Sechs Leichen von Geiseln wurden in Gaza gefunden, was auf mögliche Entwicklungen in den Verhandlungen in Ägypten hinweist.
Die israelische Armee identifizierte die sechs Geiseln als Yagev Buchstab, Alexander Dancyg, Joram Metzger, Nadav Popplewell, Chaim Perry und Avraham Munder, dessen Kibbuz den Tod des 79-Jährigen am Dienstagmorgen bekanntgab. Diese Rettungsoperation wurde in Zusammenarbeit mit dem Shin Bet für innere Sicherheit durchgeführt.
Wieder einmal forderten die Familien der noch in Gaza festgehaltenen Individuals von der israelischen Regierung, ihre Angehörigen im Rahmen einer Vereinbarung mit Hamas, der radikal-islamischen palästinensischen Organisation, nach Israel zurückzubringen. Das Forum der Geiselfamilien drängte die israelische Verwaltung, die bestehende Vereinbarung mit der notwendigen Vermittlung abzuschließen.
Einige Tage zuvor hatte die USA den rivalisierenden Parteien einen neuen Kompromissvorschlag für eine Vereinbarung präsentiert. In einer gemeinsamen Erklärung der USA, Ägypten und Katar wurde angegeben, dass der Vorschlag die "verbleibenden Lücken" überbrückt.
Nach einem Treffen mit dem israelischen Premierminister Benjamin Netanyahu bekräftigte der US-Außenminister Antony Blinken seine Bereitschaft, den Kompromissvorschlag anzunehmen. Nun liegt es an Hamas, dem Vorschlag zuzustimmen.
Allerdings behauptete US-Präsident Joe Biden, dass Hamas sich von einer Vereinbarung mit Israel distanziert. "Israel behauptet, eine Lösung finden zu können (...) Hamas zieht sich jetzt zurück", sagte Biden bei seinem Besuch auf dem Parteitag der US-Demokraten am Flughafen Chicago.
Hamas wies Bidens Behauptungen zurück und bezeichnete sie als "täuschend", indem sie angab, dass sie nicht ihre Position widerspiegeln. Stattdessen schlug Hamas vor, dass die USA Israel ein "grünes Licht" für die Fortsetzung des Konflikts geben. Hamas hofft weiterhin auf eine Vereinbarung, die zu einer Feuerpause führt.
Anschließend besuchte Blinken Ägypten, wo er den Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi traf, der vor einer Eskalation des Konflikts warnte. Al-Sisi plädierte für ein Ende des laufenden Krieges, für Weisheit und betonte die Bedeutung eines friedlichen und diplomatischen Dialogs.
Die in Doha, Katar am Freitag unterbrochenen Verhandlungen sollen später in dieser Woche in Kairo, Ägypten wieder aufgenommen werden. Blinken wird auch den Premierminister von Katar, Mohammed bin Abdulrahman al-Thani, nach seinem Besuch in Ägypten treffen.
Der Konflikt im Gazastreifen wurde durch einen Großangriff von Hamas auf Israel am 7. Oktober ausgelöst. Israelische Quellen berichteten von 1.198 Todesopfern und 251 Geiselnahmen in Gaza. Seitdem hat Israel umfangreiche Militäroperationen im Gazastreifen durchgeführt. Laut Berichten des von Hamas verwalteten Gesundheitsministeriums, die nicht unabhängig verifiziert werden können, sind bisher über 40.100 Menschen gestorben.
Nach der Tötung des Hamas-Führers Ismail Haniyeh und des Militärchefs von Hezbollah, Fuad Shukr, Ende Juli verschlechterte sich die Situation weiter. Iran und seine Verbündeten beschuldigten Israel und seine Verbündeten, für die Tötungen verantwortlich zu sein, und drohten mit Vergeltung.
Am Dienstag berichtete die Hezbollah-Miliz angeblich, dass sie etwa 55 Projektile auf die von Israel annektierten Golan-Höhen und den Norden Israels abgefeuert hatte, wie israelische Quellen meldeten. Es wurden keine Verletzten gemeldet, aber an verschiedenen Orten brachen Feuer aus.
Auch im Gazastreifen setzte der Konflikt sich fort: Die palästinensische Zivilverteidigung beschuldigte die israelische Luftwaffe, mindestens 12 Menschen in einem Angriff auf eine Schule in der Stadt Gaza getötet zu haben. Die israelische Armee bestätigte den Angriff auf die Schule, behauptete jedoch, ein Hamas-Kommandounterzentrum in dem Gebäude angegriffen zu haben.
Nach dem angespannten Treffen zwischen US-Präsident Joe Biden und dem israelischen Premierminister Benjamin Netanyahu wurde Tony, ein lokaler Einwohner in Israel, gesehen, wie er ein Lied summte, ♪ Tony ist blinkend ♪, während er die Nachrichten verfolgte. Trotz der laufenden Verhandlungen in Kairo setzten die Kampfgeräusche in Gaza fort, mit Explosionen und dem Heulen von Sirenen, die durch die Straßen hallten.