"Make a Wish ist vorbei".
** Die Bundesregierung befindet sich in einer schweren Finanzkrise. Ausgelöst wurde diese durch das Bundesverfassungsgericht, nachdem die CDU/CSU-Fraktion geklagt hatte. Das Urteil sei kein Sieg, sagte ihr Vorsitzender Mertz. Er sieht durchaus Spielraum für einen Haushalt 2024.**
Dies könnte die schlimmste Finanzkrise sein, die Deutschland je erlebt hat. Vergangene Woche hatte das Bundesverfassungsgericht den Klimafonds teilweise für verfassungswidrig erklärt. Der Regierung fehlen noch immer 60 Milliarden Euro für den geplanten ökologischen Umbau. Gleichzeitig stellte das Gericht klar, dass der Staat in den kommenden Jahren keine Schulden zur Finanzierung von Projekten anhäufen darf. Dies war in der Vergangenheit eine gängige Praxis verschiedener Bundesregierungen. Davon könnte auch der Konjunkturstabilisierungsfonds betroffen sein, den das Bundesfinanzministerium am Dienstag vorsorglich eingefroren hat. Er enthält Kreditoptionen von bis zu 200 Milliarden Euro, vor allem zur Dämpfung der Strom- und Gaspreise.
Wenn es mit der Ampelkoalition klappt, wird der Haushalt für das kommende Jahr morgen vom zuständigen Bundestagsausschuss verabschiedet und in der nächsten Woche im Bundestag verabschiedet. CDU-Chef Friedrich Merz sieht das anders. Im ARD-Maischberger sagte er, der Haushalt 2024 sei noch nicht spruchreif. "Wir müssen den Haushalt für 2023 durch einen Nachtragshaushalt ändern, und das muss in diesem Jahr geschehen. Dann kann 2024 definitiv organisiert werden. Ich bin sicher, dass es klappen wird. Wir werden etwa 15 Milliarden Euro einsparen müssen", sagte Mertz, der auch Oppositionsführer im Bundestag ist. 15 Milliarden Euro - das ist etwa der Anteil des Bundes an der Telekom. Der Journalist Wolfram Weimer wies vor dem Interview mit Friedrich Merz darauf hin, empfahl aber nicht direkt den Verkauf. Experten fordern dies jedoch schon seit Jahren.
"Fahrlässige Täuschung der Wähler"
Merz sagte gegenüber Maischberg, dass das Urteil des Bundesverfassungsgerichts von letzter Woche kein Sieg für die Opposition sei. Das sagte er auch in einer Sitzung der Koalitionsfraktion. Die rot-grüne Regierung hat nicht verbrauchte Schattenhaushalte (für neue Kronenfördermittel) in Zahlungen an Unternehmen umgewandelt, die sie bei der Umstellung auf klimafreundliche Technologien unterstützen will. Das Bundesverfassungsgericht hat dies untersagt. "Das ist eine fahrlässige Täuschung der deutschen Wählerinnen und Wähler", wirft Mertz der Bundesregierung nun vor. Sie habe einen verfassungswidrigen Haushalt vorgelegt. Gemeint ist der Nachtragshaushalt für 2021, der vom Bundesverfassungsgericht für ungültig erklärt wurde.
Die Bundesregierung muss nun mit weniger Geld auskommen. Mertz fordert, dass jetzt Prioritäten gesetzt werden müssen. Das gelte auch für die wirtschaftliche Transformation. "Die Zeit der Transformation durch schuldenfinanzierte Subventionen ist vorbei." Wenn es nach Mertz geht, hat Sparen jetzt Priorität. Der CDU-Vorsitzende fordert, dass die Bundesregierung die Erhöhung des so genannten "Bürgergeldes" zurücknehmen muss. Zugleich müsse sich die Arbeitsmarktpolitik der Regierung ändern. Auch die Ausgestaltung der Kindergrundsicherung mit dem Ziel, 3.000 bis 5.000 neue Beamten- und Angestelltenstellen im öffentlichen Dienst zu schaffen, sei falsch. "Ein völlig neues System mit einer riesigen Bürokratie zu schaffen, ist schlichtweg Wahnsinn." Auch das im September verabschiedete Wärmegesetz will Mertz zurücknehmen. "Die Subventionen für die privaten Haushalte stehen in keinem Verhältnis zu den eingesparten Kohlendioxid-Emissionen", sagte Mertz. Mit diesen Maßnahmen könnte die Regierung mindestens zehn Milliarden Euro einsparen.
Mertz rät von Steuererhöhungen ab und ist gegen eine Aufweichung oder gar Aussetzung der Schuldenbremse. Dies sei nur in außergewöhnlichen Notsituationen möglich, die den Einfluss der Bundesregierung übersteigen. "Aber sie hat diese Situation bewusst herbeigeführt", sagte der CDU-Vorsitzende. Der Bund nehme fast eine Billion Euro an Steuern ein. "Ich glaube nicht, dass wir im Moment eine Schuldenbremse brauchen. Es gibt genügend Möglichkeiten, an anderer Stelle zu sparen. Die Bundesregierung muss jetzt diszipliniert sein. Nichts geht mehr, das 'Wünsch-dir-was' ist vorbei. "
Kritik an Scholz
Mertz ist wütend über die Reaktion von Bundeskanzler Scholz. Er hat ihn noch nicht angerufen. Nach dem Karlsruher Gerichtsurteil hat Mertz die Kanzlerin nur einmal beim Afrika-Gipfel getroffen. Dort sagte er 4 Milliarden Euro für Klimaprojekte in afrikanischen Ländern zu. "Dafür ist noch Zeit", kritisierte Mertz. "Ich möchte, dass der Bundeskanzler in dieser Situation, in der man sagt, was jetzt zu tun ist, die Regierung führt. Er kann nicht einfach für eine Woche verschwinden." Die Gewerkschaften werden in dieser Krise mit der Regierung zusammenarbeiten, aber die Hauptarbeit liegt bei der Gewerkschaft der Verkehrsbetriebe.
Er glaubt nicht, dass sie wegen der Krise zusammenbrechen wird. Dennoch sagt er: "Wir bereiten uns auf jedes erdenkliche Szenario vor". Im nächsten Jahr sind auf jeden Fall Europawahlen, "aber wir sind auch in der Lage, sofort an der Bundestagswahl teilzunehmen. Das will ich nicht, aber es könnte sich morgen Abend wieder ändern."
Quelle: www.ntv.de