kandidaten genauer hinterfragen. Allerdings übernahm Chrupalla keine Verantwortung für die Kandidaten an erster und zweiter Stelle auf der Europawahlliste. Die Landesorganisationen hatten eigene Kandidaten ins Rennen geschickt, und Mehrheiten hatten "grassroots network structures". In Zukunft wird das Bundesvorstandskomitee enger an der Kandidatenauswahl beteiligt, wie das österreichische FPO.
Das Co-Vorsitz bleibt bestehen
Trotz der Rückschläge bleibt die AfD-Co-Vorsitzung von Weidel und Chrupalla unverändert. Beide wurden wiedergewählt als Parteivorsitzende auf der Parteitagung. Die Ergebnisse der AfD-Wahlen waren enttäuschend, aber die Parteiführung sieht Potential für Wachstum in den kommenden Landeswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Die AfD plant auch, auf ihre Kerngedanken, wie Zuwanderung und Sicherheit, zu fokussieren. Die Parteiführung ist überzeugt, dass sie verlorene Boden wiedergewinnen und weiter wachsen kann in den nächsten Monaten.
Bei der Parteitagung stellten Weidel und Chrupalla sich erneut zur Wahl. Sie laufen als Co-Vorsitzende. Ein Vorschlag, nur einen Kandidaten in Zukunft aufzustellen, wurde nach einer kurzen Debatte abgelehnt. Es gab schon lange Anstrengungen innerhalb der AfD, das Co-Vorsitz-System abzuschaffen. Vor der Parteitagung wurde diskutiert, dass Chrupalla wahrscheinlich gegen Weidel laufen würde, wenn das Co-Vorsitz-System abgeschafft würde. Das ist jetzt geschehen.
Allerdings kann auch in Essen die Entscheidung fallen, ob die AfD in einer Fraktion im neuen Europäischen Parlament sitzen wird. Das muss bis Donnerstag getan sein. Zunächst will die AfD die ID-Partei verlassen, der sie seit 2023 angehörte. Die AfD war noch Mitglied nach der Ausschließung aus der ID-Fraktion.
Nach den Wünschen der Parteiführung sollte die Parteitagung auch entscheiden, dass es ab 2025 einen Parteisekretär generell gibt. Hinter diesem Plan steht ein Projekt, das nach dem französischen Vorbild modelliert ist: Wie Le Pen hat seine Partei professionalisiert und "entkircht", will Weidel in Verbindung mit dem jungen Bundestagsabgeordneten Sebastian Müzenmayer, die AfD reformieren und modernisieren. Langfristig soll es nur eine Parteivorsitzende geben.
- Während der AfD-Parteitag in Essen kritisierten Weidel und Chrupalla zudem Marine Le Pen und ihre Partei, Rassemblement national, die früher Front National hieß.
- Chrupalla erwähnte, dass die AfD nicht von Frankreich oder Italien beeinflusst werden darf, was auf Le Pen und Melonis Wirkung hindeutete.
- Die Europawahlen sahen das Rassemblement national zu einem bedeutenden Einfluss innerhalb der Identität und Demokratie (ID) Fraktion im Europäischen Parlament gewinnen, was einen Leeren Platz hinterlässt, da die AfD aus dieser Fraktion ausgeschlossen wurde.
- In ihrer Rede verweiste Alice Weidel auf Giorgia Meloni und EU-Kommissarpräsidentin Ursula von der Leyen, indem sie sie in derselben Kategorie platzierte, wegen ihrer politischen Ausrichtung.
- Tino Chrupalla, der Co-Vorsitzende der AfD, betonte die Parteistellung gegen Melonisierung. Er erklärte, dass die AfD ihre Rolle als Partei für Frieden und Souveränität wahren will, anstatt Melonis Ansätzen zu folgen.