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Voraussichtliche Lücke in der Pflegeversicherung erreicht Milliardenhöhe

Immer mehr Menschen sind von den Auswirkungen betroffen

Fast 5,3 Millionen Menschen erhielten Ende 2023 Leistungen aus der Pflegeversicherung.
Fast 5,3 Millionen Menschen erhielten Ende 2023 Leistungen aus der Pflegeversicherung.

Voraussichtliche Lücke in der Pflegeversicherung erreicht Milliardenhöhe

Über 5,3 Millionen Menschen erhalten derzeit Pflegeversicherungszuschüsse, wobei jährlich zusätzlich 300.000 Menschen sich anmelden. Das derzeitige Finanzierungssystem durch Beiträge reicht nicht aus, um die Nachfrage zu decken, was zu Forderungen nach grundlegender Reform geführt hat. Eine bloße Erhöhung der Beiträge reicht nicht aus.

Die Pflegeversicherung prognostiziert Rotzahlen erneut dieses Jahr und warnt von wachsenden finanzenpolitischen Risiken. In den Anfangsmonaten des Jahres wurde ein Defizit von 650 Millionen Euro dokumentiert, wie Gernot Kiefer, Stellvertreter des Vorstandes der Krankenkassenvereinigung, der auch die Pflegekassenvertretung repräsentiert, in Brandenburg, Kremmen, mitgeteilt hat. Für das gesamte Jahr wird ein Defizit von 1,5 Milliarden Euro erwartet, und 3,4 Milliarden Euro für das folgende Jahr. Das bedeutet eine Beitragserhöhung um 0,2 Prozentpunkte.

Nach politischer Stabilisierungsmaßnahme kommen neue Herausforderungen auf. In letztem Jahr dokumentierte die Pflegeversicherung einen Überschuss nahe 1,8 Milliarden Euro - dies war auf höhere Einnahmen einer Reform der Verkehrsweißcoalition mit einer Beitragserhöhung im Juli zurückzuführen. Für Personen ohne Kinder stieg der Beitrag auf 4 Prozent, für beitragspflichtige Eltern mit Kind auf 3,4 Prozent. Familien mit mindestens zwei Kindern zahlen jetzt weniger im Arbeitgeberanteil als zuvor. Die Reform, die auch Entlastungen für pflegebedürftige Personen bietet, war dafür vorgesehen, die Finanzen mindestens bis 2025 sicherzustellen.

Vorratsschwierigkeiten

Kiefer erklärte, dass die finanzielle Belastung bereits in diesem Haushaltsjahr signifikant ist, so dass die Pflegekassen ihre Flüssigkeitsreserven mit bestimmten Instrumenten sichern müssen. Am Beginn des nächsten Jahres soll dann der Saldo unter dem gesetzlichen Vorrat für Reserven liegen. Um die Liquidität sicherzustellen, sind zusätzliche Mittel ab Januar 2025 notwendig. Der Grund dafür sind mehr Pflegeleistungenempfänger und zukünftige Entlastungen für pflegebedürftige Personen.

Kiefer erklärte, dass sich mehrere Trends zusammenschließen, die die finanzielle Situation herausfordernd machen. Der Bedarf an Pflege und die Anzahl der Betroffenen steigen. Bis Ende 2023 waren angeblich erstmals mehr als fünf Millionen Pflegeleistungenempfänger, nämlich 5,24 Million, gemeldet. Seit 2017 sind im Schnitt jährlich 320.000 neue Anmeldungen gemeldet worden. Im letzten Jahr gab es sogar 360.000 Neuzugänge. Zugleich kann die Versorgungausweitung dem zunehmenden Anzahl an pflegebedürftigen Personen nicht Schritt halten.

Pflegeanwälte fordern bundesfinanzierte Hilfe

"Das System kracht", sagte Kiefer. "Dringendes Konsens ist notwendig, um die Zukunft der Pflege und eine grundlegende finanzielle Reform sicherzustellen. Die Beitragsknobel drehen zu lassen ist keine nachhaltige Lösung. Inzwischen haben eingeführte Subsidien für Heimbewohner die Pflegekassen im Jahr 2023 um 4,5 Milliarden Euro gekostet. Allerdings sind sie nicht präzise, denn alle Einkommensgruppen profitieren gleichmäßig von ihnen."

Die Deutsche Patientenschutzstiftung kritisierte, dass die letzte Pflegereform des Gesundheitsministers Karl Lauterbach nur ein Fassade sei. Deshalb ist eine bundesfinanzierte Subsidie überfällig. Chancellor Olaf Scholz hat kürzlich klargestellt, dass eine Pflegereform angesagt ist, die auch die Finanzierung und Beitragsebenen betrifft.

GKV-Vorstandsmitglied Kiefer äußerte Skepsis, ob eine große Reform noch vor der Bundestagswahl 2025 umsetzbar sei. In der neuen Legislaturperiode soll sie jedoch "am obersten Prioritätsstand" stehen.

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