Demonstrationen - Özdemir versteht die „große Wut“ der Bauern
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir äußerte Verständnis für die Unzufriedenheit mit der geplanten Abschaffung der Agrarsteuererleichterungen. „Ich weiß, dass Sie mit großer Wut nach Berlin kommen“, sagte der Grünen-Politiker heute bei einer Bauernverbandskundgebung am Brandenburger Tor.
Es ist klar, dass nach dem Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts weitere Einsparungen erforderlich sind, diese sollten jedoch in der Landwirtschaft nicht übertrieben werden. „Ich glaube nicht an LÖSCHEN in diesem Ausmaß“, bestätigte Ozdemir. „Deshalb arbeite ich im Kabinett hart daran, dass diese ernste Situation nicht eintritt.“
Özdemirs Rede auf der Kundgebung wurde mehrfach durch Pfiffe und Rufe unterbrochen. Bauernpräsident Joachim Ruquid rief die Demonstranten zum Respekt auf und forderte sie auf, auf den Minister zu hören. Özdemir sprach sich gegen abfällige Äußerungen aus.
Im ARD-„Morgenmagazin“ kritisierte der Grünen-Politiker erneut den Sparplan für Agrardiesel und die Befreiung von der Kfz-Steuer. Auch in anderen EU-Ländern gibt es Agrardieselsubventionen. „Damit haben sich fast gleichzeitig die Wettbewerbsbedingungen für die deutschen Landwirte verschlechtert.“ Beim Agrardiesel haben Landwirte keine Wahl. „Wir sprechen von schweren Maschinen, die nicht einfach auf Elektro umgerüstet werden können.“ Özdemir sagte, die Landwirte sollten nicht überfordert werden. Er stellte Finanzminister Christian Lindner (FDP) alternative Sparvorschläge vor.
Auch die Liga kritisierte
Die Koalition kritisierte erneut die Pläne, die auf einer Einigung der Koalitionsspitzen auf Haushaltseinsparungen für das Jahr 2024 basieren. Martin Huber, Generalsekretär der CSU, sagte gegenüber der dpa: „Die Bundesregierung hat die deutschen Landwirte rücksichtslos in eine Notlage gelassen.“ Diese Art von Ignoranz und Arroganz sei unerträglich. CDU-Agrarexperte Albert Stegmann sagte, beide Sparmaßnahmen hätten direkte Auswirkungen auf die Landwirte und schwächten ländliche Gebiete. Ozdemir muss die Bauern voll und ganz unterstützen.
Rallye-Hintergrund
Berliner Landwirte protestieren gegen die Pläne des Bundes, die Steuererleichterungen abzuschaffen. Unter dem Motto „Zu viele“ fand am Brandenburger Tor eine Kundgebung statt. Der Bauernfraktionsvorsitzende Joachim Rukwied sagte der Deutschen Presse-Agentur, mit dem Schritt wolle man „ein erstes klares Signal an die Ampel-Gewerkschaft senden“. Die Befreiung von der Agrardiesel- und der Kfz-Steuer muss vollständig abgeschafft werden. „Wenn wir das nicht tun, wird es ab Januar einen gewaltigen Rückschlag geben. Das werden wir nicht dulden.“
Auch die National Farmers Association hat zu Demonstrationen staatlicher Bauernverbände aufgerufen. Etwa 3.000 Menschen hatten sich bei der Polizei für die Teilnahme an der Kundgebung angemeldet. Es wird auch erwartet, dass Hunderte von Traktoren am Protestgelände eintreffen. Wie die Verkehrsinformationszentrale mitteilte, begannen sich am Morgen die ersten Fahrzeuge auf der Straße des 17. Juni in der Nähe des Brandenburger Tors zu sammeln.
Bauernverband: Kostensenkungen kosten Industrie fast Milliarden
Nach Angaben des Verbandes werden die beiden Kürzungen die Branche knapp eine Milliarde Euro kosten. Bisher konnten landwirtschaftliche Betriebe eine teilweise Rückerstattung der Dieselsteuer erhalten. Die Vergütung beträgt 21,48 Cent pro Liter – Agrardiesel wird mit 25,56 Cent pro Liter besteuert, gegenüber dem Vollsatz von 47,04 Cent. Unternehmen müssen Erstattungsanträge beim Zoll stellen. Darüber hinaus sind land- und forstwirtschaftliche Fahrzeuge von der Kfz-Steuer befreit.
Die Umweltgruppe Greenpeace sagte, dass die Abschaffung der Agrardieselsubventionen angesichts der Rekordpreise für Agrar- und Lebensmittelpreise sowie vieler anderer Agrarsubventionen toleriert werde. „Die Landwirte verstehen, dass der staatliche Ansatz zur Verbilligung von Agrardiesel teuer und klimaschädlich ist und abgeschafft werden sollte“, sagte Greenpeace-Agrarexperte Martin Hofstetter gegenüber dem Bauernverband. Umgekehrt werde ein Ende der Dieselsubventionen nicht dazu führen Massensterben auf Bauernhöfen.
Erhöhte landwirtschaftliche Gewinne
Brancheninsider gaben bekannt, dass sich die Rentabilität der Landwirtschaft in letzter Zeit verbessert hat. Im Geschäftsjahr 2022/23 stieg der durchschnittliche Gewinn des Unternehmens per Ende Juni auf den Rekordwert von 115.400 Euro, eine Steigerung von 45 % gegenüber dem Vorjahr. Schon vor Bekanntgabe der Ampelregelung hatten sich Bauernverbände angesichts sinkender Getreide-, Ölsaaten- und Milchpreise pessimistisch über die weiteren Geschäftsaussichten geäußert.
Ende 2019 kam es zu einer Großdemonstration vor dem Brandenburger Tor mit tausenden Landwirten und langen Traktorschlangen aus ganz Deutschland. Damals waren Landwirte Teil einer landesweiten Kampagne, die sich für mehr Mitsprache bei neuen Umwelt- und Tierschutzvorschriften sowie für mehr Anerkennung ihrer Branche einsetzte.
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Quelle: www.stern.de