"Urteil stärkt die Demokratie" - Linke erleichtert, Ampel der Zufriedenheit: Reaktion auf teilweise Wiederholung der Bundestagswahl
Aufgrund zahlreicher Pannen in 455 von 2.256 Wahlkreisen im Land Berlin muss die Bundestagswahl 2021 erneut durchgeführt werden. Das entschied das Bundesverfassungsgericht am Dienstag. Damit gingen die Richter in Karlsruhe leicht über den Beschluss des Bundestages hinaus, der bereits im November 2022 für eine teilweise Wiederaufnahme des Verfahrens gestimmt hatte.
Landeswahlleiter Stephan Bröchler gab in Karlsruhe bekannt, dass die Neuwahl am 11. Februar stattfinden werde. Viele Planungen haben bereits begonnen und können nun umgesetzt werden.
Den damaligen Unionisten ging der Bundestagsbeschluss nicht weit genug. Sie wandte sich an das Verfassungsgericht, um sicherzustellen, dass in der Hälfte der Berliner Wahlkreise ein zweiter Wahlgang über die Parteilisten abgehalten wird. Das Bundesverfassungsgericht lehnte eine derart erhebliche Ausweitung und deren Wiederholung in ganz Berlin jedoch ab.
Die erste Reaktion der Hauptstadt erfolgte schnell.
Die Linke begrüßt Karlsruher Urteil: „Wir bleiben im Bundestag“
Der linke Mann atmete erleichtert auf. „Das Urteil zeigt, dass wir im Bundestag bleiben und unserer Rolle als gesellschaftliche Opposition weiterhin gerecht werden“, sagte Dietmar Bartsch, ehemaliger Fraktionsvorsitzender der Deutschen Presse-Agentur. Diese teilweise Doppelung werde das Ergebnis nicht verändern in den beiden Wahlkreisen, in denen die Linke ein Direktmandat gewann. Ergebnis: Die direkt gewählten Abgeordneten Gesine Lötzsch und Gregor Gysi sowie der Leipziger Abgeordnete Sören Pellmann bleiben im Bundestag. Dies wiederum sicherte das Mandat aller 39 Abgeordneten, die heute noch der Linken angehören, sowie derjenigen, die inzwischen gegangen sind, darunter auch die Gruppe um Sahra Wagenknecht.
Bei einer Neuauflage der gesamten Wahl käme es zu einem anderen Szenario: Dann könnte eines der Direktmandate verloren gehen, ebenso wie alle Sitze der Fraktionen Linke und Wagenknecht, die 2021 über Listen vergeben wurden. Die Partei bleibt nun verschont. „Damit ist eine kleine, aber wichtige Hürde überwunden“, sagte Bartsch. Der nächste Schritt besteht darin, die verbleibenden 28 linken Abgeordneten als eigene Gruppe anzuerkennen.
SPD sieht ihre Rechtsauffassung bestätigt
Insgesamt sind sich die Politiker einig, dass es auch nach der teilweisen Vervielfältigung zu keinen nennenswerten Veränderungen in der Zusammensetzung des Bundestages kommen dürfte. Johannes Fechner, der sozialdemokratische Landtagsabgeordnete in Karlsruhe, sagte, dies dürfte „für die meisten Menschen keine Auswirkungen haben“.
Auch SPD-Chefin Saskia Esken begrüßte das Urteil. Der Nachrichtenagentur dpa sagte Esken: „Die Kläger haben versucht, dieses Urteil gänzlich zu streichen. Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts war nicht zutreffend und bestätigt daher auch unsere Rechtsauffassung.“ Das Wichtigste sei, dass diese Wahl das Vertrauen noch einmal gestärkt habe in demokratischen Strukturen.
Wolfgang Kubicki, stellvertretender Bundesvorsitzender der FDP, sagte der Rheinischen Post: „Dieses Urteil stärkt die Demokratie und macht noch einmal deutlich, dass Wahlfehler keine Kavaliersdelikte sind, sondern im Zweifelsfall Konsequenzen haben müssen.“
Nina Stahr und Philmon Ghirmai, Berliner Landesvorsitzende der Grünen, erklärten: „Der Prozess der Konsensfindung muss weitergehen, strukturelle Verbesserungen bei der Vorbereitung und Durchführung der Wahlen müssen fortgesetzt werden.“
Für die AfD begrüßte Landesvorsitzende Kristin Brinker das Urteil. „In einer funktionierenden Demokratie darf es keinen Zweifel über den Prozess geben, durch den die Wahlergebnisse zustande gekommen sind“, sagte sie.
Der Regierende Bürgermeister von Berlin freut sich auf eine reibungslose Wiederwahl
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegener (CDU) zeigte sich zuversichtlich, dass die bevorstehende, teilweise wiederholte Bundestagswahl in der Hauptstadt reibungslos verlaufen wird. Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts sagte Wegner, er habe „vollstes Vertrauen“ in den Landeswahlleiter Stephan Bröchler und dass „die Wahl reibungslos verlaufen wird“. Der Senat habe „gemeinsam mit ihm alle notwendigen Voraussetzungen geschaffen, damit die Berlin-Wahl wieder durchgeführt werden konnte.“
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Quelle: www.stern.de