Pflanzliche Nahrungsergänzungsmittel sind gefährlich für die Leber
Millionen von Menschen setzen auf pflanzenbasierte Nahrungsergänzungsmittel, um ihre Gesundheit zu fördern, wobei insbesondere Kurkuma-Extrakte beliebt sind. US-amerikanische Wissenschaftler haben festgestellt, dass Verbraucher schnell eine Überdosierung riskieren und damit Leberbeschädigungen drohen.
Das Marktforschungsunternehmen Insights10 schätzt den deutschen Markt für pflanzenbasierte Nahrungsergänzungsmittel auf rund €176 Millionen, mit einer jährlichen Wachstumsrate von 4,4 Prozent. Besonders populäre Produkte sind Extrakte von Kurkuma, Echinacea (Purpurglöckchen), Grüntee und Ginkgo Biloba sowie Omega-3-Fettsäuren.
Menschen glauben, dass die Pflanzen, auf denen diese Ergänzungsmittel basieren, gesundheitsfördernde Substanzen enthalten. Sie gehen auch davon aus, dass die Ergänzungsmittel ähnlich oder sogar gesünder sind. Doch das ist möglicherweise nicht der Fall.
Unnötig und gefährlich in Überdosierung
In Maßen können Nahrungsergänzungsmittel eine positive Wirkung haben, "wenn der richtige Nährstoff von der richtigen Person zur richtigen Zeit in der richtigen Menge eingenommen wird", schreibt das Verbraucherzentrum. Allerdings betont es auch, dass der Einsatz solcher Produkte meist unnötig ist und ihre Wirksamkeit und Sicherheit nicht ausreichend getestet wird.
Hersteller müssen die empfohlene Tagesdosis angeben und vor einer Überdosierung warnen. Doch viele Verbraucher lesen oder beachten diese Anweisungen nicht, was gefährlich sein kann und im Falle von Curcumin aus Kurkuma sogar zu Leberbeschädigungen führen kann.
Fast 19 Millionen Amerikaner sind gefährdet
Die Sicherheit und Wirksamkeit von pflanzenbasierten Nahrungsergänzungsmitteln sind auch in den USA nicht gut etabliert. Ein Forschungsteam der University of Michigan befragte für eine Studie, die im JAMA Network Open veröffentlicht wurde, fast 10.000 Menschen. 4,7 Prozent von ihnen gaben an, sechs potenziell hepatotoxische pflanzenbasierte Ergänzungsmittel einzunehmen. Darunter sind Kurkuma, Grüntee, Ashwagandha, Mariendistel, Garcinia cambogia und Produkte mit rotem Reis, die nach Angaben des Forschungsteams zu "möglicherweise schwerwiegenden und sogar tödlichen Leberbeschädigungen" führen können.
Laut ihrer Umfrage schätzen die Wissenschaftler, dass bis zu 18,6 Millionen Amerikaner solche Produkte konsumieren. Eine Studie im Journal of Emergency Medicine ergab, dass die Anzahl der in den USA gemeldeten Verletzungen durch Ergänzungsmittel zwischen 2010 und 2020 im Vergleich zum Zeitraum von 1994 bis 2009 um 70 Prozent gestiegen ist.
Allerdings konnten die Forscher der University of Michigan keinen kausalen Zusammenhang zwischen dem Konsum von pflanzenbasierten Ergänzungsmitteln und Leberbeschädigungen herstellen, da sie nur den Einsatz von Nahrungsergänzungsmitteln in der US-Bevölkerung untersucht haben. "Wir wollen keine Panik auslösen", sagt Hauptautor Robert Fontana. "Wir möchten nur darauf aufmerksam machen, dass die rezeptfreien Nahrungsergänzungsmittel, die die Menschen einnehmen und kaufen, nicht getestet sind und ihre Sicherheit nicht bewiesen ist."
Kurkuma hilft nicht bei Arthritis
Die Forscher fanden heraus, dass Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Arthritis und Diabetes häufiger pflanzenbasierte Ergänzungsmittel einnehmen. Diese Menschen sind auch im Durchschnitt älter und haben einen höheren Bildungs- und Einkommensstand als diejenigen, die keine solchen Ergänzungsmittel verwenden.
"Kurkuma-haltige Produkte wurden am häufigsten zur Gelenkgesundheit oder bei Arthrose eingesetzt, da man glaubte, dass Kurkuma antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften hat", schreiben die Forscher. "Allerdings haben mehrere randomisierte klinische Studien gezeigt, dass Kurkuma-haltige Produkte bei Arthrose unwirksam sind." Das gilt auch für die anderen genannten Ergänzungsmittel.
Vor der Einnahme Arzt konsultieren
Die meisten Teilnehmer der Studie gaben an, die pflanzenbasierten Substanzen auf eigene Initiative und nicht auf ärztliche Empfehlung einzunehmen. Das Verbraucherzentrum rät jedoch, vor der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln einen Arzt zu konsultieren, da dieser über eventuelle Vorerkrankungen und Medikamente Bescheid weiß und mögliche Wechselwirkungen mit diesen Arzneimitteln berücksichtigen kann.
Trotz der Beliebtheit von pflanzenbasierten Nahrungsergänzungsmitteln wie Kurkuma-Extrakten zur Förderung der Gesundheit ist es wichtig zu beachten, dass ihre Sicherheit und Wirksamkeit nicht umfassend getestet sind. Eine Überdosierung dieser Ergänzungsmittel, wie bei Curcumin aus Kurkuma, kann potenziell zu Leberbeschädigungen führen.
Daher ist es für Verbraucher wichtig, die Dosierungsempfehlungen und Anweisungen der Hersteller sorgfältig zu befolgen, um eine unnötige oder gefährliche Einnahme zu vermeiden.