zum Inhalt

Penangs berühmte Straßenkunst: "Malaysias Antwort auf Banksy".

Der Name Penang ist vielen Deutschen nicht geläufig. Doch die Straßenkunstszene auf der malaysischen Insel hat für Aufsehen gesorgt. Fahrräder und lachende Kinder spielen dabei eine besondere Rolle.

T-Shirts und andere Artikel mit Motiven der Straßenkunst von Penang können im Laden erworben....aussiedlerbote.de
T-Shirts und andere Artikel mit Motiven der Straßenkunst von Penang können im Laden erworben werden. Foto.aussiedlerbote.de

Kunst - Penangs berühmte Straßenkunst: "Malaysias Antwort auf Banksy".

Dutzende von Touristen versammeln sich vor der roten Seitentür eines alten chinesischen Geschäftshauses und halten eine Art Straßenkarte in der Hand. Ein Wandgemälde zeigt einen Jungen mit altem Militärhelm auf einem Motorrad, der über seine rechte Schulter auf die Straße schaut.

Besonderheit: Nur der Junge ist gemalt, das Motorrad ist echt. Eine Smartphone-Kamera klickt, während sich ein Mann auf den Sitz eines schwarzen Motorrads lehnt, um das perfekte Foto zu machen. Der Junge auf dem Motorrad ist eines der bekanntesten Werke der Straßenkunstszene in Penang im Nordwesten Malaysias.

Straßenkunst ist beliebt

Street Art ist ein weltweites Phänomen. Von unentzifferbaren Graffiti bis hin zur Banksy-Mythologie beherrschen Banksys Werke Auktionen, die mehrere Millionen Dollar erzielen. Auf der Insel Penang, der Hauptstadt Georgetown, gibt es so viel Straßenkunst zu bewundern, dass sie zu einer Hauptattraktion geworden ist.

Das Kupfer und Grün der historischen Mauern des UNESCO-Weltkulturerbes Georgetown wurde in eine Leinwand für moderne und oft interaktive Kunst verwandelt - eine faszinierende Kombination, die Besucher aus aller Welt begeistert.

Der Weg zum Ruhm

"Die Straßenkunst hat Penang auf die Weltbühne gebracht", meint Sudha Kanisan (48), eine Krankenschwester, die ihr ganzes Leben auf der Insel verbracht hat. Angefangen hat alles im Jahr 2012. Damals schuf der litauische Künstler Ernest Zacharevic seine ersten Wandbilder im Rahmen des Georgetown Cultural Festival.

Das Werk, eine Mischung aus Installation und Malerei, traf den Nerv der Zeit und inspirierte in der Folge vor allem einheimische Künstler, die ebenfalls einen monumentalen Fußabdruck auf den historischen Stadtmauern hinterlassen haben. Heute sieht Georgetown aus wie eine große Open-Air-Kunstgalerie.

In einem Interview mit Time Out Penang im Jahr 2016 erinnerte sich der heute 37-jährige Zacharevic: "Im College habe ich mich mit einem Mann aus Penang angefreundet. An einem Mondneujahrsfest besuchte ich sie und wir hingen zusammen ab."

Dann blieb er - und es war eine gute Entscheidung: Die Serie von Werken, die er während der Festtage schuf, katapultierte ihn zum Star - vor allem die Werke Children on Bicycles und Boys on Motorbikes. Die BBC bezeichnete Zacharevich später als "den Banksy von Malaysia".

Berühmte Werke

Zwei Kinder sitzen auf einem alten Fahrrad und lachen. Der Junge ist ganz nah bei seiner Schwester. Auch hier gilt: Die Kinder sind gezeichnet, das Fahrrad ist echt. Eine Frau posiert für ein Foto und tut so, als würde sie das Lenkrad schieben. Das Online-Magazin Street Art News beschreibt Zacharevichs einzigartigen Stil folgendermaßen: "Er hebt die Beschränkungen der künstlerischen Grenzen auf und bewegt sich frei zwischen den Disziplinen Ölmalerei, Schablonieren und Sprühen, Installation und Skulptur."

Auf dieser Grundlage schuf der lokale Straßenkünstler Louis Gan später Brother and Sister on a Swing, ein Gemälde, das zwei lachende Geschwister auf einer Schaukel an einer halb zerstörten Wand zeigt. Er installierte daneben eine echte Schaukel. "Dies ist bei weitem das aufregendste Wandgemälde, das in Georgetown entstanden ist, seit Ernest Zacharevic die Szene betreten hat", heißt es auf der Website Penang Travel Tips. Ebenso beeindruckend sind die Dutzende von Drahtkarikaturen, die über die ganze Stadt verteilt sind und Geschichte mit Humor verbinden.

Ein Spaziergang durch Georgetown wird zu einer Schatzsuche

Penang, die "Perle des Orients", ist eine bunte Mischung aus verschiedenen Epochen, Kulturen und Religionen. Die Insel war einst ein wichtiger Handelsposten für die Briten in Südostasien. Koloniale Gebäude aus dieser Zeit wechseln sich ab mit chinesischen Geschäftshäusern, buddhistischen Tempeln, Kirchen und Moscheen. Überall weht der verlockende Duft der Essensstände durch die tropische Luft. Penang gehört seit 2008 zum Weltkulturerbe.

Manche Leute vergleichen einen Spaziergang durch George Town mit einer Schatzsuche. Gesucht werden aber nicht Gold und Schmuck, sondern urbane Kunst: Es gibt detaillierte Karten, die die Besucher durch das Labyrinth der Gassen führen. Jedes Stück, das gefunden und fotografiert wird, wird wie auf einer Liste abgehakt. Einige der Gemälde sind so berühmt, dass sie T-Shirts, Taschen und Kühlschrankaufkleber in Souvenirläden zieren.

Das Interessante daran ist, die Geschichte hinter jedem Kunstwerk zu erfahren", sagt Kirsten Müller, eine Touristin aus Österreich. "Manchmal nutzen wir das Internet, um mehr über einzelne Bilder herauszufinden, und manchmal ist ein Teil des Hintergrunds im Kunstwerk selbst enthalten. Die 65-Jährige betont, dass es faszinierend ist, Penang durch die Augen dieser Kunstgeschichten zu sehen.

Es ist nicht ungewöhnlich, dass Touristen in einen lebhaften Dialog mit Einheimischen treten, um die kulturellen Unterschiede in der Straßenkunst besser zu verstehen. Die Mauern von Georgetown sind nicht getrennt, sie sind miteinander verbunden. Farbenfroh und reizvoll überbrücken sie die Kluft zwischen gestern und heute - oder anders gesagt: Bunte Pinselstriche hauchen der wackeligen Patina Penangs neues Leben ein.

Lesen Sie auch:

Quelle: www.stern.de

Kommentare

Aktuelles