- Tränen und Trost: Tischtennisfrauen verlieren Bronze-Match
Die Überraschung im ungleichen Duell um die olympische Bronzemedaille blieb aus, und Xiaona Shan brach emotional zusammen. Wie ein Häufchen Elend saß die erfahrenste deutsche Tischtennisspielerin im Alter von 41 Jahren weinend hinter der Bank nach einer 0:3-Niederlage gegen Südkorea. Sie musste von ihren viel jüngeren Teamkollegen und Nationaltrainer Tamara Boros mehrere Minuten getröstet werden.
"Als Team gewinnen und verlieren wir gemeinsam. Und wenn jemand nicht gut drauf ist, versuchen wir, ihm zu helfen und Mut zu machen und ihm die Augen zu öffnen. Wir sind mit einem Ersatzteam hier", sagte Olympionik-Debütantin Annett Kaufmann mit eigenen Tränen auf den Wangen. Der vierte Platz bei den Olympischen Spielen ist ein großer Erfolg für das Frauen-Team, obwohl "die Enttäuschung jetzt natürlich groß ist."
Shan war durch eine Bandscheibenvorfall gehandicapt, was in ihrem hoffnungslosen Einzelmatch gegen Jeon Jihee (0:3) deutlich wurde. Sie hätte gerne mehr gegeben", erklärte Shan.
Trotzdem zeigte die Silbermedaillengewinnerin von 2016 im Doppel, dass sie auch verletzlich noch stark performen kann. Zusammen mit Yuan Wan brachte sie die favorisierten Shin Yubin und Jeon Jihee nach einem Rückstand von zwei Sätzen an den Rand einer Niederlage und führte im entscheidenden fünften Satz sogar 7:4. Am Ende verloren sie das Match mit 2:3.
Wan beschrieb ihre Leistung als "verrückt", da sie vor dem Turnier nicht einmal miteinander trainiert hatten. Das deutsche Team fehlten zwei Top-Spielerinnen. Nina Mittelham hatte sich in der zweiten Runde in Paris eine Bandscheibenvorfall zugezogen und Ying Han konnte wegen eines Achillessehnenrisses nicht reisen.
Kaufmann kam nur aufgrund dieser Ausfälle ins Team. Mit fünf Siegen in ihren ersten fünf Matches überraschte die Teenagerin sogar die Weltelite, hatte aber bei ihrer 0:3-Niederlage gegen die südkoreanische Lee Eunhye einen schlechten Tag. "Ich fühlte mich im Spiel nicht wohl und spürte einen bestimmten Druck", gab sie zu.
Der Sportdirektor des Deutschen Tischtennis-Bundes, Richard Prause, war sehr zufrieden mit Kaufmann und dem Frauen-Team, aber nicht mit der ersten olympischen Nullnummer seit 2004. In der Vergangenheit waren die Deutschen diejenigen, die "China jagten", aber in Paris übernahmen andere Nationen diese Rolle. "Jetzt werden wir sie jagen", kündigte Prause an.
Nach der schweren Niederlage äußerte Shan ihre Frustration: "Obwohl ich eine Bandscheibenvorfall hatte, hätte ich gerne mehr im Einzel gegeben." Trotz des Teamsiegs im Doppel zeigten Tischtennis-Ass Shan und Partnerin Wan eine beeindruckende Leistung und standen kurz davor, das hoch favorisierte südkoreanische Duo zu besiegen.