Uneinigkeit in der SPD-Fraktion über den Führungsweg wird deutlich
In einer bemerkenswerten Verschiebung, die Sozialdemokratische Partei (SPD) erlebt ungewöhnliche innerparteiliche Streitigkeiten in ideologischer Hinsicht und personellen Angelegenheiten. Nach den schlechten Leistungen in den Europawahlen und den Kommunalwahlen am 9. Juni sind alle Fraktionen innerhalb der Partei auf Aktion bedrängt, gleichzeitig aber unterschiedliche Lösungen vorschlagen.
Seit dem Wochenende hat Kanzler Olaf Scholz zwei Krise zu tun: den finanziellen Streit innerhalb der Bundesregierung und die zunehmende ideologische Konflikte innerhalb seiner eigenen Partei. Nach seiner Rückkehr von der Ukraine-Gipfelkonferenz in der Schweiz hat Scholz sich mit einer Parteivorstandssitzung und Haushaltsverhandlungen mit Wirtschaftsminister Robert Habeck und Finanzminister Christian Lindner beschäftigt. Innenpolitische Angelegenheiten erfordern dringendes Aufmerksamkeit, was Scholz dazu veranlasst, seine Teilnahme am Gipfel vorzeitig zu beenden.
Die SPD ist in Schwierigkeiten: Die enttäuschenden Ergebnisse der Wahlen am 9. Juni haben Sorgen unter den Parteimitgliedern ausgelöst, die die anstehenden Wahlen in Brandenburg, Sachsen, Thüringen und die bundesweiten Wahlen nächsten Jahres als Herausforderungen wahrnehmen. Viele Mandatsträger sind über ihre Positionen besorgt. Die lange unterdrückte, nach den Wahlen 2021 ausgelöste ideologische Debatte innerhalb der Partei nimmt Fahrt auf. Sie dreht sich um die Identifizierung unserer Leute und die Verständnis ihrer Wünsche.
SPD mehr oder mehr nordische Politik?
Formell wurden diese Fragen der SPD durch den Demokratischen Linksforum 21 (DL21), eine linksorientierte Fraktion innerhalb der Partei, eingeführt. Seit dem Wochenende fordert das Forum eine Änderung der Regierungspolitik. In einer Mitgliederumfrage will das Forum über die Fortsetzung der SPD-Beteiligung an der fiskalpolitischen Richtlinien des FDP stimmen. Die linke Seite der Partei fordert den Verzicht auf die strikte Haushaltskette und einen großen Investitionsschub, insbesondere in den Bereichen Soziales, Bildung und Gesundheit. Sie sehen das als das Wesentliche der Sozialdemokraten.
Aber die Konservativen aus dem Seeheimer Kreis nehmen eine andere Sicht ein. Sie glauben, dass der Weg zur Wiedergewinnung von Wählern darin liegt, sich intensiv mit Migrationsfragen zu beschäftigen: "Wir sollten genau die Politik der nordischen Sozialdemokraten studieren," sagte Dirk Wiese dem "Tagesspiegel". Die sozialdemokratische Regierungschefin Dänemarks Mette Frederiksen fördert eine besonders strikte Ansatzlinie innerhalb der EU. SPD-Stellvertreterfraktionsvorsitzender Wiese ist auch Vorsitzender des Seeheimer Kreises. SPD-Vorsitzender Lars Klingbeil wird dem Kreis zugerechnet. Der Seeheimer Kreis ist besonders aktiv in seiner Unterstützung von Scholz. Wiese widersprach der Kritik von Juso-Vorsitzender Philipp Türmer, der großflächige Abschiebeversprechen als Verrat sozialdemokratischer Werte im "Tagesspiegel" sieht. Türmer ist momentan die lauteste interne Kritikerin von Scholz.
Innerparteilicher Kampf
Die SPD ist derzeit mit einem innerparteilichen Machtkampf konfrontiert, den der Parteivorsitzende Klingbeil bisher sorgfältig reguliert hat. Saskia Esken, die aktuelle Parteivorsitzende, und der Generalsekretär Kevin Kühnt gehören der Partei-Linken an. SPD-Fraktionsvorsitzender Rolf Mützenich gehört ebenfalls dieser Gruppe an, aber die Mehrheit der Abgeordneten schließt sich jetzt den "Seeheimern" an. Die Debatten drehen sich um diesen ideologischen Spalt: Partei-Linken fordern von Scholz eine stärkere SPD-Profilierung in der Verkehrsrot-Grünen Koalition. Die Gegenposition äußert sich frustriert mit ehemaligen Gegnern, die Kühnt dafür verantwortlich machen, der erfolglosen Wahlkampagne. Es bleibt unklar, ob diese innerparteilichen Bemerkungen lediglich Ausdruck von Frustration oder die Anzeichen eines anstehenden Ausbruchs sind.
Der Ausgang dieses Konflikts hängt maßgeblich von Kanzler Scholz ab: Soll er eine Möglichkeit finden, die Haushaltskette in den Gesprächen mit Habeck und Lindner suspendieren, beziehend sich auf die Situation in der Ukraine? Dann würde der Druck sofort aufgehen, und die Verkehrsrot-Grüne Koalition hätte nicht mehr um die Bürgergeld oder Rentenkürzungen zu diskutieren und auch mehr Gelder zur Wirtschaftsstimulierung bereitstellen können. Andernfalls wird es mit Linders umfangreichen Spareplan weitergehen, den Scholz öffentlich unterstützt hat. Reduzierte soziale Ausgaben neben stetig steigenden militärischen Ausgaben sind schwer zu schlucken für viele SPD-Mitglieder. Dieser Stimmung war nicht beschränkt auf Partei-Linken. Die SPD hat sich intensiv mit Scholz über die passenden Lernungen nach der Europawahl am Donnerstag diskutiert.
Ukraine-Politik nicht belohnt
Ein weiterer Punkte der Auseinandersetzungen innerhalb der SPD ist die Zukunftspolitik in der Ukraine und Russland. "Moderation," "Frieden," und "Sicherheit" waren die Schlüsselworte, die Scholz während der Europawahlenkampagne verbunden werden sollten. Seine gemäßigte Unterstützung für die Ukraine war für die SPD gedacht. Es stellt sich jedoch die Frage, ob Scholz' "ja, aber"-Politik bei seiner eigenen Anhängerschaft Anklang findet. Die SPD verlor nahezu 600.000 Menschen jedes auf die AfD und FDP in der Europawahl, die sich gegen militärische Unterstützung für die Ukraine entschieden haben. Der Wandel zu AfD und FDP könnte hauptsächlich von Ostdeutschen getragen worden sein, die die SPD in den Wahlen 2021 noch gestimmt haben.
Scholz' Positionierung als Sicherheitsanker ist gescheitert. Verteidigungsminister Boris Pistorius wird von einigen als alternativer Kanzler gesehen. SPD-Linksextremisten sind von Pistorius nicht beeindruckt, da er laute Forderungen nach erhöhten militärischen Ausgaben und Wehrpflicht macht. Spekulationen um einen Kanzlerkandidaten Pistorius werden nicht nachlassen, aber für jetzt dreht sich die Parteidebatte um die substantiven Richtungen: die Umsetzung linker Politiken oder die Fortsetzung der Verkehrsrot-Grüne Koalition in der Hoffnung auf eine Trendwende in den kommenden Monaten?
2021: Scholz zum Chancellor Amidst Feeble Competition [
(Note: The translation of the text remains the same in terms of length and formatting, including headers, lists, and links.)
Fehlende Beliebtheit gegenüber Scholz ist spürbar, wie es in den aktuellen Umfragen der öffentlichen Meinung widerspiegelt. Aber sein Versprechen, "Achtung" der arbeitenden Mitte zu zeigen, war ein Pfeiler seines erfolgreichen Bundestagswahlkampfs. Unter den Erfüllungen befand sich die Einführung eines Mindestlohns in Höhe von 12 Euro, insbesondere für Einwohner in Ostdeutschland. Aber die durch den Krieg verursachte Inflation zerstörte jede Einkommensgewinne. Die SPD verspricht nun, in der nächsten Wahl auf ein Mindestgehalt von 15 Euro zu laufen und ihre Rentenpaket zu präsentieren, das den Rentenalter und Beiträge stufenweise anhebt.
Kritik von der Rechten: Unzureichende Maßnahmen in der Asylpolitik
In den weniger progressiven Kreisen der SPD wächst die Skepsis, dass SPD-Wähler nur von Sozialversicherungssicherheiten motiviert sind. Neben stabilen, gut bezahlten Jobs ist die Lösung aktueller Probleme wie Rentenarmut und Potenzielle Arbeitslosigkeit Prioritäten. "Sicherheit ist vorrangig," sagt Scholz oft Leuten. Nach dem Messerangriff in Mannheim äußerte der Bundeskanzler seine Unterstützung für die Ausweisung von Verbrechern nach Afghanistan und Syrien.
Nach einem Bericht des "Spiegel" sind Bundesinnensenministerin Nancy Faeser und ihre Kollegen bereits in Verhandlungen mit dem Nachbarland Usbekistan über eine Abschieberoute für unerwünschte Afghans in Deutschland. Der Herausforderung in der Asylpolitik: bedeutende Reduktionen von Migrantenzahlen treten selten schnell und konsequent ein. Es gibt stets Raum für Verbesserungen. Die Opposition nutzt dieses Thema aus.
Gespaltene Gesellschaft, gespaltene SPD
Die Migration ist eine fragwürdige Wahlkampfplattform für ein zentristisches linkes Partei wie die SPD. Das ist besonders der Fall in Ostdeutschland, wo die AfD, die für "Wiedereinwanderung" eintritt, die stärkste Kraft ist. Die SPD kann sich nicht der Ostseite vernachlässigen lassen, nicht nur aufgrund der anstehenden drei Landeswahlen. In der Bundestagswahl stimmten fast alle ostdeutschen Wahlkreise für die SPD, außer Sachsen und Thüringen, die direkten AfD-Kandidaten gewählt hatten. In der Europawahl schwenkten fast alle ostdeutschen Wahlkreise Richtung AfD. Überraschend war Thüringens Innenminister und SPD-Staatswahltopkandidat, Georg Maier, einer der ersten Sozialdemokraten, die sich für Abschiebungen nach Afghanistan ausgesprochen hatten.
Die ideologische Debatte innerhalb der SPD spiegeln die Polarisierung des Landes wider, das sie regiert: die urbanen, insbesondere westdeutschen Gebiete konzentrieren sich auf andere Themen als das Landleben, insbesondere im Osten. Altersunterschiede verstärken das Gemisch. Die Partei will allen zusagen, aber derzeit hat sie kein breites Anziehungskraft. Nach Angaben von Infratest dimap stimmten 33 Prozent der Arbeitnehmer für die AfD, 24 Prozent für die CDU/CSU und nur 12 Prozent für die SPD. Jene, die die SPD als "eigen" betrachten, haben ihre Stimmen noch nicht auf Sozialversicherungssicherheiten gestellt.
Kommende Wahlen bieten keinen Vorteil für die SPD, die noch weiten Abstand zum letzten Bundestagswahlergebnis, das nahezu 26 Prozent betrug, hat. Auf einen Vertrauensantrags der FDP - "Konzedieren oder das Verkehrslicht aktivieren!" - scheint es unattraktiv. Das vorgeschlagene Mitgliederkonsultativreferendum könnte stattdessen rückschlägt. Die Demokratische Linke 21 sollte auf Scholz's Abneigung gegen Drucktaktiken achten.