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Sylt warnt vor potenziell schwerem Imageschaden

Nach einem hasserfüllten Ausbruch

Sylt ist Strand und Champagner und Wohlstand.
Sylt ist Strand und Champagner und Wohlstand.

Sylt warnt vor potenziell schwerem Imageschaden

Junge Leute schreien verabscheutende Beleidigungen auf Sylt, was landesweite Empörung auslöst und die Insels Reputation schädigt. Ein viraler Videoaufnahme dieses Vorfalls hat einen nationalen Debatte angeheizt.

Frauen in modischen Uhren und großen Sonnenbrillen wandeln mit ihren Kindern nackfüßig Richtung Strand in Kampen. Prächtige Fahrzeuge sonnen sich diesen heißen Juni-Nachmittag an der Club Pony auf Sylt. Ihre Besitzer trinken kühl vergorenes Grayburgunder auf dem Patio der Einheimischen, was in ganz Deutschland eine Woche zuvor Schlagzeilen machte.

Zu jener Zeit war ein Video aufgegriffen worden, das junge Leute verabscheutende Beleidigungen während der Party auf dem Patio ausgestoßen hatten. Die Reaktion war enorm. Aktuell gibt es keine Anzeichen für den Chaosausbruch, der in dem angesehenen Ort Kampen Anfangsaugenschein bietet. Der Bürgermeister hofft, dass die landesweite Rassismus-Skandal die Öffentlichkeit sensibilisiert hat. Der Sylter Dehoga betont die Mutigkeitsbedürftigkeit - fürchtet potenzielle langfristige imagegeschädigende Folgen, wenn es weitere Vorfälle gibt.

Drei Personen, zwei Männer und eine Frau, haben seitdem in ihrem Leben etwas Ändern erlebt: Sie sind in dem auf Pfingstsamstag aufgenommenen Video zu sehen, das auf einem Partyterrasse mit über 500 Teilnehmern stattfand. Es zeigt junge Leute scheinbar unbeeindruckt gegenüber der Welt, unbesorgt und "Deutschland für Deutsche, Ausländer raus!" zum Schlag "L'amour toujours" von Gigi D'Agostino schreitend. Einer der Männer macht eine Handgeste, die an den Hitlergruß erinnert. Die Polizei hat das Ereignis am 24. Mai aufgedeckt.

Untersuchung des Staatsanwaltsamtes laufend

Ein Monat nach Veröffentlichung des Videos ermittelt das Staatsanwaltschaft in Flensburg noch immer die beiden Männer und die junge Frau. Laut Oberstaatsanwalt Bernd Winterfeldt dauern die Ermittlungen wahrscheinlich mehrere Wochen. Sie ermitteln wegen Hetze und gegen einen der Männer wegen der Nutzung von Symbolen unverfassungsmässiger Organisationen.

Die Club Pony-Besitzer haben sich nach den Vorfällen öffentlich geäußert. Heute weigern sie sich, Fragen von dpa zu beantworten. Auf der Instagram-Seite des Clubs existiert noch immer die gepinnt angebrachte Post von vier Wochen zurück, in der sie sich von dem Vorfall distanzieren, gegen "Rassismus, Faschismus und jede Art von Diskriminierung" sprechen und die verantwortlichen Partygäste melden.

Die Clubbesitzer teilten auf dem Instagram-Profil des Clubs die Todesdrohungen auf, die sie erhalten haben. "Wir werden verbal belästigt und mit Todesdrohungen bedroht", schrieben sie. Zusätzlich veröffentlichten sie eine Sequenz aus einer Überwachungskamera, die eine andere Sicht des Szenes bietet.

Nur "Champagner-Regen"

Zuletzt haben die Veranstalter Sequenzen aus einer Pfingstparty ohne rassistische Schimpfworte oder jegliche Verbindung zum Vorfall auf Instagram geteilt: Junge Frauen tanzen dort mit vollen Glasen in engen Kleidern und kurzen Rocken, Männer begeisterten sich in weißen Hemden zu Techno-Beats, hellle Drone-Aufnahmen zeigen Luxusfahrzeuge und schnelle Schwung über Anwesende auf dem Terrasse. Champagner wird aus Magnumflaschen gestreut, und zugleich ist die Aufschrift "Champagner-Regen" mit drei Champagnerflaschen-Emojis überlagert.

Das Staatsanwaltschaft ermittelt auch in zwei weiteren Fällen - beide sollen in Kampen während Pfingsten stattgefunden haben. In einem Club soll ein Gast "Deutschland für Deutsche, Ausländer raus!" gerufen haben. Eine Ermittlung wegen Volksverhetzung läuft. In einem dritten Fall wurde ein Verdächtiger gefunden - er muss für Körperverletzung, Volksverhetzung und Sachbeschädigung verantworten. Er wird beschuldigt, eine 29-jährige Frau am Strandbar in Kampen am Pfingstsonntag rassistisch beleidigt und verletzt zu haben - laut Polizei war die Frau nur leicht verletzt gewesen.

Die Stimmung in der Siedlung hat sich endlich gelegt, sagte Kampen Bürgermeisterin Stefanie Böhm (Wählergemeinschaft Kampen). "Sylt besitzt eine magnetische Anziehungskraft: Die landesweite Medienaufmerksamkeit nach dem Vorfall am Pony mag einige Menschen dazu bringen, vorsichtiger und aufmerksamer zu sein." Dadurch könnte es viele dazu bringen, genauer und aufmerksamer auf ähnliche Vorfälle an anderen Orten zu schauen. "Wir müssen alle aufmerksam und aufmerksam sein in solchen Angelegenheiten." Solches Verhalten ist unerwünscht auf jeder Party, Feier oder Versammlung.

Dirk Erdmann, CEO des Sylter Wirtschafts- und Gewerbevereins und Betreiber des Hotel Rungholt in Kampen, äußerte Relief: "Wir freuen uns, dass die Situation sich gelegt hat, aber wir müssen alle Mut zeigen, damit solche Dinge nicht wieder passieren." Die Europawahlen haben deutlich gezeigt, was die politische Richtung Deutschlands ist - die niedrigen Ergebnisse der AfD in Schleswig-Holstein offenbaren auch, dass der nördlichste Bundesstaat und damit Sylt "als Stützpunkt des Rechts nicht beschrieben werden kann".

"Sylt war, ist und bleib ein offener und willkommener Insel", teilte Florian Korte, Sprecher der Gemeinde Sylt, mit. Nach dem Video mit rassistischen Schimpfwörtern bekannt geworden, koordinierte die Gemeinde mit dem Tourismusdienst und veröffentlichte eine gemeinsame Erklärung in kurzer Zeit. Diese Erklärung, natürlich, existiert noch.

Als Antwort auf den Video mit rassistischem Pfeifen hatte sich in Kampen einige Dutzend Menschen versammelt, um gegen Rechtsextremismus Protest zu führen. Sie wollten eine Botschaft senden. Ein paar Tage später zog eine kleine Gruppe von etwa zehn Punks durch Westerland unter dem Slogan "Aussprechen gegen Rechts!" Später planten die Initiative "Sylt gegen Rechts" ein größeres Demonstration in Vor dem Rathaus in Westerland.

Für die Studentin, die in der Beleidigung verwickelt war, bedeutete die Folge mehr als Polizeibefragungen: Sie stand in Gefahr, von der Universität ausgeschlossen zu werden. Trotzdem hat der Exmatrikulationsausschuss der Hamburg Fachhochschule für Angewandte Wissenschaften dieses Schicksal letztlich umgekehrt. Leider gilt für die Studentin noch eine Verfügung gegen sie, die bis Ende Juli gültig ist.

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