Look der Woche: Ein Neon-Kunstpelz-Moment für Nicki Minaj
Beide Mäntel, die aus einer Mischung aus synthetischen Fasern (nämlich Modacryl und Polyester) bestehen, wurden vom französischen Modedesigner Alexandre Vauthier entworfen. Maßgefertigte Versionen des Oberbekleidungsstücks wurden in den letzten Wochen bereits von Hunter Schafer und Kylie Minogue getragen.
Es gab eine Zeit, da war echter Tierpelz ein begehrtes Statussymbol. 1929 witzelte die Vogue, dass der Pelz, den man trägt, verrät, "was für eine Frau man ist und was für ein Leben man führt". Fast ein Jahrhundert später stimmt das immer noch - wenn auch nicht so, wie es die Zeitschrift meinte.
Heute wird die Entscheidung für Echtpelz wahrscheinlich als Ausdruck der persönlichen Ethik gesehen. Unermüdliche PETA-Kampagnen und literweise rote Farbe haben das Pendel schließlich weg von Pelzprodukten schwingen lassen; sogar der Luxuskonzern Kering - Muttergesellschaft von Designerlabels wie Gucci, Yves Saint Laurent, Balenciaga und Bottega Veneta - hat 2022 die Pelzproduktion eingestellt.
Die Alternativen zu Pelz begehrenswert zu machen, bleibt eine ganz andere Herausforderung, auch wenn es Fortschritte gibt. Erst letzte Woche gab Cardi B ihr Laufstegdebüt in einem bodenlangen, hellblauen Kunstpelzmantel von Balenciaga bei der Pre-Fall-Modenschau des Labels in Los Angeles.
Aber Kunstpelz gibt es in verschiedenen Formen schon seit über einem Jahrhundert (auch wenn die Leser der Vogue im Jahr 1929 wahrscheinlich nicht gedacht hätten, dass er zum bevorzugten Material der Reichen und Berühmten wird). In den frühen 1900er Jahren entstand der Florstoff, der mit der gleichen Schlingentechnik wie Cord und Samt hergestellt wurde und dessen getuftete Oberfläche eine kostengünstigere Alternative zu Tierhäuten darstellte. Einige Florfabriken des 20. Jahrhunderts waren mit Aufträgen so überhäuft, dass sie die Produktion kurzzeitig einstellen mussten.
In den 1950er Jahren revolutionierte der Einsatz von Polymeren die Bekleidungsindustrie und ermöglichte ein noch raffinierteres und überzeugenderes Textil. Auffällige, unnatürliche Farben drängten auf den Markt - in einem Katalog von 1957 modelliert eine Frau eine "Fuzzy Topper"-Jacke in Babyrosa. Bei Kunstpelz ging es weniger um Tiere als vielmehr um künstlerische Abstraktion.
In ähnlicher Weise trug Karl Lagerfelds Herbst-Winter-Kollektion 1994 für Chanel dazu bei, dass Kunstpelz zur High Fashion wurde. Auf dem Laufsteg wurden Skihosen mit hohen, pelzbesetzten Mützen kombiniert, und es gab kurze, pelzige Jacken in Rosa, Gelb und Grün. "Wie Coco Chanel, die feinen Schmuck mit Kleister mischte - und andere Frauen dazu ermutigte, dasselbe zu tun - wusste Karl Lagerfeld, was Pelz ist und was nicht", heißt es im Bericht der Vogue über die Show.
2015 waren die Laufstege der Modewelt voll mit Kunstpelz. Sowohl Dries Van Noten als auch Stella McCartney veröffentlichten in diesem Jahr Kollektionen, die mit Kreationen aus Seide und Modacryl gespickt waren. "Wir mögen den Kunstpelz, weil er verspielt ist und Spaß macht", sagte die französische Designerin Julie de Libran damals gegenüber Women's Wear Daily. "Er bietet unglaubliche Farben und Volumen, die mit echtem Pelz nicht möglich sind.
Die Debatte über die Auswirkungen von Kunstpelz auf die Umwelt geht weiter. Er ist zweifellos besser für die Tiere, aber was ist mit dem Planeten? Laut einem Bericht der Humane Society International, der Anfang des Jahres veröffentlicht wurde, hat eine Bommelmütze mit einem Waschbärpelzbommel einen fast 20-mal höheren CO2-Fußabdruck als ihr Gegenstück aus Acryl-Kunstpelz. Pelzalternativen werden jedoch in der Regel aus Kunststoffen hergestellt, was bedeutet, dass es Jahrhunderte dauern kann, bis sie biologisch abgebaut sind, und dass sie beim Waschen wahrscheinlich Mikroplastik in die Gewässer abgeben.
Dieses Problem scheint Minaj nicht zu beunruhigen, denn sie kombinierte ihre rosa Kunstpelzjacke mit einem passenden Paar - sehr echter - Nerzpelzstiefel. Sie mag zwar den neuen It-Mantel der Saison ankündigen, aber viele werden hoffen, dass sie ihr Schuhwerk vor der Tür lässt. Wie Lagerfeld einmal sagte: "Man kann keinen Schick vortäuschen, aber man kann schick sein und Pelz vortäuschen."
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Quelle: edition.cnn.com
