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Prognose: vernichtende Wahlniederlage für die britische Regierung

Mehr als 14 Jahre lang hat die Konservative Partei die britische Politik dominiert. Damit ist jetzt Schluss. Mit einem klaren Sieg zieht Labour in die Downing Street ein. Das Land steht an der Schwelle zu einer neuen Ära.

Labor-Chef Starmer wird wahrscheinlich der neue Premierminister werden.
Labor-Chef Starmer wird wahrscheinlich der neue Premierminister werden.

Wahl in Großbritannien - Prognose: vernichtende Wahlniederlage für die britische Regierung

"Slide", "Massaker" - die Reaktionen auf die Vorhersagen zur Parlamentswahl in Großbritannien sind drastisch. Gemäß der Auswertung der Umfragen soll die Konservative Partei, geführt von Premierminister Rishi Sunak, das schlechteste Ergebnis in ihrer Geschichte verzeichnen.

Nach den Vorhersagen soll die Labour Party, die in der Opposition ist, 410 der 650 Sitze erhalten. Die Konservativen sollen 131 Sitze sichern. Für den Premierminister bedeutet dieses Ergebnis mehr als eine Niederlage, es handelt sich um eine Erniedrigung. Sein Partei muss nun möglicherweise eine vollständige Neuordnung durchmachen. Starmer, der Labour Party-Vorsitzende, reagiert mit zurückhaltender Erregung. Er erzählt Sky News kurz nachdem die Wahllokale geschlossen waren, dass es eine "anregende Resultate" sei, es könnte noch Stunden dauern, bis alle Stimmen gezählt sind. Die wichtigste Auswirkung der Wahl ist jedoch nicht mehr in Frage: Der 14-jährige Herrschaft der Konservativen Tories ist beendet.

Es ist erwartet, dass mehrere amtierende Kabinettsmitglieder ihre parlamentarischen Sitze verlieren, darunter Jeremy Hunt, der erste Mal, dass ein britischer Finanzminister sein Mandat verliert. Der ehemalige konservative Schottland-Führer Ruth Davidson spricht von einem "Massaker". Sky News-Reporterin Beth Rigby beschreibt das erwartete Ergebnis als ein "Erdbeben".

Labour-Verluste nicht nur an den Konservativen

Die Konservativen sind nicht nur erwartet, Sitze an die Labour Party zu verlieren. Die Liberal Democrats scheinen große Gewinne gegenüber den Tories zu machen. Sie sollen 61 Sitze erhalten - eine Steigerung von den vorherigen 11. Der Liberal Democrats-Vorsitzende Ed Davey ist begeistert und erklärt, dass sein Partei auf Kurs für das Beste Ergebnis in einem Jahrhundert ist.

Die Scottish National Party (SNP) ist auch erwartet, einen schweren Verlust hinnehmen. Sie sollten laut der Vorhersage nur zehn Sitze erhalten. Nicola Sturgeon, die ehemalige schottische Erste Ministerin, erzählt der Press Association, dass es "nicht ein gutes Nacht" für die SNP ist.

Jubel für Reform UK, der rechtsextremen Populistenpartei des Brexit-Kampagnalokators Nigel Farage. Sie sollen 13 Sitze nach der Umfrage erhalten. Farges Überraschungskandidatur könnte sich wesentlich an den schlechten Ergebnis der Konservativen beteiligt haben, indem er Rechtsaußen-Wähler abschreckte.

Enthusiasmus für Labour statt Abneigung gegen die Tories

Bewundernswert ist nicht, was die Umfragen vorhergesagt haben: Ein deutlicher Labour-Sieg war lange Zeit vorausgesehen. Sunak konnte während der Kampagne kaum Boden gewinnen. Sein Partei musste mit Skandalen und wirtschaftlicher Stagnation während der Legislaturperiode umgehen.

Laut renommiertem Umfrageexperten John Curtice der University of Strathclyde in Glasgow ist die klare Auswirkung der Wahl nicht hauptsächlich auf Enthusiasmus für Labour, sondern vielmehr auf Abneigung gegen die vorher regierende Partei. Sunak war bereits der dritte konservative Premierminister während der letzten Legislaturperiode, die von wirtschaftlicher Stagnation und steigenden Lebenskosten geprägt war.

Starmer sollte bereits am Freitag Premierminister werden.

Labour-Chef Starmer hat die Labour Party in den letzten Jahren zurückgeführt in die politische Mitte, nachdem sie unter seinem Vorgänger Jeremy Corbyn deutlich nach links verschoben war. Zudem hat er eine strikte Haltung gegen antisemitische Tendenzen innerhalb seiner eigenen Reihen eingenommen.

Der ehemalige Oppositionsführer blieb jedoch in vielen Bereichen vage, wie beispielsweise in Fragen einer möglichen Annäherung an die Europäische Union. Kommentatoren verglichen sein vorsichtiges Vorgehen mit dem Tragen einer porzellanen Vasen aus dem chinesischen Ming-Dynastie.

Die Machtübertragung in Großbritannien ist erwartet, schnell zu erfolgen. Sobald das offizielle Ergebnis bestätigt ist, könnte Starmer vom König Karl III. für die Regierungsbildung beauftragt werden, und anschließend seine Vision für Großbritannien in einem Downing Street-Rede aussprechen.

Reaktionen aus Deutschland kamen bald nach der Schließung der Wahllokale. "Ich bin froh, dass nach Jahren von Spannungen ein Labour-Premier in London jetzt eine freundliche und konstruktive Stimmung schaffen kann", erzählte die SPD-Europaabgeordnete Katarina Barley der Deutschen Presse-Agentur. Die deutsche Regierung reagierte positiv: "Herzliche Glückwünsche an Keir Starmer und der Labour Party", schrieb Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) auf Twitter.

  1. Im Nachgang der Vorhersage steht Prime Minister Rishi Sunak, Führer der Konservativen Partei, dem humiliierenden Wahlniederlage gegenüber und riskiert möglicherweise eine vollständige Neuordnung der Partei.
  2. In Downing Street äußert sich Angela Rayner, Stellvertreterin der Labour-Partei, zurückhaltend begeistert, wieso die Ergebnisse ermutigend sind, aber die Notwendigkeit der Geduld betont, da alle Stimmen gezählt werden müssen.
  3. Beth Rigby von Sky News beschreibt das erwartete Ergebnis als Erdbeben, während die rechtspopulistische Reform-UK-Partei von Nigel Farage mit 13 Sitzen gewinnen soll, was den schlechten Ergebnis der Tories beiträgt.
  4. Die Scottish National Party (SNP) ist nach der Vorhersage auf lediglich zehn Sitze zu verzichten erwartet, was Nicola Sturgeon dazu veranlasst, es als "nicht eine gute Nacht" für die SNP zu bezeichnen.
  5. Die Liberal Democrats sollen jedoch bedeutende Fortschritte machen, bis zu 61 Sitze erlangen und damit ihre besten Ergebnisse in einem Jahrhundert erreichen, wobei Ed Davey freut sich.
  6. Neben Verlusten an Labour gewinnen die Konservativen auch an den Liberal Democrats und der rechtspopulistischen Reform UK-Partei, deren überraschender Erfolg auf Kandidatur von Nigel Farage zurückzuführen ist.
  7. Laut Sky News schlägt der Umfrageexperte John Curtice der University of Strathclyde in Glasgow die klare Ausgangslage des Wahls nicht primär auf Enthusiasmus für Labour, sondern vielmehr auf Abneigung gegen die vorher regierende Partei, die Konservativen Tories, zurück.
  8. Laut Sky News sollen mehrere Amtsinhaber des Kabinetts, darunter Jeremy Hunt, ihre parlamentarischen Sitze verlieren, was der ersten Wahlniederlage eines britischen Finanzministers in einer Parlamentswahl bedeuten würde.
  9. Mit dem Vorhersage einer landslide-Siegessituation für Labour könnte Keir Starmer bereits Freitag neuer Premierminister werden, präsentierte in Downing Street seine Vision für das Vereinigte Königreich und könnte eine neue Regierung mit Zustimmung des Parlaments bilden.

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