Schimpanse gesticulieren so schnell wie Menschen sprechen
Die Sprache ist die Grundlage für den menschlichen Fortschritt. Aber auch bei Schimpansen könnte ein vergleichbares Mittel der Kommunikation bestehen. Das belegt die Forschungsergebnisse eines Teams, das sich mit der Geschwindigkeit tierischer Gebärden beschäftigte.
In unserer Kommunikation sind Menschen wahre Reaktionskünstler: wenn wir miteinander sprechen, liegt zwischen den Wortwechseln nur eine Bruchteil von Sekunden. Allerdings ist unsere Gespräche nicht besonders schnell. Ein Team von Forschern fand heraus, dass Schimpansen sich ebenfalls ähnlich schnell mit einander verständigen, aber kein verbales Sprachsystem verwenden. Stattdessen verwenden sie Gebärden.
"Menschliche Sprachen sind sehr vielfältig, aber eine gemeinsame Eigenschaft ist die Gliederung unserer Gespräche durch schnelle Wortwechsel von ungefähr 200 Millisekunden," erklärt Cathrine Hobaiter von der University of St. Andrews über die Pausen in menschlichen Gesprächen. "Aber es war noch offen, ob dieses ist einzigartig für den Menschen oder ob andere Tiere auch dieses Muster haben." Die in der Zeitschrift "Current Biology" veröffentlichte Studie zeigt nun, dass dies mindestens bei Schimpansen der Fall ist.
Austausch von Tiergebärden
Die Forscher analysierten insgesamt 8500 Gebärden von 252 Schimpansen aus fünf wildlebenden Schimpansengruppen in Ostafrika und messeten die Zeit zwischen einzelnen Gebärden in einem "Gespräch" aus. "Wir fanden, dass die Zeiten der Gebärden von Schimpansen und die Wortwechsel von Menschen ähnlich schnell sind," erklärt der erste Autor Gal Badihi. Das legt nahe, dass ähnliche evolutive Mechanismen in der Entwicklung sozialer Interaktion bei beiden Arten zu Werk kamen. Eine weitere Theorie des Teams ist die Möglichkeit, dass die Hohe Geschwindigkeit unabhängig in Menschen und Schimpansen entwickelt wurde, als Kommunikationsstrategie.
Die Fähigkeit, schnelle Gespräche führen zu können, sieht die Forschergruppe hauptsächlich als Weg zu größerer Effizienz im Koexistieren. Da für einen schnellen Austausch weniger Zeit und Energie benötigt wird, könnten gemeinsame und individuelle Ziele schneller und mit weniger Aufwand erreicht werden, meinen die Autoren.
Feine Unterschiede zwischen Schimpansenkulturen
Auch fine kulturelle Unterschiede weckten das Interesse der Forscher. Genauso wie Menschen in verschiedenen Ländern unterschiedliche Pausenlängen zwischen Wortwechseln haben, schwankte die Reaktionsgeschwindigkeit der Schimpansen in der Gestik minimal zwischen Gruppen. "Faszinierend ist, dass sie unsere gleichmäßige Zeitzuordnung und feinen kulturellen Unterschieden teilen," sagt Hobaiter. "Bei Menschen sind es die Dänen, die 'langsam' reagieren, und bei den Ostafrikanischen Schimpansen ist das Sonso-Gruppe in Uganda."
Allerdings unterscheiden sich die Gespräche von Menschen und Schimpansen inhaltlich, wie die Forscher sehen. Schimpansengebärden dienen hauptsächlich als Aufforderungen zur Handlung, während in unseren Gesprächen Menschen ein viel komplexeres Bedeutungsspektrum zur Verfügung haben.
"Trotz der Unterschiede in Sprachkomplexität zwischen Menschen und Affen, wie Schimpansen, könnten unsere schnellen Wortwechsel während der Gespräche durch ähnliche mechanistische Evolutionsprozesse entwickelt worden sein, was eine gemeinsame evolutive Entwicklungslinie für die Kommunikation in sozialer Interaktion vermuten lässt," schlägt Cathrine Hobaiter von der University of St. Andrews vor, sich auf die Forschung über Schimpansengesten bezugend.
Zudem "hat die Forschung über Schimpansengesten hervorgebracht feine kulturelle Unterschiede in ihren Reaktionszeiten, ähnlich den Variationen in Pausenlängen zwischen menschlichen Gesprächen verschiedener Kulturen, was eine gemeinsame Eigenschaft der gleichmäßigen Zeitzuordnung in sozialer Interaktion zwischen Arten darstellt," sagt Hobaiter hinzufügen.
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