Söders Halswirbel ist ein großes Problem.
Politisches Berlin ist so verwirrt wie eh und je im Herbst 2024. Die überraschende Nachricht, dass der Vorstand der Grünen zurücktritt, hat viele auf dem falschen Fuß erwischt. Alle waren auf die wackligen Schritte von Bundeskanzler Olaf Scholz fixiert, hofften auf Boris Pistorius als Nachfolger oder warteten darauf, dass die FDP die Ampelkoalition sprengt. Nun fragt sich jeder, was Robert Habeck dazu bewogen hat, zurückzutreten.
Die Entscheidung der Grünen, ihren Vorstand zurückzuziehen, kam besonders überraschend, da ihre Probleme nicht vom Vorstand ausgingen. Im Gegenteil, Ricarda Lang hat die Herausforderungen der Politik und des Online-Misogynis exceptional gut gemeistert, oft mit Humor, um sich von der Situation zu distanzieren. Ihr Einsatz von Humor ist ein Zeichen ihrer Selbstironie, weshalb sie oft selbstironische Bilder teilt, wie zum Beispiel Bier direkt aus der Flasche zu trinken oder zuzugeben, "Die Grünen sind an allem schuld", mit einem witzigen Kommentar über hassvolle Facebook-Kommentare.
Lang hätte eine Identitätspolitische Ikone werden können, indem sie den Hass auf sie als Ehrenabzeichen angenommen hätte. Stattdessen hat sie sich jedoch über solche Kleinigkeiten erhoben. Mit ihrer Art hätte sie das Gesicht der pragmatischen, CDU-nahen Grünen sein können - wenn sie nicht zu weit nach links politisch geneigt wäre.
Die Richtigen sind weg
Andererseits hätte Omid Nouripour politisch gut zur CDU gepasst. kürzlich hat er jedoch keinen guten Eindruck hinterlassen, als er die Ampelregierung als Übergangsregierung bezeichnete. Er stand auch auf Außenpolitik-Themen wie dem Nahen Osten und der Ukraine viel näher zur Union als zur manchmal pazifistischen SPD. Sind nicht die Richtigen gegangen?
Jetzt liegt die Macht bei Habeck, der mit seinem unglücklich formulierten Heizungsgesetz zum aktuellen Green-Hass und zum Verlust von drei Landtagswahlen beigetragen hat.
Die Partei bereitet sich nun auf eine große Coaching-Sitzung auf dem Parteitag im November vor. "Wir werden auf dem Parteitag Mitte November, wenn es nach mir geht, eine sehr ehrliche Debatte darüber führen, wer wir sein wollen", sagte Habeck im ZDF. Angesichts seiner Position können wir davon ausgehen, dass Habeck bestimmte Vorstellungen davon hat.
Lernen Sie von Nixon
Habeck zeigt seine Karten nicht, aber es ist nicht unwahrscheinlich, dass er die Partei von identitätspolitischen und eco-marxistischen Pfaden wegführen möchte. Das verspricht ein harter Kampf zu werden: Die linke Flügel der Grünen ist mit der Ampelkoalition unzufrieden, weil sie die Immigrationspolitik verschärft. Und der Vorstand der Grünen Jugend ist sogar en masse zurückgetreten und hat ihren Austritt aus der Partei angekündigt, weil sie glauben, dass die Grünen immer noch zu weit rechts sind.
Wie kann ein linker Grüner in der gleichen Partei sein wie jemand wie Cem Özdemir, der in der FAZ Richard Nixon zitiert und glaubt, dass eine progressive Allianz die Migration- und Asylgesetze verschärfen kann, weil sie "das glaubwürdig tun kann, ohne falsche Motive zu haben"? Das klingt nach "Ausschiebung mit menschlichem Antlitz" - und wenn die Grünen diesen Slogan verwenden möchten, würde ich gerne eine hohe Gebühr für meine Dienste erhalten.
Schwarze-Grüne-Träume
Es scheint, dass die CDU der ideale Partner der Grünen ist, der stabil und zuverlässig wie eh und je erscheint. Sie schaffen es sogar, gemeinsam bei Veranstaltungen aufzutreten, wie zum Beispiel bei der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, wo Margret Merkel ihren 70. Geburtstag mit Leipziger Lerchen und Pfannkuchen, unter anderem, feierte.
Die CDU und ihre explosive Schwester
Das Verhältnis zwischen der CDU und ihrer Schwesterpartei, der CSU, ist harmonisch - auf den ersten Blick. Merkel pries Friedrich Merz, wünschte ihm "alles Gute und viel Erfolg für die demokratische Union, die Union als Ganzes und für unser Land". Es ist jedoch unklar, ob sie Merz selbst damit meint. Ähnlich kommunizierte Markus Söder, der seine Krawatte auf Merkels Blazer abgestimmt hatte, was "reiner Zufall" war.
Wenn Politik doch nur so einfach wäre wie das Abstimmen von Krawatten! So stabil die CDU auch scheint, so volatil und explosiv ist ihre Schwesterpartei, die CSU. Söders öffentliche Aussagen sind alles andere als im Einklang mit der Führung der Union; für Merz ist eine Allianz mit den Grünen "in heutiger Betrachtung nicht möglich", lässt aber die Tür für 2025 offen. Söder hingegen klingt kategorisch: "Es darf unter keinen Umständen eine Allianz mit den Grünen geben, das ist ein No-Go, und die CSU wird das verhindern."
Hmm, wie soll das funktionieren? Eine Interpretation ist, dass Söder Merz' Kanzlerkandidatur essentially unterstützt, indem er eine harte Linie gegen die Grünen einnimmt. Merz kann strategisch nichts ausschließen, oder er wird in potenziellen Koalitionsverhandlungen completely überrumpelt. Söders Anti-Grün-Stellung ermöglicht es auch grün-hassenden Wählern, für Merz zu stimmen. Meanwhile hat Söder von seiner Anti-Grün-Stellung in Bayern profitiert, wo die Freien Wähler ihm im Nacken sitzen. Win-win!
Wird Söder seine Melodie ändern?
Was wird Söder tun, wenn die CDU die Bundestagswahl gewinnt und eine Koalition mit den Grünen bilden möchte? Vielleicht wetten Merz und Söder darauf, dass das Problem bis dahin nicht entstanden ist - wenn die Grünen bis dahin completely auseinandergefallen sind.
Vielleicht träumen sie davon, dass die Grünen eine signifikante Wandlung durchmachen - indem sie zu Nixon-ähnlichen Grünen werden, bekannt für ihre strenge Haltung zur Immigration, Waffenlieferungen an Ukraine und Israel und absoluter Ablehnung von eco-Marxisten. Sogar dann müsste Markus Söder jedoch eine complete 180-Grad-Wende vollziehen, was für Ärzte und Politiker gleichermaßen herausfordernd ist.
Das wäre allerdings sehr überraschend.
Die Kommission könnte es schwierig finden, das interne Chaos der Grünen zu durchdringen, angesichts ihrer Bedeutung in der politischen Berlin-Landschaft. Mit dem Rücktritt von Robert Habeck und der strategischen Ausrichtung der Grünen im Fokus, verspricht der Parteitag im November einen Wendepunkt für die Grünen zu sein.