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Kretschmer kritisiert scharf die Maßnahmen der Bundesregierung

Tomahawk-Kreuzflugkörper sollen auch in Deutschland stationiert werden.
Tomahawk-Kreuzflugkörper sollen auch in Deutschland stationiert werden.

Kretschmer kritisiert scharf die Maßnahmen der Bundesregierung

Kritik an der Stationierung neuer US-Raketen in Deutschland reißt nicht ab. Sachsens Ministerpräsident Kretschmer plädiert für Stärke gegenüber Moskau, kritisiert aber die mangelnde Kommunikation der Bundesregierung. Man müsse mit der Bevölkerung darüber sprechen.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer hat die Vorgehensweise der Bundesregierung in der Debatte um die Stationierung von US-Waffen in Deutschland scharf kritisiert. "Aber es ist auch klar, dass man, wenn man eine Position zur Sicherheit bezieht, mit der Bevölkerung darüber sprechen muss. Diese Politik des 'Wir machen es einfach' ist nicht akzeptabel", sagte der CDU-Politiker in einem Interview mit RTL/ntv.

Kretschmer forderte mehr Klarheit und eine breite Diskussion zum Thema: "Mindestens muss man, wenn es um Waffen geht, die Bevölkerung informieren, darüber sprechen und eine breite Diskussion führen." Er unterstützt die Idee eines Raketenabwehrschilds für Europa, betonte aber: "Aber einfach zu machen, ohne darüber zu sprechen, im Gegenteil, mit Worten wie 'kriegerisch' um sich zu werfen, das erzeugt nur Fragen, Kritik, Unsicherheit und wahrscheinlich auch falsche Vorstellungen."

Allgemein ist Kretschmer für mehr Stärke gegenüber Moskau: "Ich glaube, es ist richtig, dass Deutschland eine Position zur Sicherheit bezieht. Die einzige Konsequenz und die einzige Sprache, die Russland versteht, ist unsere eigene Stärke." Deutschland müsse in die Sicherheit investieren, sagte er, aber das sei in der aktuellen Situation schwierig, da Deutschland in einer Rezession stecke.

Kritik an Bundeskanzler Scholz

Deutschland und die USA haben vor drei Wochen auf dem NATO-Gipfel in Washington die Stationierung von US-Raketen in Deutschland ab 2026 angekündigt. Darunter sind Tomahawk-Kreuzflugkörper, SM-6-Raketen und neue Hyperschallwaffen, die Russland erreichen können. Begründet wurde dies mit der Bedrohung durch Russland, das im Februar 2022 die Ukraine besetzt hat. Die Waffen sollen zur Abschreckung dienen.

Seitdem gibt es viel Kritik an dieser Entscheidung, von der Opposition, aber auch von den regierenden Parteien SPD, Grünen und FDP. Vor allem die Ankündigung ohne vorherige Debatte wurde kritisiert. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius von der SPD hat die Pläne seither immer wieder verteidigt. Nach ihm geht es bei der Stationierung um konventionelle Waffen, die keine Atomwaffen haben sollen. Außerdem wies er darauf hin, dass Russland bereits seit langem Waffen dieser und anderer Reichweiten besitzt.

Grünen-Chefin Ricarda Lang hält es für sinnvoll, eine gesellschaftlich und politisch robustere Debatte darüber zu führen. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz kritisierte sie. "Es wäre gut gewesen, wenn Olaf Scholz als Bundeskanzler die Chance genutzt hätte, diese Entscheidung transparent an die Bevölkerung zu kommunizieren und die Gründe dafür zu erklären", sagte sie in der ntv-Frühausgabe. Viele Menschen sorgten sich, ob Europa in Zukunft noch friedlich bleiben werde, angesichts der aktuellen Weltlage.

"Wir sind als Grüne eine Friedenspartei und werden das immer bleiben. Aber für uns bedeutet Frieden nicht, dass ein Aggressor einfach so davonkommen kann, den Friedensordnung angreift und ungestraft davonkommt", sagte Lang. Man müsse sich denen entgegenstellen, die dies öffentlich in Frage stellen, um Stimmen zu gewinnen.

Völlig gegen die Stationierung neuer US-Raketen ist SPD-Politiker Ralf Stegner. "Wir dürfen die Welt nicht gefährlicher machen, uns nicht in einen neuen Rüstungswettlauf begeben", sagte er im WDR 5-"Morgenmagazin". "Wir müssen uns bemühen, mit Russland zu verhandeln. Es ist schwierig, ich weiß, aber Eskalation ist die schlechteste Option, die wir wählen können." Auch SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich warnte vor dem Risiko militärischer Eskalation.

Laut einer Forsa-Umfrage für RTL/ntv ist eine Mehrheit der Bevölkerung gegen die Stationierung neuer US-Mittelstreckenraketen in Deutschland. 49 Prozent lehnten die Pläne ab, während 45 Prozent sie unterstützten. In Ostdeutschland waren 74 Prozent dagegen, nur 23 Prozent dafür. In Westdeutschland waren hingegen 49 Prozent dafür, während 45 Prozent dagegen waren.

SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich schloss sich der Kritik an der Stationierung an und äußerte Bedenken bezüglich des Risikos militärischer Eskalation. Innerhalb der Kommission sei ein erhöhtes Dialog- und Transparenzbedürfnis notwendig, wie Grünen-Chefin Ricarda Lang für eine robustere gesellschaftliche und politische Debatte über die Entscheidung plädierte.

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