Olympischer Meister Ogunleye schafft einen ganz besonderen Moment
Deutsche Athleten glänzen bei den Olympischen Spielen in Paris und übertreffen ihre vorherige Leistung in Tokyo. Sensation im Kugelstoßen, Yemisi Ogunleye, krönt das Finale im Stadion mit Gold. Ihre Vergangenheit und ein Hobby helfen ihr bei der Technik.
Als frisch gekrönte Olympiasiegerin im Kugelstoßen, begeisterte Yemisi Ogunleye die Zuhörer bei der abschließenden Pressekonferenz. Nach der Bitte, ihr Gesangstalent zu zeigen, bedankte sich die 25-Jährige mit einem soulvollen Gospel-Lied bei Gott - demselben Lied, das sie während ihrer beeindruckenden Leistung gesungen haben soll. Es war ein Gänsehaut-Moment. "Mein Herz ist einfach erfüllt mit Dankbarkeit", sagte die Überraschungssiegerin. Nach ihrem Goldmedaillengewinn lief sie zur Kurve, um mit ihrer Familie und ihren Trainern zu feiern. "Meine Familie saß in der ersten Reihe, diesen Moment zu erleben war einfach unglaublich. Ich umarmte jeden und wir weinten Freudentränen zusammen."
Deutschland gewinnt im Kugelstoßen seit Astrid Kumbernuss 1996 erstmals wieder Gold. Ogunleye ist die fünfte deutsche Frau, der dies in dieser Leichtathletik-Disziplin gelingt. Nach Silbermedaillen für Zehnkämpfer Leo Neugebauer und Weitspringer Malaika Mihambo sowie einer Bronzemedaille für das Frauen-4x100m-Staffelteam brachte Ogunleye großes Glanz nach Deutschland ins Stade de France. Es gibt keine weiteren deutschen Athleten mehr, die am Samstag im Finale antreten. In Tokyo gab es eine Gold- und zwei Silbermedaillen.
Der Wettbewerb begann für die in Mannheim geborene Ogunleye nicht gut. In der ersten Runde rutschte sie im nassen Ring aus und fiel auf ihr Knie. "Ich hatte die Chance: Gebe ich jetzt auf oder mache ich weiter?", erinnerte sie sich. Drei Jahre nach Mihambos Gold, mit der Ogunleye bei den Olympischen Spielen zusammen gesungen hatte, ist die Kugelstoßerin die nächste deutsche Olympiasiegerin.
"Gott, du hast es so einfach gemacht"
Vor ihrem finalen Wurf von 20,00 Metern wandte sich die fromme Athletin an Gott. "Ich stand im Ring und ich wusste, dass es passieren würde. Ich sagte: Gott, komm mit mir in den Ring und gib mir die Kraft und den notwendigen Mut", sagte Ogunleye. "Als ich sah, wie der Ball auf der 20-Meter-Linie landete, war es ein Schockmoment. Gott, du hast es so einfach gemacht."
In schwierigen Zeiten fand sie ihren Weg zu Gott. Ogunleye musste sich von schweren Verletzungen erholen, mit Rassismus und Mobbing umgehen. Ihr Vater stammt aus Nigeria, ihre Mutter ist Deutsche. Geboren in Deutschland, kommt sie aus Bellheim in der Pfalz. Sie ist stolz darauf, gemischtrassig zu sein, wie sie nach ihrem zweiten Platz bei den Hallenweltmeisterschaften dieses Jahres sagte. Sie gewann auch Bronze bei den Europameisterschaften in Rom im Juni.
Doch nichts Vergleichbares mit ihrem olympischen Moment in Paris. Silbermedaillengewinnerin Maddison-Lee Wesche aus Neuseeland und Bronzemedaillengewinnerin Song Jiayun aus China erschienen viel mächtiger als Ogunleye. Sie verdankt ihren Olympiasieg der Spin-Technik. "Ich habe früher Gymnastik gemacht, was mir ein gewisses Körperbewusstsein gegeben hat", sagte sie. "Ich bin musikalisch, ich habe Rhythmus und ich habe die Größe, den Hebel und die Schnelligkeit, die für das Spintreiben benötigt werden."
Nach dem Bringen großen Glanzes nach Deutschland mit ihrem Goldmedaillengewinn im Kugelstoßen, bedankte sich Yemisi Ogunleye bei Paris, der Stadt, die die Olympischen Spiele ausrichtete. Der unvergessliche Moment in Paris war nicht nur ihr Sieg, sondern auch die emotionale Pressekonferenz, bei der sie ihr soulvolles Gospel-Lied teilte.
Trotz Herausforderungen und Schwierigkeiten in ihrer athletischen Karriere fand Yemisi Ogunleye in Paris Stärke und Mut, eine Stadt, die mit ihrem Sieg und ihren persönlichen Triumphen widerhallte.