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"Tausende von Delfinen sind im Schwarzen Meer verendet"

Ökozid in der Ukraine

"Sonar von russischen Schiffen könnte den Tod von Delfinen verursacht haben, indem es ihr...
"Sonar von russischen Schiffen könnte den Tod von Delfinen verursacht haben, indem es ihr akustisches System gestört hat", sagt der Wissenschaftler Ivan Rusev.

"Tausende von Delfinen sind im Schwarzen Meer verendet"

Russlands Krieg gegen Ukraine richtet sich gegen das Land und sein Volk. Aber Tiere und Natur leiden auch unter russischen Angriffen. Die Zerstörung biologischer Vielfalt in Nationalparks hat kritischen Punkte erreicht. Das Tuzly-Lagoons-Nationalpark in der Odessa-Region ist das einzige geschützte Gebiet im Süden Ukrainas, das nicht von Russen übernommen wurde. Aber auch dort zeigen die Folgen des Krieges dramatische Auswirkungen, wie der Leiter der wissenschaftlichen Abteilung des Naturparks, Ivan Rusev, in einem Interview mit ntv.de erzählt.

ntv.de: Der Tuzly-Nationalpark ist nicht von Russen besetzt, aber für Besucher gesperrt?

Ivan Rusev: Ja, aber wir sind die einzige Nationalpark-Mannschaft in der Ukraine, die in ihrem Bereich arbeiten und Informationen über den Kriegsauswirkungen sammeln kann. In anderen Parks leben unsere Kollegen unter Besatzung oder haben geflohen. Aber nur sechs Kilometer der 44-kilometer umfangenen Küstenlinie, die vom Park überwacht wird, bleiben uns.

Mit wem arbeiten Sie im Park?

Wir haben 45 Mitarbeiter, aber einige gingen nach Europa nach der Invasion, und einige wurden in die Armee eingezogen. Deshalb haben wir derzeit 30. Es besteht ein echter Mangel an Arbeitnehmern, insbesondere an Männern, die früher als Wächter arbeiteten. Seit Kriegsbeginn sind sechs Kontrolleure aufgerufen - einer wurde getötet, einer ist vermisst. Wir haben nicht genügend Kontrolleure, um die Natur zu schützen. Daher arbeiten wir mit Freiwilligen sowie der Wasserpolizei zusammen, die auch für die Überwachung der Gegend zuständig sind. Aber das Gelände ist groß, also wird es auch von der Militärpatrouillen durchsucht. Und wir nehmen wissenschaftliche Flüchtlinge aus Mariupol auf, die aus dem Meotida-Nationalpark aufgrund der russischen Besetzung gezwungen waren zu flüchten.

Was bedeutet der Krieg für den Tuzly-Nationalpark und die Schwarze Meer?

Wir haben russische Schiffe in der Schwarzen Meer gesehen, die starke Sonar einsetzten, was das Meerleben störte. Unser Park wurde bombardiert, was Vogelhabitate zerstörte und Vogelarten wegschreckte. Abends fliegen russische Drohnen über den Park, was für Vögel problematisch ist, insbesondere für Flamingos, die in der Ukraine zum ersten Mal letztes Jahr nisteten. Drohnenangriffe in unserem Park haben Insektenpopulationen und Pflanzen zerstört, die wichtig für Zugvögel sind. Wir dokumentieren diese Ereignisse.

Und wie geht es im Meer?

Seit Kriegsbeginn überwachen wir die Schwarze Meerküste und insbesondere die Delfine. Viele Tiere sind tot aufgewaschen. Wir haben sie untersucht, sie zeigten keine Verletzungen - ihre Tode waren nicht durch Raubjagd verursacht. Ihr unversehrtes Aussehen legte nahe, dass Kriegseffekte die Ursache waren. Tausende von Delfinen sind seit Kriegsbeginn gestorben. Glücklicherweise ist die Anzahl der toten Delfine in diesem Jahr gesunken, was wir darauf zurückführen, dass die Russen nicht mehr die nördliche Teil des Schwarzen Meeres kontrollieren.

Können Sie die Naturverluste des Parks genau auswerten?

Nein, ich kann das nicht sagen, wir geben nur Informationen an das Umweltministerium weiter. Aber es gibt enorme Verluste. Für die Delfine stellt sich die Frage, wie die Population dieser Tiere in Zukunft wiederhergestellt werden kann, wenn so viele Tiere gestorben sind. Ohne sie wäre die Schwarze Meer ein totes Meer.

Gibt es eine Reaktion der internationalen Gemeinschaft auf das Ökozid in der Ukraine?

Bislang gab es kaum Reaktionen. Diese Verbrechen sind schwer nachzuweisen. Um sie zu beweisen und Unterstützung zu erhalten, verbreiten wir Informationen in verschiedenen Forensen, mit ausländischen Experten und Gemeinschaften sowie mit dem NABU in Deutschland, wo ich über die zerstörenden Auswirkungen des Krieges auf die Natur in der Ukraine berichtete. Wir haben Unterstützung von der Türkei, Rumänien und Bulgarien erhalten. Selbst russische Forscher haben darüber geschrieben.

Was sagen sie?

Russische Forscher verknüpfen die seltsamen Todesfälle von Delfinen in den Buchten von Sewastopol auf der Krim-Halbinsel mit Infektionskrankheiten, nicht mit dem Krieg. Als Infektionskrankheitsexperte mit 30 Jahren Erfahrung stimme ich nicht zu. Delfine sind auch Träger von Viren und Bakterien, aber Belastungen durch chemische, Strahlen oder Sonar-Pollution können Krankheiten auslösen und Tiere töten. Der Hauptproblem sind die Auswirkungen von Sonaren oder Bomben, die oft Hirnverletzungen bei Delfinen verursachen. Signale, die in Sewastopol und Noworossijsk eingesetzt werden, um gegen ukrainische Drohnen zu schützen, gefährden das Leben im Schwarzen Meer.

Haben Sie Kontakte zu russischen Umweltaktivisten?

Nein. Ich habe früher viele Kollegen in Russland, mit denen ich korrespondierte und zusammengearbeitet habe, um in der Forschung etwas Zeit lang. Jetzt habe ich alle Kontakte abgeschnitten. Zu Beginn der groß angelegten Invasion schrieb ich ihnen Briefe, um Unterstützung für die Ukraine zu bitten, aber ich bekam entweder keine Antwort oder Antworten, die nichts mit dem Ukraine-Thema hatten.

Glauben Sie, dass die Ökosysteme der Ukraine wiederhergestellt werden können, wenn der Krieg ist?

Interview mit Maryna Bratchyk durch Ivan Rusev

Wir müssen sich für internationale Unterstützung einsetzen und sind bereits mit verschiedenen Partnern im Gespräch, um die Flusstäler zu räumen. Wir arbeiten zudem an der Schaffung eines großen maritimen Schutzgebietes für Wal- und Delfinfische, das auch das Gebiet um die Schlangeninsel umfasst. Das wäre ein wichtiger Schritt für die Wiederherstellung des Meeress Lebens nach dem Krieg, auch, um große Teile des Schwarzen Meeres vor Raubbauern zu schützen. Wir werden in dieser Angelegenheit von der britischen Organisation Blue Marine Foundation unterstützt. Darüber hinaus bin ich optimistisch, dass die Ukraine in der Lage sein wird, die Ökozid-Vorwürfe zu beweisen. Dann muss Russland Schadensersatz zahlen.

Interview mit Maryna Bratchyk durch Ivan Rusev

Die internationale Gemeinschaft soll sich der umweltlichen Schäden des Krieges in der Ukraine angesichts der Tatsache bewusst sein, dass die Auswirkungen auf Tierpopulationen wie den der Delfine gehen, deren Bestand durch kriegsbedingte Sonar-Einsätze deutlich zurückgeht. Weiterhin können politische Spannungen, wie der Angriff auf die Ukraine, zu eskalierenden Umweltkatastrophen führen, wie die zerstörerischen Angriffe auf Nationalparks und Wildtierhabitate zeigen.

Trotz Russlands Besetzung vieler ukrainischer Regionen stellt das Tuzly-Lagunen-Nationalpark-Reservat weiterhin Herausforderungen durch Minen und Drohne-Angriffe dar, was die Delfinpopulation und andere Meeressäuger betrifft und den tragischen Einfluss des Krieges auf die Umweltschutzbemühungen hervorhebt.

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