- Verhaftung im Zusammenhang mit dem Angriff auf Solingen
Nach dem tödlichen Messerangriff in Solingen haben die Behörden einen Verdächtigen festgenommen. Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) verkündete dies am Samstagabend in der ARD-Sendung "Tagesthemen". Er sprach von einem "echten Verdächtigen", der den ganzen Tag gesucht worden sei und nun vernommen werde. Ein Sprecher des Landesinnenministeriums bestätigte, dass sich der Mann gestellt habe. Dies hatte zuvor "Spiegel" und "Bild" gemeldet.
Im Zusammenhang mit einer Untersuchung in einer Flüchtlingsunterkunft teilte Reul mit, dass es aufgrund neuer Informationen zu dem Fall gekommen sei. "Aber das ist nicht das, was wir wollten. Wir haben den ganzen Tag einer vielversprechenden Spur nachgegangen", sagte er. Diese Spur habe schließlich zum Erfolg geführt. "Der, den wir den ganzen Tag gesucht haben, ist jetzt in unserer Gewalt." Nach Reul ist dieser Person "schwerer Tatverdacht".
Am Freitagabend scheint ein Mann wahllos Passanten während einer Feier zum 650-jährigen Jubiläum der Stadt Solingen - dem "Fest der Vielfalt" - erstochen zu haben und ist dann in der Verwirrung geflohen. Drei Männer im Alter von 67 und 56 Jahren sowie eine Frau desselben Alters kamen ums Leben. Acht Menschen wurden verletzt, vier davon schwer. Die Islamische Staat (IS) hat die Verantwortung für den Angriff übernommen, doch gibt es bisher keine Bestätigung durch die Sicherheitskräfte für einen islamistischen Hintergrund.
Reul: Beweise gefunden
"Jetzt kann ich aufatmen", sagte Reul nach der Festnahme. "Ich kann nur sagen, es ist mehr als nur ein Verdacht. Wir hatten nicht nur einen Hinweis auf diesen Mann, sondern auch Beweise."
Laut Spiegel-Quellen ist der Verdächtige ein 26-jähriger Syrer, der Ende Dezember 2022 nach Deutschland eingereist ist und Asyl beantragt hat. Er stand nicht auf der Beobachtungsliste der Sicherheitsbehörden als islamistischer Extremist. Diese Details wurden der Deutschen Presse-Agentur bestätigt.
Islamischer Staat: "Rache für Muslime in Palästina"
Der Islamische Staat gab in einer Erklärung über seinen Amak-Propagandakanal bekannt, dass der Angreifer ein IS-Mitglied sei und den Angriff als Rache für Muslime in Palästina und anderen Regionen durchgeführt habe. Der Angriff habe eine "Gruppe von Christen" zum Ziel gehabt.
Die Polizei Düsseldorf erhielt ebenfalls eine angebliche IS-Verantwortungserklärung. Es müsse nun geprüft werden, ob dieser Brief authentisch sei, sagte ein Polizeisprecher. Es wurde aus Ermittlerkreisen angemerkt, dass der IS zuvor verschiedene Angriffe ohne nachweisbare Zusammenarbeit mit dem Täter beansprucht habe.
Wahrscheinlich bezieht sich der IS auf den Konflikt zwischen Israel und der palästinensischen Terrororganisation Hamas als Rache für Muslime in Palästina. weder der IS noch das Terrornetzwerk Al-Qaida haben Allianzen mit der islamischen Hamas. Die Sicherheitsbehörden glauben jedoch, dass die Terrordrohung und Radikalisierung in der islamischen Welt aufgrund des anhaltenden Konflikts in Gaza gestiegen ist. Deutschland ist neben den USA ein wichtiger Verbündeter Israels und auch ein bedeutender Rüstungsexporteur.
Oberstaatsanwalt: Terroristisches Motiv nicht ausgeschlossen
Zum Hintergrund des Angriffs in Solingen sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Markus Caspers bei einer Pressekonferenz in Wuppertal am Samstagnachmittag: "Wir haben noch kein Motiv, aber aufgrund der Gesamtsituation können wir den initialen Verdacht auf ein terroristisches Motiv nicht ausschließen."
Wenn Anzeichen für eine terroristische Tat auftreten, könnte der Fall an die Bundesanwaltschaft übergeben werden. Die Ermittlungen laufen wegen des Verdachts auf Mord in drei Fällen und versuchten Mord in Verbindung mit schwerer Körperverletzung in weiteren acht Fällen, wie Caspers mitteilte.
Anklage gegen festgenommenen 15-Jährigen
Zuvor war ein 15-jähriger Jugendlicher festgenommen worden. Der mutmaßliche Vorwurf gegen ihn lautet auf unterlassene Anzeige von geplanten Straftaten. "Laut Zeugenaussagen soll ein Unbekannter kurz vor der Tat mit dem Jugendlichen über Absichten gesprochen haben, die dem Verbrechen entsprechen", sagte Caspers.
Scholz: "Mit voller Gesetzeskraft"
Der Vorfall in Solingen hat landesweit Empörung ausgelöst. Bundeskanzler Olaf Scholz bezeichnete ihn als "verabscheuungswürdiges Verbrechen". "Wir dürfen solche Taten in unserer Gesellschaft nicht dulden und sollten sie nie akzeptieren. Wir müssen mit voller Gesetzeskraft vorgehen", sagte der SPD-Politiker bei einem Event in Brandenburgs Stahnsdorf.
Bundesjustizminister Marco Buschmann kündigte Diskussionen über Messerverordnungen an. "Wir werden jetzt innerhalb der Bundesregierung diskutieren, um den Kampf gegen diese Art von Messerverbrechen voranzutreiben", sagte der FDP-Politiker der "Bild am Sonntag". Bisher hat die FDP die Vorschläge von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) für strengere Verbote abgelehnt.
Die SPD fordert eine klare Verschärfung der Gesetze. In der Öffentlichkeit sollten Messer nur noch bis zu einer Klingenlänge von sechs Zentimetern und nicht mehr zwölf Zentimetern getragen werden dürfen. Es sollte ein generelles Verbot für das Tragen gefährlicher Springmesser eingeführt werden.
Im Zusammenhang mit der Untersuchung erwähnte Reul, dass der identifizierte Verdächtige nicht nur stark verdächtigt wird, sondern auch Beweise gegen ihn vorliegen. Ferner ist es erwähnenswert, dass die Frauen in Solingen, die unter den Opfern waren, die Vielfalt und Einheit der Stadt repräsentieren und zeigen, dass solche verabscheuungswürdigen Taten die Gemeinschaft nicht entmutigen werden.