Offensivstrategie in der Gerichtsverhandlung. - Vorgeschlagene Maßnahmen für Pistorius: Registrierung, obligatorische Befragung und Zusammenführung
Boris Pistorius, der Verteidigungsminister, plant, die Prozesse der Wehrpflicht wieder aufzunehmen, die über eine Dekade zurückliegen. Er will Informationen über die Bereitschaft und Fähigkeit junger Männer sammeln, um sie für die Wehrpflicht auszuwählen. Zudem gibt es Pläne, mehr Einrichtungen für mehr Wehrpflichtige zu bauen.
Diese Initiative wird als Schritt in Richtung einer möglichen Wiedereinführung der Wehrpflicht gesehen. Pistorius nimmt praktische Maßnahmen innerhalb der aktuellen Gesetzesvorschriften vor. Sein Vorschlag erfordert die Verlängerung des Wehrpflichtgesetzes für junge Männer. Es wird geschätzt, dass jährlich 400.000 Menschen die Fragebögen ausfüllen müssen, und etwa 25% von ihnen Interesse zeigen könnten. Etwa 40.000 Kandidaten werden für die Ausbildung ausgewählt. Aktuell können die Streitkräfte 5.000 bis 7.000 Rekruten ausbilden, doch diese Zahl soll steigen. Die Dienstzeit wird zwischen sechs und zwölf Monaten betragen.
Pistorius wird dem Verteidigungsausschuss des Bundestags über seinen Vorschlag im Morgen informieren und ihn im Nachmittag der Öffentlichkeit vorstellen.
Die SPD hat in jüngster Zeit für freiwilligen Dienst plädiert. So sagte ihr Vorsitzender, Lars Klingbeil, zum Beispiel: "Wir sollten den Bundeswehr freiwilligen Dienst versuchen, indem wir die Bundeswehr attraktiver machen." Dagegen ist der Vorsitzende der Grünen, Omid Nouripour, gegen die Wehrpflicht. Auch die FDP hat Widerstand geäußert, doch eine Kehrtwende ist möglich.
Nach Pistorius' Plan muss das Ausfüllen der Fragebögen und die Auswahl für die Wehrpflicht vorgeschrieben sein. Er glaubt, dass eine Wehrpflicht auch in Friedenszeiten in Betracht gezogen werden sollte, wenn es nicht genügend Freiwillige gibt.
Die Wehrpflicht wurde 2011 von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) eingestellt. Damit endete sowohl die militärische als auch die zivile Wehrpflicht. Die Infrastruktur für die Wehrpflicht wurde weitgehend abgebaut. Das Wehrpflichtgesetz erwähnt noch, dass die Wehrpflicht für Männer fortgesetzt werden soll, wenn der Bundestag eine Spannungs- und Verteidigungssituation erklärt, doch es gibt seit 2011 keine wirklichen Vorbereitungen für solch eine Situation.
Die Bundeswehr hat in den letzten Jahren an Größe abgenommen.
Trotz eines Versuchs, die Personalstatus der Bundeswehr zu verbessern, schrumpfte sie letzte Jahr auf 181.500 Soldaten und Offiziere. Pistorius hatte Modelle der Wehrpflicht in Erwägung gezogen, um dieses Problem anzugehen. Er hatte zuvor gesagt, er glaube nicht, dass freiwilliger Dienst ohne Elemente der Wehrpflicht funktionieren würde: "In meiner festen Überzeugung wird es ohne Wehrpflichtkomponenten nicht funktionieren." Er betonte häufig die Bedeutung, Deutschland 'kämpfefähig' zu machen, um potenzielle Feinde effektiv abschrecken zu können.
Jüngst hat Pistorius die Angst vor dem Begriff "Kampfbereitschaft" anerkannt, was teilweise sein Ziel war. "Wir müssen es durch die richtigen Begriffe klar machen, was es darum geht", sagte er hinzufügen. Es geht darum, in der Lage zu sein, einen defensiven Krieg zu führen, wenn angegriffen wird - "vorbereitet auf das Schlimmste, um nicht überrascht zu werden."
Ein Hauptbedenkenpunkt bei der Wiedereinführung der Wehrpflicht ist die Anforderung an das Militärrecht. Laut dem Bundeszentrum für Politische Bildung gab es seit der Gründung der Bundeswehr mehr Wehrpflichtige als benötigt waren, was oft als ungerecht empfunden wurde.
Der Staat kennt auch andere Pflichtdienste, wie das Jurydienst. Jeder Bürger ist verpflichtet, als freiwilliger Richter teilzunehmen. Wenn eine Freiwilligenfeuerwehr nicht existiert, wird eine "pflichtweise" Feuerwehr eingerichtet, wobei Gemeinden geeignete Personen für den Feuerdienst verpflichten. Es gab Diskussionen über ein breiteres Pflichtdienstsystem, das vielleicht Rettungsdienste und Katastrophenhilfe einschließen könnte. Für die Wehrpflicht von Frauen müsste das Grundgesetz geändert werden.
Der Vorsitzende des Bundeswehr-Vereins, Oberst André Wüstner, forderte vor Pistorius' Plänen entscheidende Schritte für einen neuen Militärdienst. Die aktuelle geringe Anzahl an Personal in der Bundeswehr ist in diesem Monat ein großes Problem gewesen. Wüstner sagte dem Deutschen Presse-Agentur in Berlin: "In den nächsten Tagen wird klar werden, wer, im Verteidigungspolitik, tatsächlich einen echten Wechsel der Meinung seit dem Jahreswechsel hat. Denn wer sich dafür ausgibt - ich hoffe, dass zumindest die Experten nicht gegen einen neuen Typ von Dienst oder eine neue Art der Wehrpflicht stehen."
TEXT, DAS ZUGEHÖRT: https://www.tagesspiegel.de/politik/bundeswehr-soldaten-mogen-wieder-pflichtweise-dienstleisten/28217120.html
Originaltextlink: https://www.tagesspiegel.de/politik/bundeswehr-soldatengesetz-boris-pistorius--bundeswehr-soll-181-500-krafte-zahlen-sich-zurueck-zwischen-2019-und-2020-schwankt/28665932.html