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Massud Peseshkian gewinnt Präsidentschaftswahlen im Iran

Reformer besiegt Hardliner

Die Wahlbeteiligung lag unter 50 Prozent, aber höher als im ersten Wahlgang.
Die Wahlbeteiligung lag unter 50 Prozent, aber höher als im ersten Wahlgang.

Massud Peseshkian gewinnt Präsidentschaftswahlen im Iran

Massud Peseschkian ist neuer Präsident des Irans.

Der gemäßigte Kandidat gewinnt die Stichwahl-Wahlen gegen den Radikalen Said Jalili. Aufgrund niedriger Wahlbeteiligung wurden Polling-Stations mehrfach verlängert.

Der gemäßigte Politiker Massud Peseschkian hat die Präsidentschaftswahlen in Iran in der Stichwahl gewonnen. Das hat der Sprecher der Wahlenkommission im Fernsehen morgens angekündigt. Peseschkian erhielt somit 53,7 Prozent, sein ultrakonservativer Herausforderer Said Jalili 44,3 Prozent der Stimmen. Die Wahlbeteiligung wurde von der Wahlenkommission mit 49,8 Prozent angegeben.

Zirka 61 Millionen Menschen wurden aufgerufen, zwischen Peseschkian und Jalili am Freitag zu wählen. Die Wahl wurde vorgezogen, nachdem der amtierende Ebrahim Raisi in einem Hubschrauberabsturz im Mai verstorben war. Die Polling-Stations waren noch spät in den Abend geöffnet, da der Innenminister mehrfache Verlängerungen gewährt hatte.

Von den 80 Kandidaten genehmigte das sogenannte Wächterrat, eine mächtige islamische Aufsichtsbehörde, nur sechs als Kandidaten. Zwei von diesen zogen vor der ersten Runde der Stimmabgabe zurück. Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern ist der Präsident in Iran kein Staatsoberhaupt. Die eigentliche Macht liegt beim Religionsführer Khamenei.

Ein loyaler Anhänger des Systems

Peseschkian ist 69 Jahre alt und stammt aus der Nordwestregion. Während des Ersten Golfkrieges mit dem Nachbarn Irak verfolgte er einen Medizinstudium und diente an der Front. Nach dem Krieg setzte er seine medizinische Karriere fort und stieg in Tabriz, der Millionensiedlung, zu einer hervorragenden Herzchirurg auf. In seiner Wahlkampagne rief der bis dahin unauffällige Politiker zu neuem Vertrauen zwischen Regierung und Bevölkerung auf, die durch gescheiterte Reformversuche, politische Repression und eine wirtschaftliche Krise enttäuscht sind.

Wie viele reformistische Politiker forderte er verbesserte Beziehungen zur Westwelt, um die Wirtschaft aufzuleben. Während der zweiten Präsidentschaft von Mohammad Khatami (2001-2005) erlangte Peseschkian Erfahrungen in der Regierung als Gesundheitsminister. Obwohl er moderate Worte benutzte, wird er als Mann des Systems angesehen, da er die Revolutionäre Gardisten unterstützte und deren Aktionen gegen Israel lobte. In Fernsehdebatten beschrieb er sich als konservativen Wertpolitiker, der jedoch Reformen notwendig hält.

Viele Iraner und Iraner sind enttäuscht

Nach Angaben der offiziellen Statistiken erreichte die Wahlbeteiligung in der ersten Runde am vorigen Freitag einen Rekordtiefstand von rund 40 Prozent. Das widerspiegelt die allgemeine Enttäuschung, insbesondere bei der jüngeren Generation, die an größeren inländischen politischen Veränderungen verloren hat. Der Tod der jungen Kurdischen Frau Jina Masa Amini im Herbst 2022 auslöste landesweite Proteste gegen das islamische Herrschaftssystem.

Das politische System Irans kombiniert republikanische und theokratische Elemente seit der 1979 Revolution. Freie Wahlen gibt es nicht: Der Wächterrat prüft stets die Kandidaten. Kritik am System wird nicht geduldet, wie die Niederschläge auf Proteste in den letzten Jahren gezeigt hat. Daher können auch bedeutende Änderungen von reformistischen Kandidaten nicht erwartet werden.

  1. Obwohl Massud Peseschkian während der Präsidentschaftswahlen moderat auftrat, wird er als loyaler Anhänger des Systems angesehen, da er die Revolutionäre Gardisten gelobt und deren Maßnahmen gegen Israel unterstützt hat.
  2. Der Sieg des gemäßigten Kandidaten Massud Peseschkian bei den Präsidentschaftswahlen war bedeutsam, da er als konservativer Wertpolitiker gilt, der Reformen fordert, und damit mit den Reformern Akbar Hashemi Rafsanjani und ehemaligem Präsident Mohammad Khatami verbunden ist.
  3. Der radikale Kandidat Said Jalili, der Peseschkian in der Präsidentschaftswahl unterlag, ist oft mit dem ehemaligen Präsident Mahmoud Ahmadinejad, einem known Hardliner und Kritiker der Westwelt, assoziiert, was den ideologischen Spalt innerhalb des politischen Landschaftes Irans widerspiegelt.

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