Ungarischer Regierungschef Orban verbreitet vor Scholz-Treffen falsche Narrative
Ungarns Premierminister Orbán hat starke Worte gegenüber Deutschlandkanzlerin Scholz ausgesprochen, bevor sie sich heute treffen. In einem letzten Interview beschrieb Orban die anstehende EU-Führung unter Kommissionpräsidentin Ursula von der Leyen als „Koalition für Krieg und Migration“. Diese Koalition, so Orban, bestehe aus Konservativen, Sozialdemokraten und Liberalen, die zusammen eine Mehrheit im Europäischen Parlament halten.
Bei einem letzten informellen Treffen in Brüssel konnten sich EU-Führer nicht einigen, wie die EU-Spitzenjobs nach den Europawahlen am 9. Juni 2023 zu besetzen sind. Orban sieht dies jedoch als „voreingestelltes Duell“ zwischen einer feindseligen, wirtschaftlich aggressiven und migrationfreundlichen Koalition innerhalb der EU.
Manfred Weber, Führer der Europäischen Volkspartei (EVP), soll in der Bildung dieser Koalition eine Rolle gespielt haben. Orban bezeichnete ihn als „Teufel“ oder „Dämon“ und einen langjährigen Feind Ungarns. Von der Leyen wird dagegen kritisiert, sie sei „nur eine kleine Ministerin“ im Vergleich.
Orban behauptet, dass die Koalition, oder die „Weberianer“, das sogenannte „Soros-Plan“ umsetzen werde, der Europa mit Migranten überschwemmen und die christliche und nationale Identitäten europäischer Völker löschen will. Nach Orbans Angaben findet ein „Bevölkerungsaustausch“ in Europa statt, wobei die Zahl der weißen, christlichen, traditionsbewussten Europäer abnimmt, während die Zahl der importierten Migranten zunimmt.
Die „Soros-Plan“- und die „Bevölkerungsaustausch“-Behauptungen sind Teil von Verschwörungstheorien, die oft von rechtsextremen Kreisen befördert werden. Orbans Interview wurde in Berlin aufgenommen, und deutsche Bundeskanzlerin Scholz soll heute mit Orban treffen. Ab dem 1. Juli übernimmt Ungarn das EU-Ratsvorsitz.
Orban nutzte die Gelegenheit auch, Deutschland zu kritisieren, indem er sagte, es sei nicht mehr das Land wie vor zehn Jahren. „Deutschland sieht, riecht, schmeckt oder fühlt sich nicht mehr so, wie es es einst tat“, so Orban, fügt er hinzu, dass frühere Generationen Deutschland als Symbol harter Arbeit, gut organisierter Arbeit und Ordnung gepriesen hätten. Jetzt sei Deutschland ein „farbenprächtiges, verändertes multikulturelles Welt“, wobei Migranten nicht mehr als „Gäste“ betrachtet würden. „Das ist ein bedeutender Wandel“, so Orban.