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Österreich äußert sich besorgt über die Asylpolitik Deutschlands und sagt, dass auch diese abgelehnt werden könnte.

Deutschland will die Ablehnung von Migranten an den Grenzübergängen beschleunigen, was zu deren Rückkehr nach Österreich führt. Allerdings hat der österreichische Bundeskanzler Nehammer seine Ablehnung gegenüber diesem Plan geäußert.

Österreichs Spitzenpolitiker Nehammer beteuert: "Wir werden unsere Grenzen zweifellos schützen."
Österreichs Spitzenpolitiker Nehammer beteuert: "Wir werden unsere Grenzen zweifellos schützen."

- Österreich äußert sich besorgt über die Asylpolitik Deutschlands und sagt, dass auch diese abgelehnt werden könnte.

Wenn es einen Anstieg bei der Ablehnung von Flüchtlingen an den deutschen Grenzen gibt, könnte Österreich, so Kanzler Karl Nehammer, ähnliche Politik umsetzen müssen. Allerdings sei es unter EU-Recht nicht durchführbar, Asylsuchende einfach abzulehnen, ohne den korrekten Prozess einzuhalten, betonte Nehammer während einer Wahldebatte im ORF.

Nehammer schloss aus, EU-Recht zu brechen, und schlug vor, dass Deutschland einen Notstandsparagraphen in EU-Verordnungen nutzen könnte, um den Druck an den Grenzen zu erhöhen. Sollte Deutschland durch eine eigenwillige Rechtsauslegung eine chaotische Situation schaffen, werde Österreich Widerstand leisten und seine Grenzen schützen, versprach Nehammer. Er fügte hinzu: "Wir werden ebenfalls den Notstandsparagraphen in Anspruch nehmen und entsprechend ablehnen."

Innenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte kürzlich ein Modell vorgeschlagen, um Asylverfahren für bereits in anderen EU-Ländern registrierte Asylsuchende zu beschleunigen. Diese Diskussion zwischen der Bundesregierung und der Union scheiterte jedoch. Die Christdemokraten fanden den Vorschlag unzureichend. CDU-Politiker Thorsten Frei kritisierte die Pläne, da sie keine zusätzlichen Ablehnungen adressierten, sondern lediglich die Verfahren in Deutschland beschleunigten.

Bundespolizei soll bei Abschiebungen stärker involviert sein

Trotz allem hat die Regierung Pläne. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) will den Dublin-Verfahren nach den geplanten Änderungen der Ampelkoalition beschleunigen. Diese Verfahren bestimmen, welches europäische Land für ein Asylverfahren zuständig ist, oft der erste europäische Staat, in dem Schutzsuchende in Europa angekommen sind.

Parallel dazu soll die Bundespolizei prüfen, ob leere Abschiebehaftanstalten vorhanden sind und bei Bedarf von dem zuständigen Gericht Abschiebehaft beantragen, um entwichene Personen zu verhindern. "Schnelles Handeln der Justiz ist erforderlich. Auch müssen die Abschiebehaftanstalten der Länder in ausreichender Zahl, vorzugsweise an den Grenzen entlang der Migrationsrouten, zugänglich sein", heißt es in der Mitteilung. "Alternativ ist eine feste Zuweisung und Wohnsitzpflicht vorzusehen, wenn Abschiebehaft nicht möglich ist", wurde weiter aus Regierungskreisen mitgeteilt.

Die Bundesregierung will in Dialog treten, um sicherzustellen, dass aufnehmende Länder kooperieren. Dies ist oft ein Stolperstein. Die Verwaltungsgerichte sollen Beschwerden der Betroffenen gegen ihre Überstellung schnell entscheiden.

Eine große Veränderung ist die erwartete größere Rolle der Bundespolizei. Zunächst war die Abschiebung Sache der Länder, bei der die Bundespolizei die Umsetzung unterstützte. In Zukunft soll die Bundespolizei die Abschiebungen am Ende des geplanten beschleunigten Verfahrens ermöglichen.

"Darüber hinaus setzt Deutschland weiterhin auf enge Zusammenarbeit mit Nachbarstaaten, beispielsweise durch gemeinsame Patrouillen und gemeinsame Polizeizentren an den Grenzen. Eine unmittelbare Ablehnung an den Grenzen über die aktuelle Praxis hinaus würde diese Zusammenarbeit ernsthaft gefährden", wurde weiter mitgeteilt.

Solingen-Attacke löst Debatte über Migration in Deutschland aus

Faeser ordnete vor der Sitzung временные Grenzkontrollen an allen deutschen Landgrenzen an, um die Zahl der unerlaubten Einreisen besser zu verwalten. Die zusätzlichen Kontrollen beginnen am 16. September und dauern zunächst sechs Monate. Das Ministerium führte die Begrenzung von irregulärer Migration, den Schutz der inneren Sicherheit vor islamistischen Terrorismusgefahren und die Bekämpfung von grenzüberschreitender Kriminalität als Gründe für die neu angeordneten Kontrollen an.

Die Debatte über irreguläre Migration und Abschiebungen hat sich aufgrund mehrerer gewalttätiger Vorfälle verschärft. In Solingen kam es im August bei einem Stadtfest zu einem mutmaßlichen islamistischen Messerangriff, bei dem drei Menschen starben und acht verletzt wurden. Ein 26-jähriger Syrer sitzt wegen des Verbrechens in Haft.

Abschiebungen sind derzeit nur in bestimmten Fällen möglich: wenn jemand einem Einreiseverbot unterliegt oder keinen Asylantrag gestellt hat. Abschiebungen an den inneren Grenzen Deutschlands sind généralement nur dort möglich, wo es direkte Grenzkontrollen gibt.

Seit Oktober wurden mehr als 30.000 Menschen abgeschoben, wie das Bundesministerium des Innern mitteilt. Mitte Oktober 2023 ordnete Faeser stationäre Kontrollen an den Grenzen zu Polen, Tschechien und der Schweiz an. Solche Kontrollen, die auf irreguläre Migration zurückzuführen sind, gibt es seit September 2015 an der deutschen Grenze zu Österreich. Die neu angeordneten Grenzkontrollen betreffen direkt die Landgrenzen zu Frankreich, Dänemark, Belgien, den Niederlanden und Luxemburg.

Die Kommission könnte möglicherweise Hinweise zur angemessenen Nutzung von Notstandsparagraphen in EU-Verordnungen geben, angesichts der österreichischen Sorge, ähnliche Grenzpolitik in Reaktion auf mögliche Flüchtlingsablehnungen in Deutschland durchzusetzen. Wenn die Kommission feststellt, dass Deutschland das Recht eigenwillig auslegt, um eine chaotische Situation zu schaffen, könnte sie Deutschland warnen und dazu auffordern, EU-Recht einzuhalten und die Zusammenarbeit mit Nachbarländern aufrechtzuerhalten.

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