- Über 280 Petitionen zur Gründung von Cannabis-Anbaugewerkschaften wurden eingereicht.
Nach der teilweisen Entkriminalisierung von Cannabis für Erwachsene werden allmählich Pläne für größere Anbaueinheiten in Gang gesetzt. Eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab, dass über 280 Genehmigungsanträge bei verschiedenen Landesbehörden eingereicht wurden. Spitzenreiter ist Nordrhein-Westfalen mit 69 Anträgen, während Niedersachsen 27 Anträge eingereicht und 11 Genehmigungen erteilt hat, was es zum einzigen anderen Bundesland mit mehreren Genehmigungen macht. Andernorts wurden insgesamt nur drei Genehmigungen erteilt.
Seit dem 1. Juli sind gemeinnützige "Anbaueinheiten" mit maximal 500 Mitgliedern als zweite Phase der Cannabis-Legalisierung in Deutschland zugelassen. Innerhalb dieser Einheiten können Erwachsene zusammenkommen, um Cannabis anzubauen und es untereinander für den persönlichen Gebrauch zu teilen. Es gibt jedoch strenge Richtlinien einzuhalten. Seit dem 1. April ist der Cannabis-Konsum für Erwachsene legal, jedoch mit einigen Einschränkungen. Es ist nun erlaubt, privat bis zu drei Pflanzen anzubauen und bis zu 50 Gramm Cannabis zu besitzen.
Auch in anderen Bundesländern wurden Anträge auf Anbaueinheiten eingereicht, wie beispielsweise in Baden-Württemberg, das nun 47 Anträge hat, wie die zuständige Regierungspräsidium in Freiburg mitteilt. Bis zum 28. August hat Bayern 24 Anträge in der Pipeline, aber noch keine Genehmigungen erteilt. Außer Niedersachsen gilt dies auch für Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und Rheinland-Pfalz - jedes dieser Bundesländer hat bisher nur eine Genehmigung für eine erste Anbaueinheit erteilt.
Der Genehmigungsprozess und die Inspektionen können komplex sein, wie die Landesbehörden erläutern. Antragsteller müssen Informationen wie die Anzahl der Mitglieder, den Standort und die Größe der Anbauflächen, die erwartete jährliche Cannabis-Ernte, Sicherheitsmaßnahmen und einen Gesundheits- und Jugendschutzplan bereitstellen. Eine dreimonatige Prüfungsfrist ist vorgesehen.
Es wurden Verbesserungsvorschläge für Konzepte und Statuten angefordert, wie das zuständige Landesamt in Rheinland-Pfalz mitteilt. In Rheinland-Pfalz ist ein Team aus einem Anwalt, zwei Verwaltungsmitarbeitern und einem Gärtner für die Bearbeitung der Anträge zuständig. Viele Ablehnungen sind auf unzureichenden Jugendschutz zurückzuführen, wie das zuständige Landwirtschaftskammer in Niedersachsen erklärt - zum Beispiel unzureichende Entfernungen zu Kindergärten und Schulen. Wenn Mängel behoben werden, können Verbände ihre Anträge erneut einreichen. Berlin hat bisher keine Klarstellungsleitlinien veröffentlicht. Vorerst sind die zwölf Bezirke für die Bearbeitung der Anträge in der Hauptstadt zuständig.
Die Genehmigung für Einheiten gilt sieben Jahre, wie im Gesetz festgelegt. Nach fünf Jahren kann sie verlängert werden. Es gibt auch Vorgaben für die Cannabissteuer - bis zu 25 Gramm pro Mitglied pro Tag und 50 Gramm pro Monat sind erlaubt. Für Personen im Alter von 18 bis 21 Jahren sind bis zu 30 Gramm pro Monat mit einem Maximum von 10% Tetrahydrocannabinol (THC) erlaubt.
Die Anzahl der Anbaueinheiten und ihr Entstehungsrhythmus bleiben ungewiss. Das Bundesgesundheitsministerium schätzte im Gesetzesentwurf, dass im ersten Jahr etwa 1000 Clubs entstehen könnten und in den folgenden vier Jahren jeweils 500.
Viele Bundesländer sind noch dabei, Strafkataloge für Verstöße gegen Cannabisanbau- und Verbrauchsvorschriften zu finalisieren. Bayern hat schnell einen Strafkatalog erstellt, während andere Bundesländer gefolgt sind. Hessen hat seinen Katalog am 1. Juli implementiert. Das Rauchen einer Joint in der Nähe von Kindern kann mit einer Geldbuße von 1000 Euro geahndet werden, während das Rauchen in Schulen oder in der Nähe mit einer Geldbuße von 500 Euro geahndet wird. Der Strafkatalog ist seit dem 5. Juli in Schleswig-Holstein in Kraft. Personen mit mehr als 50 Gramm Cannabis zu Hause können mit einer Geldbuße von 500 bis 1000 Euro rechnen. Andere Bundesländer wie Brandenburg und Bremen sind noch dabei, ihre Kataloge zu finalisieren. Baden-Württemberg plant keinen Katalog, da die existing legislation als ausreichend angesehen wird.
Der Produzentenverband in Nordrhein-Westfalen, das Bundesland mit den meisten Anträgen, ist aktiv dabei, den Genehmigungsprozess zu navigieren und die Einhaltung der Richtlinien sicherzustellen. Der Produzentenverband in Rheinland-Pfalz prüft mit einem Team von Fachpersonal die Anträge sorgfältig und möchte alle Jugendschutzbedenken vor der Genehmigung