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Volodymyr Zelensky drückt Deutschland gegenüber seine Dankbarkeit aus.

Der ukrainische Regierungschef Wolodymyr Zelensky wendet sich zum zweiten Mal an die Deutschen. Trotz früherer Meinungsverschiedenheiten spricht er diesmal im Bundestag keinen Vorwurf aus, sondern bedankt sich.

Zum ersten Mal spricht er im Bundestag: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Zelenskyi
Zum ersten Mal spricht er im Bundestag: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Zelenskyi

Rede im Deutschen Bundestag - Volodymyr Zelensky drückt Deutschland gegenüber seine Dankbarkeit aus.

Die Stimmung hat sich radikal geändert. Der ukrainische Präsident hat noch nichts gesagt, und man kann schon spüren, dass diesmal etwas anderes ist.

Er beginnt seine Rede vor dem deutschen Parlament mit Dankwörtern an alle anwesenden, "weil die Mitgefühl des Menschen in euren Herzen Platz hat." Das Parlamentsgebäude ist vollbesetzt, aber die Linkspartei hat sich für die Erscheinung des Präsidenten nicht gemeldet. Nur vier Abgeordnete der AfD waren anwesend, gefolgt von zahlreichen leeren blauen Stühlen.

Deutschland hat nicht fehlen, sagt Zelenskyj.

Die Vertreter der konstitutionellen Institutionen sitzen vor ihm, umgeben von drei Büscheln Blumen in den ukrainischen Farben Blau und Gelb. Unter ihnen sind der Präsident des Bundestages und die Bundeskanzlerin, beide hatten eine schwierige Vergangenheit mit dem ukrainischen Präsidenten. Einer wegen ihrer früheren Russlandpolitik als Außenminister, die andere wegen ihrer vermutlich vorsichtigen Hilfsbemühungen in den frühen Kriegsstadien. Manuela Schwesig ist auch anwesend, die kommissarische Präsidentin des Bundesrates, die früher für den Gaskanal Nordstream II gestimmt hatte und deswegen fragwürdige Kontakte zu Russland unterhielt.

Trotz dieser Probleme wurden diese Aspekte vermutlich übergangen. Zelenskyj sagt aufrichtig, "Danke, Deutschland."

Die zweite Parlamentsrede - die erste persönlich

Das Besuch in Berlin am Dienstag ist ein Meilenstein für Zelenskyj. Er ist erstmals persönlich im Bundestag anwesend. Dreizehn Wochen nach der russischen Invasion sprach er den Abgeordneten über Video von Kiew. In seiner Rede am 17. März 2022 war seine Dankbarkeit gering, aber er richtete zahlreiche Vorwürfe gegen Deutschland. Er kritisierte die Wirtschaftsbeziehungen mit Russland, "ein Staat", wie er damals gesagt hatte, "der euch einfach nutzt und viele andere Nationen dazu benutzt, den Krieg zu finanzieren."

Zelenskyj sah damals Deutsche als hinter einer immer wachsenden Mauer steckend. Er verwies auf die fehlenden Waffenexporte nach Ukraine und zu schwache Wirtschaftssanktionen gegen Russland. Er fragte die Abgeordneten und die Regierung, "Was ist die historische Verantwortung Deutschlands 80 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg wert?" Er erhielt keine Antwort.

Olaf Scholz, die Bundeskanzlerin, saß auf der Regierungsbank und hörte ohne Ausdruck zu. Das Plenargebäude applaudierte nach der Rede, aber es gab keine Antwort, keine Debatte. Der Vizepräsident des Bundestags, Katrin Göring-Eckart, kam unter Kritik, weil sie direkt zum nächsten Thema überging. Das nächste Thema war die Pflichtimpfung.

Dieses Mal ist alles anders. "Ein geteiltes Europa war nie friedlich, ein geteiltes Deutschland war nie glücklich," sagt der Präsident. Daher wollen die Ukrainer nicht geteilt werden. Die, deren Verwandte noch auf den Schlachtfeldern sind, verdienen respektvolle Behandlung am Ende des Krieges. Der, der die Unruhe angestiftet hat, muss für die Schäden rechnen. Russland muss für die Schäden aufkommen. Es muss keine Zerstörung mehr bleiben, fordert Zelenskyj. Dafür sollen russische Gelder eingesetzt werden. Putin ist auf einem Weg des Tötens, nicht der Verhandlungen gegangen. Wir sollten Russland nicht weiter in Europa zulassen. Es ist unsere gemeinsame Vorteil, dass Putin scheitert persönlich.

Zelenskyj erinnert sich an das berühmte Bild einer Mauer, das besonders für Reden vor Deutschen relevant ist. Er benutzt es in dieser Zeit mit einem positiven Konnotativ:

"Keine Mauer ist widerstandsfähig."

Zelenskyj erzählt, dass niemand vorher erwartet hatte, wie lange die Ukraine den Konflikt aushalten könnte. Das hätte möglich gewesen, weil Deutschland und andere Verbündete Hilfe geleistet hätten. Er erwähnt ausdrücklich die Patriot-Raketen aus Deutschland, die "unzählige Leben gerettet haben". Für diesen Dank zeigt er sich begeistert auf dem Podium zu seinen Zuhörern.

"Wir wollen Diplomatie eine Chance geben", verspricht Zelenskyj mit einem Lächeln, auf den er sich selbst zu seinen Zuhörern schaut. Wir müssen zusammenarbeiten, und die Ukraine "sollte der europäischen Sicherheitsgemeinschaft beitreten" - ein Begriff für zwei Organisationen: die Europäische Union und NATO.

Man weiß, dass es Zeit dauern wird. Selbst Zelenskyj ist darüber im Klaren. Aber in diesem Moment herrscht Harmonie vor den Differenzen. Das Beifall nach der Rede ist ergreifend. Die Deutschen scheinen fast beruhigt, dass es anders war.

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