SPD steht im Haushaltsstreit unter Druck von Scholz
Die Uhr klingelt: SPD, Grüne und FDP streben nach einem Haushaltsabkommen bis zum 3. Juli. Chancellor Scholz, Vice-Chancellor Habeck und Finanzminister Lindner sind in Verhandlungen, wobei ihre jeweiligen Parteien sie stark drängen. Die SPD drängt den Chancellor, während die FDP die gesamte Verkehrslicht-Koalition unter Druck hält. Suchen sie es schaffen?
Ein Helden wie Niklas Füllkrug könnte genau das, was die Verkehrslicht-Koalition jetzt braucht. Jemand, der am letzten Augenblick auflebt und den Tag rettet. Allerdings handelt es sich nicht um eine Fußballturniere, sondern um die Sicherung der jährlichen Haushaltsbeschlüsse. Die erforderliche Einigung ist derzeit noch verhaltener als Füllkrugs Tor. Der Schätzwert schwankt üblicherweise zwischen 25 Milliarden Euro plus X.
Seit den Europawahlen zwei Wochen zurück liegen Scholz, Habeck und Lindner erneut an den Gesprächen über den Haushalt 2025. Ihr Ziel für eine Einigung ist der 3. Juli, an dem eine Kabinettsitzung für die Haushaltsbeschlüsse geplant ist. Längere Verhandlungen sind möglich, aber sie sehen nicht aus. Eine Lösung ist noch nicht in Sicht. "Wir sind noch nicht im Landungsbereich", zitierte die "Neue Osnabrücker Zeitung" Lindner am Wochenende.
Der Flugzeugsturz ist noch in der Luft, mit Scholz, Habeck und Lindner am Steuer. Details über die Verhandlungen bleiben eng unter Verschluss gehalten. Die Parteigläubigen warten von oben heraus. Die Spannung ist palpable. Letzte Woche startete die SPD-Linke eine Mitgliederinitiative gegen ein von der FDP geplantes Ausgabenbudget. Der Schlüsselpunkt ist der Schuldenbremse. Soll sie aufgehoben oder nicht? Die FDP ist genauso dagegen wie die SPD jetzt für sie ein.
SPD für Aufhebung der Schuldenbremse, Scholz dagegen
SPD-Vorsitzende Saskia Esken riet am Montag gegen jede hasty Entscheidung, einschließlich der Aufhebung der Schuldenbremse. Sie sieht den Ukrainekrieg als gültige Begründung für dies. Die drei großen Parteifraktionen—der konservative Seeheimer Kreis, die Parlamentarische Linken und das Berliner Netzwerk—sprachen sich in einer gemeinsamen Erklärung für die Aufhebung aus. "Given the exceptional emergency situations in Ukraine and German flood areas, we should also use the exceptional regulation of the debt brake this year," forderten Dorothee Martin (Netzwerk Berlin), Matthias Miersch (PL) und Dirk Wiese (Seeheimer Kreis). Die SPD bleibt taube.
Jede Aussage wird genau auf ihre potenziellen Implikationen hinbeobachtet. Zum Beispiel Scholz' Sommerinterview in der ARD. "Wir werden den Sozialstaat verteidigen und entwickeln.", versprach der Chancellor dort. Das klang den SPD-Ohren gut. Nun muss das nur bedeuten: Mehr Geld für soziale Angelegenheiten als weniger. Und unter keinen Umständen ein Ausgabenfest, wie das FDP es vorzieht. Auch wenn sie es "Priorisierung" nennen.
Scholz übernahm auch ein typisches Termin von Lindner. Er erklärte, dass die "Treffsicherheit" des Bürgergeldes erhöht werden soll. Das bedeutet, dass niemand jemandem zwingen kann, arbeiten zu müssen, um Arbeitslosigkeit überwinden. "Treffsicherheit" bedeutet hier Zielgerichtete Hilfe für die wirklich Bedürftigen. Doch der Problem beginnt dort. Wer entscheidet, wer wirklich Hilfe braucht? Das ist letztlich eine Frage politischer Überzeugungen. In diesem Punkt haben SPD und FDP nie miteinander Augen gewirkt.
Aus der Sicht der SPD bedeutet "Treffsicherheit" eine Sparmaßnahme. Und schaut Scholz diesen Begriff sich an? Das könnte einige Augenbrauen heben in der SPD. Aber Scholz weiß genau: Ohne die Liberalen kann Rot-Grün regieren. Sie hätten keine Mehrheit ohne die Liberalen. Das könnte ihn flexibler machen als seine eigene Partei es ertragen kann.
Dann gab es den Satz über die Schuldenbremse. Scholz sagte, es gehe um "unser Arbeit erst tun und jedes einzelne Haushaltspunkt durchgehen und keine leichte Lösung suchen. Die leichte Lösung wäre die Aufhebung der Schuldenbremse." solche Formulierungen könnten in der SPD nicht wohlgefallen. Überraschend forderte die FDP am nächsten Tag erneut ihre angeblich leichte Lösung auf. Das war kein Zufall, scholz meint nicht. "Was wir dann tun, wenn wir alles getan haben und sehen, dass noch ein Problem zu lösen ist, müssen wir zusammen diskutieren."
FDP hebt den Ton
Für die FDP ist die Schuldenbremse ein Tabu. Sie lassen keinen Zweifel auf: Nicht mit uns, niemals. Am Montag, dem Parteigenossen Bijan Djir-Sarai formulierte es so: "Die SPDs fiskalische Populismus ist auch gefährlich für die Zukunft und Entwicklung unseres Landes." Der Vorsitzende der Jungen Gruppe der FDP, Jens Teutrine, erzählte dem "Bild"-Magazin offenherzig: "Ohne uns, ohne die Schuldenbremse."
Der Ukraine-Krieg, aus der Sicht der FDP, reicht nicht aus, um es auszusperren. Der Krieg hat fast drei Jahre andauergestoßen und damit plötzlich ein Überraschungdesaster darstellt, das mit Schulden sofortige Reaktionen erfordert. Sie begründen auch den Verweis auf die jüngste Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts. Sie wollen sich nicht für eine weiter konstitutionell fragwürdige Haushaltsplanung verantwortlich fühlen.
Fazit: Wenn kein Abkommen erzielt wird, stürzt die Verkehrslicht-Koalition ein. Eine Regierung, die über Ausgaben priorisieren kann't und über die Verteilung von Geldern streitet, ist mehr oder weniger funktionslos. Aber Kürzungen in Höhe von 25 Milliarden Euro ohne Auswirkungen auf soziale Themen herbeizuführen scheint herausfordernd. Lindner schlägt vor, Steuern zu senken und die Solidarbeitrag abzuschaffen für alle, sowie die Fortschrittssteuer abzuschaffen, was zu geringerem Steuereingang führt.
Zu diesem Zeitpunkt fordern jedoch mehrere Minister zusätzliche Mittel. Zum Beispiel fordert der Verteidigungsminister Boris Pistorius zusätzliche 6,7 Milliarden Euro für die Bundeswehr. Minister Annalena Baerbock (Auswärtiges), Nancy Faeser (Innere Sicherheit) und Svenja Schulze (Entwicklungshilfe) fordern ebenfalls mehr Geld. Es gibt Möglichkeiten, einige Milliarden Euro hier und da zu sparen oder Ausgaben auf das nächste Jahr zu verschieben. Aber die Verwaltung von 25 Milliarden Euro ist, um es zu sagen, nicht einfach.
Zuletzt hat sich auch die FDP am Montag geäussert. Die Parteiführung präsentierte eine Studie, die für Reduzierungen der Verwaltung in vielen Bereichen plädiert. Die Reduzierung der Verwaltung ist fast so wichtig für die Liberalen wie die Haushaltsbegrenzung. Je mehr Verwaltungseinsparungen in einer Lösung enthalten sind, desto akzeptabler ist sie für die Liberalen, aber sie sind unwillig, sich auf die Haushaltsbegrenzung zu beugen.
Letztlich wird es darum kommen, eine Kompromisslösung zu finden, die jeder akzeptieren kann. Es bleiben noch neun Tage, bis zur Kabinettsitzung am 3. Juli. Es sieht aus, als ob es sich um die 76. Minute im Deutschland vs. Schweiz-Spiel handelt. Aber eine klare Lösung ist noch weit entfernt. Der Bruch, auf den es hinweist, wird jedoch deutlicher jeden Tag.