Theo Müller und die AfD. Vor einiger Zeit gab es bereits Medienberichte über ein Treffen des 83-jährigen Müllers mit der AfD-Co-Vorsitzenden Weidel in einem Restaurant in Cannes im Oktober. Die Zeitung Bild veröffentlichte ein Foto des Treffens. Sozusagen wurde der Betroffene dabei erwischt. Allerdings ist ein luxuriöses Restaurant nicht der intimste Ort, Öffentlichkeit ist dort fast garantiert. Der Milchmagnat schwieg damals jedoch und kommentierte das Thema nicht öffentlich. Jetzt hat er sich geäußert.
„Während der Gespräche mit Doktor Weidel interessierte mich das Programm der AfD und ihre persönlichen Ansichten zur aktuellen Politik“, sagte Müller.
Das Interesse des in die Jahre gekommenen Unternehmers war so groß, dass bereits ein weiteres, und zwar das nächste, Treffen geplant ist. Weidel und Müller haben sich verabredet, sich Ende des Jahres zu treffen. Müller bestreitet, Spenden an die AfD geleistet zu haben. Die Pressesprecherin von Weidel erklärte, dass die Treffen „rein privater Natur“ waren.
Lesen Sie auf Russisch: Тео Мюллер и AfD. Токсичные связи
Kurz über Müller
Der Milchmilliardär Theo Müller ist einer der bekanntesten Unternehmer in Deutschland. Eine Legende.
Im Jahr 1971 übernahm er die Leitung des Milchbetriebs seines Vaters mit vier Mitarbeitern – und verwandelte ihn in ein globales Unternehmen. Müller baute fast aus dem Nichts ein mächtiges Geschäft auf. Er ist Eigentümer der Marken:
- Müllermilch;
- Landliebe;
- Weihenstephan.
Das Unternehmen stellt Milchprodukte für Discounter wie Aldi, Lidl und Kaufland her.
Andere erstellen Standardprodukte, Müller – Markenprodukte. Unerwartete Produkte in ungewöhnlicher Verpackung. Berichten zufolge ist die Theo Müller Gruppe die größte private Molkerei in Deutschland und erreichte im Jahr 2021 einen globalen Umsatz von sieben Milliarden Euro.
Er gehört wahrscheinlich auch jetzt noch zu den 25 reichsten Deutschen. Laut Bild beträgt Müllers Vermögen etwa 4,5 Milliarden Euro.
Müller war bereits in skandalöse Situationen verwickelt. Er wird für seine „Steuerfluchtstrategie“ kritisiert. Im Jahr 2003 zog seine große Familie nach Erlenbach am Zürichsee in der Schweiz, um der deutschen Erbschafts- und Schenkungssteuer zu entgehen. Gleichzeitig wurde die Theo Müller Holding in der Schweiz gegründet, wo niedrigere Steuersätze gelten. Müller wurde daran erinnert, dass er in den Vorjahren große Subventionen für sein Milchgeschäft in Sachsen erhalten hatte...
Was fehlt einem 83-Jährigen, der sich selbst verwirklicht hat, glücklich in einer neuen Ehe mit Beata Ebert und der die frische Luft in der Schweiz genießt?
Vielleicht das Gefühl, dass die Dinge in der Welt aus seiner Sicht in die richtige Richtung gehen.
Theo Müller und die AfD. Verdacht
Es scheint, als würden langjährige Verdächtigungen gerechtfertigt, dass der Unternehmer nicht weit entfernt von rechten oder rechtsextremen Ideen ist?
Es wurde berichtet, dass Müller an die CDU gespendet hat. Der Milchmagnat ist selbst Mitglied der CSU. Okay. Aber Gerüchte über Müllers mutmaßliche Verbindungen zu rechten Kreisen gibt es seit den 1990er Jahren.
Im Herbst 1989 berichtete das Magazin „Wiener“, dass Müller bereit war, die damals entstehende Partei „Die Republikaner“ mit großen Geldsummen zu unterstützen. Ein „Wiener“-Reporter gab sich als „Freund der deutschen Republikaner“ aus und kontaktierte große Industrielle. Das Magazin wollte ihre Bereitschaft testen, Spenden an die rechte Partei zu leisten. Der damalige stellvertretende Chefredakteur von „Wiener“, Michael A. Konitzer, erklärte, dass Müller ihm im Gespräch sagte:
„Ich werde spenden. Ganz klar. Sie werden zufrieden sein“.
Selbst nach einem darauffolgenden Rechtsstreit blieb Konitzer bei seiner Version. (Laut „Wiener“ behauptete Müller, er habe Zusagen nur unter bestimmten Bedingungen gegeben. Zum Beispiel, wenn die Republikaner die notwendigen politischen Fähigkeiten hätten.)
Die Veröffentlichung in „Wiener“ war wahrscheinlich der Ausgangspunkt für die Hypothese, dass Müller die rechtsextreme Partei NPD unterstützt hat. Das Unternehmen wies diese Anschuldigungen von Anfang an kategorisch zurück. Gerüchte, dass Müller heimlich dieser Partei Spenden zukommen ließ, wurden nicht bestätigt.
Wir schreiben das Jahr 2023. Jetzt rechtfertigt sich Müller nicht so sehr, sondern geht in die Offensive: Er fand in Weidels Worten „nicht den geringsten Hinweis“, der auf eine nationalsozialistische Ideologie hindeuten könnte. Der Unternehmer betonte, dass nationalsozialistische Ideologie für ihn „absolut inakzeptabel“ sei.
„Ich sehe in der ‚Alternative für Deutschland‘ nichts Schlechtes“.
Dennoch kann man darin nur eine Ausrede und einen Vorwand sehen. Wer weiß nicht, welche Ideen die AfD vertritt?!
Außer vielleicht Herr Müller, der sich unter den alpinen Gipfeln der Schweiz zurückgezogen hat, um Steuern zu sparen. Mit 83 Jahren hat man das Recht, einige Dinge zu vergessen.
Erinnerung. AfD
In Deutschland gibt es auch andere Meinungen. Die Partei steht in mehreren Bundesländern, darunter in Weidels Heimat Baden-Württemberg, unter der Beobachtung des Verfassungsschutzes.
Das Deutsche Institut für Menschenrechte (DIMR) – eine unabhängige Einrichtung beim Bundestag – hält die Alternative für Deutschland (AfD) für verfassungswidrig. DIMR stellt fest, dass die AfD aktiv und systematisch „ihre rassistischen und rechtsextremen Ziele verfolgt“.
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Marco Wanderwitz hat einen Antrag auf Verbot der AfD gestellt.
„Die AfD ist eine rassistische, antisemitische und rechtsextreme Partei. Die menschliche Würde und das Diskriminierungsverbot werden derzeit von der AfD, ihren führenden Funktionären und zahlreichen gewählten Vertretern und Mitgliedern eklatant in Frage gestellt“.
Der Antrag fordert den Bundestag auf, sich an das Bundesverfassungsgericht zu wenden, um die AfD für verfassungswidrig zu erklären, sie aufzulösen und ihr Vermögen für wohltätige Zwecke zu konfiszieren.
Das Bundesamt für Verfassungsschutz klassifiziert die Partei auch in den Bundesländern Sachsen-Anhalt und Thüringen als offensichtlich rechtsextrem. Die Landesorganisation der Partei in Thüringen, geleitet von Björn Höcke, ist wiederholt in den Medien in einem sehr eindeutigen Kontext aufgefallen.
Theo Müller und die AfD. Wer dafür, wer dagegen
In sozialen Netzwerken wurde Müller mit einer Flut von Kritik überhäuft. Die Ko-Vorsitzende der Grünen-Fraktion im Bundestag, Renate Künast, teilte eine Veröffentlichung über Müllers Kontakte zu Weidel auf der Plattform X und schrieb: „Das sollten Sie wissen!“ Es gibt Vorschläge, die Produkte des Milchproduzenten zu boykottieren. Das Hacker-Netzwerk „Anonymous Deutschland“ rief zum Boykott der Müller-Marken auf.
Sollt ihr wissen! Theo Müller: Molkerei-Milliardär bestätigt Kontakte zur #AfD . Müller ist Haupteigner der gleichnamigen Unternehmensgruppe. Zur größten Privatmolkerei Deutschlands gehören bekannte Marken wie #Müllermilch , #Weihenstephan#Landliebe . https://t.co/zJ3sKFrdE4
— Renate Künast (@RenateKuenast) November 30, 2023
Allerdings gibt es in X auch viele, die Müller verteidigen. Sie prahlen mit einer unparteiischen Haltung und der Priorität der Produktqualität. Oder sie kritisieren die Kritiker wegen mangelnder Toleranz. Einige AfD-Politiker erklärten, dass sie jetzt Müllermilch-Produkte als Protest gegen den Boykott kaufen werden.
Das ist verständlich. Müller hat im Grunde genommen einen Berg versetzt.
Oder anders gesagt: eine Lücke geschlagen.
Er hat Kontakte zwischen der Wirtschaft und der AfD legitimiert. Es ist nicht auszuschließen, dass sich jetzt andere reiche Deutsche finden, die sich auf ein tête-à-tête mit Alice Weidel einlassen wollen.