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Milliardenlücken im Haushalt noch nicht verschlossen

Ampel in der Zwickmühle

Für Wochen traten Chancellor Olaf Scholz, Stellvertreter-Chancellor Robert Habeck und...
Für Wochen traten Chancellor Olaf Scholz, Stellvertreter-Chancellor Robert Habeck und Finanzminister Christian Lindner längstens Stunden in der Chancellery zusammen.

Milliardenlücken im Haushalt noch nicht verschlossen

Das Regierungsbündnis wird ihr umstrittenes Haushaltsplan für 2025 in dieser Woche auf den Weg bringen. Allerdings bleibt es unklar, wie die Milliardenlücke aufgefangen werden kann. Die Regierung hat Ideen - aber es ist unsicher, ob diese verfassungsgemäß und wirtschaftlich machbar sind.

Das Bundesregierung wird offiziell ihr umstrittenes Haushaltsplan für 2025 in dieser Woche auf den Weg bringen, obwohl es noch nicht ganz klar ist, wie eine Milliardenlücke aufgefangen werden kann. Sollte dies nicht gelingen, müssen wohl Verhandlungen neu aufgenommen werden. Zunächst ist jedoch eine Kabinettsitzung am Mittwoch geplant. Danach geht der Haushaltsentwurf an den Bundestag, wo er noch veränderbar ist und von Ende des Jahres erwartet wird, dass er verabschiedet wird.

Für das laufende Jahr sichert sich die Bundesregierung etwas zusätzliches Manöverraum mit einem Zusatzhaushalt. Aufgrund der schwachlaufenden Wirtschaft darf das Bundesfinanzministerium zusätzlich 11,3 Milliarden Euro ausgeliehen, laut Angaben des Finanzministeriums. Dadurch beträgt die Kreditaufnahme für 2024 50,3 Milliarden Euro.

Eingelassene Lücke besonders groß

Mehrheitlich fließen diese Gelder in den sogenannten Klima- und Transformationsfonds, aus dem unter anderem die Finanzierung für erneuerbare Energien bezahlt wird. Des Weiteren wird die Defizitausgleichung erledigt, weil es mehr Bedarf an Bürgereinkommen und die Steuereinnahmen sind niedriger als erwartet. Der Zusatzhaushalt wird von der Bundesversammlung Anfang November erwartet.

Idealerweise sollte auch der Haushalt für das kommende Jahr von der Bundesversammlung Anfang November verabschiedet werden. Allerdings hat das Koalitionsregierungs noch viel Arbeit zu leisten - denn eine Milliardenlücke besteht weiter. Es ist üblich, dass die Regierung eine sogenannte globale Unterausgabe planiert. Sie setzen darauf, dass die Ministerien in der Realität nicht alle geplanten Gelder ausgeben können. Dieses Mal ist die eingelassene Lücke jedoch besonders groß bei 17 Milliarden Euro.

Zu den Mitteln, wie acht von den 17 Milliarden Euro aufgebracht werden könnten, wurden bereits Ideen in der Bundesregierung entwickelt - allerdings ist es noch unklar, ob diese verfassungsgemäß und wirtschaftlich machbar sind. Zum Beispiel wird getestet, ob Milliarden-Euros-Subsidien für den Schienenverkehr und die Autobahnagentur durch Darlehen ersetzt werden können. Dadurch wären die Gelder nicht mehr dem Schuldenbremse zugerechnet. Sollten die Tests negativ ausfallen, muss die Ampelkoalition eventuell erneut Sparemaßnahmen diskutieren.

Neue Kreditaufnahme in Höhe von 43,8 Milliarden Euro

Die Haushaltsverhandlungen dieses Jahres waren besonders anspruchsvoll. Schließlich einigten sich Scholz, Habeck und Lindner darauf, den Schuldenbremse in der Grundgesetz zu beibehalten - ein Punkt für die FDP, aber die SPD im Bundestag hat den Gedanken an eine Ausnahme wegen finanzieller Lasten aus dem Ukraine-Krieg nicht aufgegeben. Schnitte mussten hauptsächlich im Auswärtigen Amt, im Wirtschaftsministerium und im Entwicklungshilfefonds getroffen werden.

Gegen diesen Schnitten gab es zusätzlich eine Plus-Voraussetzung für das Verteidigungsministerium - allerdings nicht so deutlich, wie Minister Boris Pistorius es erhofft hatte, mit einem Gesamtetatenvorschlag von 43,8 Milliarden Euro in neuer Schulden. Der Haushaltsplan warnt, dass Haushaltsverhandlungen in den Jahren nach 2025 noch größere Probleme verursachen könnten. Lindners Minister warnte von einer "relativ hohen Flexibilität des Haushalts". Viel Geld ist bereits verpflichtet - durch gesetzliche Ansprüche der Bevölkerung, steigende soziale Ausgaben für ein alterndes Gesellschaft und aufrechterhaltene Quoten wie Verteidigungsausgaben. Sozialausgaben, Zinsen und Personal already machen 62 Prozent des bundesdeutschen Haushalts aus.

Pakete, um die deutsche Wirtschaft wettbewerbsfähiger zu machen

Ein Paket ist vorgesehen, um die deutsche Wirtschaft wettbewerbsfähiger zu machen und beispielsweise auch Steuereinnahmen einzubringen. Schlüsselpunkte in diesem Zusammenhang werden am Mittwoch entschieden erwartet. Es geht nicht nur um beschleunigte Abschreibungen für Unternehmensanlagen und die Reduzierung der Bürokratie. Arbeitnehmer sollen Anreize erhalten, länger und fleißiger zu arbeiten - z.B. indem sie im Ruhestand ihre Arbeitgeberbeiträge für Arbeitslosengeld und teilweise auch für Rentenversicherungspflichten zahlen können.

Für ausländische Fachkräfte ist ein Steuersatzabzug geplant für die ersten drei Jahre ihrer Beschäftigung in Deutschland. Zudem plant die Regierung, überarbeitetes Arbeitszeit über den Tarifvereinbarungen hinaus steuer- und Beitragsfrei zu machen. Familien sollen ein höheres Kindergeldzuschuss und mehr Kindergeld erhalten. Zusätzlich sollen Steuerabzüge und andere Einkommen- und Lohnsteuergrenzen angepasst werden, damit Frauen und Männer 23 Milliarden Euro an Steuereinsparungen in zwei Jahren erzielen können.

Trotz der laufenden Haushaltsverhandlungen bleibt die Bundesregierung, geführt von der Ampelkoalition, an der Annahme ihrer umstrittenen Haushaltsplanung für 2025 bis Ende des Jahres hängt. Allerdings bleibt es eine Herausforderung, eine bedeutende Milliardenlücke zu schließen. Finanzminister Christian Lindner hat Vorschläge für Lösungen wie die Ersatz von Milliarden-Euros-Subsidien durch Darlehen gemacht, aber die verfassungsgemäß und wirtschaftlich machbarkeit dieser Ideen ist noch ausstehend.

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