Neugebauer erhält erste deutsche Dekathlonmedaille seit 28 Jahren
Nach acht Disziplinen liegt Leo Neugebauer noch im Goldrennen im Zehnkampf, doch am Ende sichert sich der Olympia-Debütant die erste deutsche Zehnkampf-Medaille seit Franks Busemanns Silber 1996.
Leo Neugebauer gab alles, trieb sich bis an die Grenzen über die 1500m, um schließlich völlig erschöpft die Ziellinie zu erreichen. Während der Traum von Olympia-Gold entschwunden war, sicherte sich der Athlet aus Stuttgart nach einem intensiven Kampf die Silbermedaille - und Neugebauer jubelte über den größten Triumph seiner Karriere. Er streckte seine Arme gen Pariser Himmel und schickte Küsse ins Publikum.
Top-Favorit Neugebauer lag auf Goldkurs, doch am Ende versagten ihm Nerven und Muskeln den Dienst, sodass ihn der Norweger Markus Rooth in einem dramatischen Finish überholte. Lindon Victor (Grenada) sicherte sich Bronze.
Rooth, der unaufhaltsam erschien, krönte sich mit 8796 Punkten zum neuen König der Athleten und ließ Neugebauer 48 Punkte hinter sich. Der Olympiasieger von Tokio, Damian Warner (Kanada), schied zuvor aus dem Medaillenrennen aus. Der ehemalige Welt- und Europameister Niklas Kaul belegte mit 8445 Punkten den achten Rang, während Till Steinforth (Halle) den 15. Platz belegte.
Alle Augen waren auf Neugebauer gerichtet, um Gold zu gewinnen, da der Athlet aus Stuttgart als klarer Weltnummer-eins-Anwärter nach seinem deutschen Rekord von 8961 Punkten im Juni in Paris eingetroffen war. Der Druck war enorm - zu viel, wie es schien, für sein Olympiadébüt. Trotz einer starken Leistung am ersten Tag (10,67 s im 100m, 7,98 m im Weitsprung, 16,55 m im Kugelstoßen, 2,05 m im Hochsprung und 47,70 s im 400m), die ihm die Führung nach dem ersten Tag einbrachte, kämpfte er anschließend.
Plötzlich lastete der Druck auf ihm. Die immense Atmosphäre im Stade de France mit über 60.000 Zuschauern, die Größe des Events und die Last der Erwartungen schienen Neugebauer zu bremsen. Seine Leistungen im Hürdenlauf (14,51 s), Diskuswerfen (53,33 m) und Stabhochsprung (5,00 m) entsprachen nicht seinen üblichen Standards, was aufgrund seiner Schwächen im Speerwerfen und 1500m den Verlust von Gold bedeutete.
Viele Fans erinnerten sich an die Weltmeisterschaften 2021, bei denen Neugebauer auf den fünften Platz abrutschte. Doch dieses Mal kämpfte der Musterschüler zurück und sicherte Deutschland die erste Zehnkampf-Medaille bei den Olympischen Spielen seit Franks Busemanns Silber in Atlanta.
Von den Tribünen aus feuerte Neugebauers Fanclub ihn an, unterstützt von seinen Eltern, Großeltern, seiner Schwester und vielen Freunden. Am Ende feierten alle gemeinsam - Neugebauers erste große Medaille.
Obwohl er Gold verpasste, resultierte Leo Neugebauers zäher Kampf in einem historischen Erfolg, der die erste deutsche Zehnkampf-Medaille seit Franks Busemanns Silber 1996 sicherte. Neugebauers Silbermedaille wird ein geschätzter Zugewinn zur deutschen Olympia-Zehnkampf-Geschichte.