Übermäßige Zuckermengen in Babygetränken entdeckt
Eine Untersuchung von Foodwatch enthüllt: Über 85 % der geprüften Kindergetränke überschreiten die Zuckerschranke. Einige übersteigen die tägliche Zucker-Verbrauchsschranke sogar um das Dreifache. Nun fordern Experten eine umstrittene Strategie.
Viele Getränke, die sich an Kinder richten, sind zu süß, wie eine Untersuchung des Verbraucherverbandes Foodwatch ergab. Von 136 Getränken, die in ihrer Verpackung Kinder oder Jugendliche ansprechen, enthielten 117 (86 %) mehr als 5 Gramm Zucker pro 100 ml. In Großbritannien würde dies die sogenannte 'Zuckersteuer' auslösen. Foodwatch fordert nun die Einführung dieser Steuer auch in Deutschland.
Für ihre Recherche analysierte Foodwatch verschiedene Getränke aus den Top 5 Supermärkten, die sich an Kinder und Teenager richten, wie etwa solche mit Tier- oder Comic-Charakter-Drucken oder trendigen Produktdesigns wie Eistees oder Energydrinks. Auch Beutel und kleine Flaschen mit Strohhalm wurden geprüft. Die getesteten Produkte umfassten Limonaden, Fruchtsäfte, Energydrinks, Mineralwasser und Eistees.
Laut Foodwatch enthielten die geprüften Getränke typischerweise 7,8 % Zucker, was 6,5 Zuckerwürfeln in einem 250 ml Glas entspricht. Nur vier der getesteten Produkte würden eine Note A oder B im Nutriscore erhalten. Ein Viertel würde die Note C erhalten, während etwa drei Viertel (74 %) eine Note D oder E erhielten.
"Gefahr für Adipositas, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen"
Das Getränk mit dem meisten Zucker war ein Energydrink mit 15,6 Gramm Zucker pro 100 ml. Laut Foodwatch würde eine Dose dieses Getränks den täglichen Zuckerbedarf eines Kindes oder Jugendlichen um das Dreifache überschreiten. Berthold Koletzko von der Münchner Kinderklinik betont, dass der Verzehr von zuckerhaltigen Getränken in der Kindheit und Adoleszenz ein wichtiger Risikofaktor für Adipositas, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist. Daher seien Sofortmaßnahmen zur Verringerung des Verbrauchs von süßen Getränken "dringend erforderlich".
In Großbritannien wird seit 2018 eine Steuer von 18 Pence (ungefähr 21 Cent) pro 5 Gramm Zucker pro 100 ml und 24 Pence pro 8 Gramm erhoben. Diese Steuer führte zwischen 2015 und 2021 zu einer 29-prozentigen Reduzierung des Zuckergehalts in Getränken in Großbritannien. In Deutschland betrug die Reduzierung in der gleichen Zeit nur 2 %.
"Die deutsche Ernährungs- und Gesundheitspolitik versagt kläglich bei der Verhinderung ernährungsbedingter Krankheiten", kommentierte Luise Molling von Foodwatch. Neben einer Zuckersteuer fordert ihre Organisation auch eine Einschränkung der Werbung für ungesunde Produkte und eine gesetzliche Altersbeschränkung für den Verkauf von Energydrinks. Allerdings basiert die aktuelle Politik principalmente auf freiwilligen Maßnahmen der Industrie, die nur einen begrenzten Effekt haben.
Die Ergebnisse der Untersuchung von Foodwatch zeigen die hohe Zuckerbelastung in Getränken, die an Kinder vermarktet werden, und fordern die Einführung einer 'Zuckersteuer' in Deutschland, wie in Großbritannien, um die Gefahr dieser Getränke für Kinderübergewicht, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu minimieren.