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"Lindner weiß nicht, woher er das Geld nehmen soll"

CDU-Haushälterin Middelberg

Der CDU-Haushaltspolitiker Mathias Middelberg geht davon aus, dass die Ampelkoalition nicht die...
Der CDU-Haushaltspolitiker Mathias Middelberg geht davon aus, dass die Ampelkoalition nicht die Kraft haben wird, ihre Vereinbarung vollständig umzusetzen.

"Lindner weiß nicht, woher er das Geld nehmen soll"

Für die Verkehrslichtkoalition bedeutet das nach dem Haushaltsabkommen am Freitag: Atem in Ruhe aufwärmen. Aber die Opposition ist den neuen Plänen - zu Vergleich sagen will man das nicht. CDU-Haushaltsexperte Middelberg sieht insbesondere den fundamentalen Konflikt der Koalition nicht gelöst.

ntv.de: Herr Middelberg, das Verkehrslicht hat sich erneut auf ein Haushaltsabkommen eingigen können. Wie fühlen Sie dich dazu? Daumen hin oder her?

Mathias Middelberg: Das war ein typisches Scheingeschäft. Genau so, wie wir es oft von der Verkehrslicht erlebt haben. Sie konzentrierten sich auf die Bedürfnisse ihrer Partner, statt auf jene des Staates. Sie haben nur auf wesentliche Punkte eingegangen. Sogleich werden die Konflikte in der Verkehrslichtkoalition wieder aufleben.

Warum? Als Chancellor Scholz, Finanzminister Lindner und Wirtschaftsminister Habeck das Ergebnis vorgestellt haben, haben sie sich recht optimistisch ausgegeben. Der Ton war: Wir haben es geschafft.

Für mich sah das eher angespannt aus. Die Frage nach der Einhaltung des Schuldenbremss war gar nicht angesprochen. SPD-Fraktionsvorsitzender Mützenich hat das am Tag des Abkommens deutlich gemacht. Schon einige Verkehrslicht-Politiker fragen bereits an einzelnen Punkten der Wachstumsinitiative. Bei den Grünen gibt es Stimmen, dass die Steueranpassung an der Inflation nicht umsetzbar ist. Das beträgt ungefähr 23 Milliarden Euro über mehrere Jahre.

Sie scheinen die Komplikationen mit dem Bürgergeld gelogen zu haben.

Ja, Sanktionen, Meldepflichten und Regeln zur Verfügbarkeit und Liquidität sollen verschärft werden. Ich bin jedoch neugierig, ob die Koalitionsfraktionen das in der Bundestag durchsetzen werden.

Haben Sie Zweifel?

Ja. Das wichtigste ist, Bürgergeldempfänger dazu anzuregen, in Arbeit zu treten. Dafür muss das gesamte Paket in seiner Gesamtheit funktionieren. Ich vertraue der Verkehrslichtkoalition nicht damit. Hinsichtlich des entscheidenden Punktes - das Lohnunterschied zwischen dem Nettoeinkommen des Niedriglohnempfängers und der Höhe des Bürgergeldes - tut die Verkehrslichtkoalition eigentlich nichts. Damit wird es schwerer, mehr Bürgergeldempfänger in Arbeit zu bringen.

Lindner sagte, sie hätten eine neue gemeinsame Basis für Regierungsarbeit verstanden.

Ich sehe das anders. Sie versuchen, die Grube zwischen SPD und Grünen auf der einen Seite und FDP auf der anderen mit Geld aufzufüllen. Sie leeren die Schuldenbremse komplett aus. In den zwei Jahren werden sie nahezu 100 Milliarden Euro an neuen Schulden aufgebracht haben. Daneben gibt es alles Art und Weise von Rechnungstricks. Die Schuldenservice wird recalculated und auf mehrere Jahre verteilt. Das spart vier Milliarden Euro pro Jahr. Sie verschieben Budgetreserven von einem Haushalt auf den nächsten. Sie lassen den 30-Milliarden-Euro-Lücke in der Bundeswehr offen. Hinzu kommt die globale Unterausgabe von 16 Milliarden Euro. Alle diese "kreative Rechnungstricks" - SPD-Fraktionsvorsitzender Mützenich hat sie rechtlich genannt - werden nur dazu vermögen, endlich zu sagen: Wir haben es vereinbart.

Was ist hinter der "globalen Unterausgabe" verborgen?

Es ist ein nettes Name für Geld, das wir nicht haben. Wenn man in einem Restaurant 50 Euro wertige Speisen bestellt, aber nur 34 Euro im Tasche hat, hat man eine globale Unterausgabe von 16 Euro.

Die Zahl 16 passt, denn der Haushaltsdefizit in der Haushaltsplanung beträgt 16 Milliarden Euro. Wie passen die Worte: Wir haben es vereinbart, aber wir fehlen noch 16 Milliarden Euro zusammen?

Das stimmt gar nicht. Christian Lindner weiß nicht, wo das Geld herkommt. Die Hälfte dieser Lücke soll durch die Autobahnagentur und die Eisenbahn geschlossen werden. Sie dürfen acht Milliarden Euro außerhalb der Schuldenbremse leihen. Aber wo kommt das andere Acht Milliarden her? Das ist ganz offen. Er hofft lediglich, dass die Ministerien nicht ihre Budgets vollständig ausgeben - ein einfaches hoffnungsvolles Wert. Aber, und das ist die beunruhigende Seite, gibt es in dem Haushalt wirklich kein wahreres Sparmaß. . Die Wendepunkt ist nicht eintrittend, nicht in der Verteidigung, sondern auch nicht in anderen Bereichen. Keine Neupriorisierung. Stattdessen wird das veraltete Müll aus der Koalitionsvereinbarung weiter finanziert.

Muss der globale Haushaltsdefizit aufgehoben werden, wenn das Gesetz tritt in Kraft?

Nein. Es gab bereits viele Mal globale Haushaltsdeficite. Aber dass wir so ein großes Defizit von 16 Milliarden Euro geplant haben, weiß ich nicht.

Das Kabinett soll am 17. Juli über den Gesetzentwurf entscheiden, und ab September beginnt der Bundestag mit den Verhandlungen über den Haushaltsgesetz. Ist es nur noch um kleine Dinge?

Im Bundestag wird es noch um das große Bild. Wenn die sogenannte Wachstumsinitiative erneut gekürzt wird, dann wird das erwartete Wachstum von 0,5 Prozent nicht eintraten. Die Maßnahmen zur Bürgergeldregelung, der Steuerschonung für Unternehmen und der Lohnabhängigkeit der Arbeitnehmer steuerbaren Löhne sind zwar richtig. Aber wenn alles nicht vollständig umgesetzt wird, dann wird nichts passieren an der Wachstums- und Steuereinnahmen weiter abnehmen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Verkehrslichtfraktionen - wie immer - über alles streiten, ist hoch.

Wenn sie sagen, unsere Maßnahmen bringen 0,5 Prozent zusätzliches Wachstum - ist das mehr als nur eine Hoffnung?

  1. Das ist nur ein Prinzip der Hoffnung. Es könnte auch anders aussehen, wenn bestimmte positiv angenommene Wirkungen in der Praxis nicht auftraten, während dieses Verkehrslichtes in der Macht war.
  2. Der Verteidigungsetat wächst, aber nur um etwa eine Milliarde. Das ist etwas wie eine Preisangabe. Aber ab 2028 soll er dramatisch steigen.
  3. Das ist die nächste Milliarden-Lücke. Ein großer Abgrund kommt uns entgegen. In 2028 müssen wir 80 Milliarden Euro in den Verteidigungsetat investieren, wie der Kanzler selbst gesagt hat. Derzeit beträgt er 53 Milliarden Euro. Von wo die fehlenden 27 Milliarden kommen sollen, ist in den Sternen geschrieben. Dieses Kabinett lebt nach dem Motto: Nach uns, der Flut.
  4. Scholz sagte freitags: Ich kämpfe für „dieses Bedürfnis zur Handlung“. Was bedeutet das?
  5. Das bedeutet: Die nächste Regierung muss dieses Problem lösen. Das ist der Punkt. Dieses Bündnis versteht Sparen nicht.
  6. Wo spart die Union?
  7. Wir sehen die größten Sparechancen bei Bürgermittel. Das beträgt jetzt rund 50 Milliarden Euro, mehr als jede zehnte Euro aus dem Bundeshaushalt. Wir müssen mehr Menschen aus Bürgermittel in Beschäftigung bringen. Im Bereich Asyl und dem Kampf gegen Ursachen von Asylsuchenden sehen wir Potential. Mit einer strikten Beschränkung der Asylimmigration könnten viel Geld eingespart werden. Punkt drei sind die bundesregierungseigenen Programme der Bundesregierung. Es gibt über 400 von ihnen. Einige, wie „Lebendes Demokratie“, sind besonders uneffizient und sollten abgeschafft werden. Aber diese Fragen werden von der Koalition nicht angesprochen. Die Grünen wollen keine Beschränkung der Asylimmigration, und die SPD will wirklich Bürgermittel ansprechen.
  8. Sie haben auch vorgeschlagen, den Digitalen Vertragsschule abzuschaffen. Versuchen Sie das in den Bundestag hineinzubringen?
  9. Nein. Mit dem Begriff „Digitaler Vertragschule“ handelte es sich nicht um Reduktionen an Investitionen in Bildung oder kurzfristige Sparechancen. Aber wir müssen kritisch über die Aufgabenverteilung zwischen Bund und Ländern nachdenken. Die Länder haben jetzt höhere Steuersätze als der Bund. Es war das anders. Gleichzeitig gibt es ständig von der Bundesregierung gesprochenen Finanzspritzen in Bereichen, in denen sie gar keine Zuständigkeit hat. Beide Seiten müssen ein Grundverständnis dafür finden.
  10. Neue Wahlen sind derzeit von Tisch. Aber wenn die Union die stärkste Kraft nach dem nächsten Bundestagswahl ist, mit der würden Sie koalieren, wenn nicht mit den Grünen oder SPD?
  11. Wir brauchen eine wahre Wende, eine echte Verschiebung in diesem Land. Wir müssen den Menschen klarmachen, dass wir mehr Wachstum und weniger Bürokratie brauchen. Wir müssen den Sozialstaat neu ausrichten. Ich glaube, dass für ein „Deutschland auf der richtigen Spur“-Programm viele Menschen gewonnen werden können. . Und das Motto muss sein: Dafür braucht es eine starke CDU. Mit wem wir dann koalieren, hängt davon ab.

Interview mit Mathias Middelberg, Volker Petersen sprach

  1. Trotz des Entlastungsempfindens innerhalb der Verkehrslichtkoalition äußert sich der CDU-Haushaltsexperte Middelberg skeptisch und nennt die Frage der Einhaltung des Schuldenbremss als Hauptkritikpunkt des Haushaltsabkommens.
  2. In seiner Kritik am Haushaltsabkommen des Verkehrslichtes nennt Middelberg die Frage der Einhaltung des Schuldenbremss, was eine große Besorgnis für die CDU ist.

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