Strafverteidiger spielen mögliche Risiken von Angeklagten herunter
An der laufenden Verhandlung am Oberlandesgericht München stehen acht Personen angeklagt, die der Reuß-Gruppe, einer berüchtigten antistaatlichen Organisation, zugerechnet werden. Die Gruppe, die durch eine umfassende antiterroristische Operation in mehreren Bundesländern und ausländischen Territorien am Ende des Jahres 2022 aufgedeckt wurde, sollte laut Anklage eine gewaltsame Putschverschwörung gegen die bundesregierung plant haben, wobei das Verlust von unschuldigen Leben als akzeptabeler Opferpreis in Betracht gezogen wurde.
Reuß strebte eine neue Form der Regierung an, und mehrere Angeklagte, wie J. und R., waren vermutet, hohe Funktionen innerhalb der Gruppe innegehabt zu haben, ähnlich der Regierungskabinett. Das "Rat" in dieser Vereinigung, wie es genannt wurde, bestand aus zentralen Mitgliedern, darunter J. und R.
Die Verteidigung von J. hegte Bedenken gegen die terroristischen Neigungen von J., vermutete, dass sein Waldorf-Hintergrund, der für den Frieden bekannt ist, und seine Interessen an Esoterik ihn mehr verdächtig machten als gefährlich. Die Entdeckung eines Buches über menschliche Reptilien in der Wohnung von J. wurde thematisiert, aber sein Anwalt argumentierte, dass dies kein Beweis für wahre Überzeugung war. Weiterhin wurden Tagebucheintragungen des Bundesanwaltes aus dem Kontext genommen und als verzerrt bezeichnet. Innerhalb von Reden von J., insbesondere einer, die die Auswärtige Politik als "esoterisch gesund" beschrieb, wurden symbolische Aussagen gesehen.
Die Verteidigung von Dr. R. beharrte darauf, dass ihr Mandant die Gewalt ablehnte, an keinen geplanten Umstürzen beteiligt war und kein unmittelbarer Gefahr darstellte. Die Radikalisierung von Dr. R. von der Anklage in Frage gestellt wurde.
Der Bundesanwalt beschuldigt die acht Angeklagten in München, eine terroristische Organisation gegründet oder beigetreten und hohe Verratspraxen vorbereitet zu haben. Das ist die dritte bundesweite Verhandlung gegen die Reuß-Gruppe, wobei parallel laufende Verhandlungen in Frankfurt und Stuttgart gegen die vermuteten Führer und die "militärische Spitze" der Gruppe fokussieren.
Verteidiger kritisierten die fragmentierte Art der drei Verhandlungen und forderten die Einstellung der Verhandlungen. Anträge auf Verspätung der Verhandlungen bis zur Zugangsberechtigung zusätzlicher Dokumente, wie Telefonüberwachungsaufnahmen, wurden auch gestellt. Nur einer der acht Angeklagten, der Selbstproklamierte Astrologe L., hat Interesse an einer noch ausstehenden Termin angezeigt, um auszusagen.