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Kommunen verdienen Millionen mit der Verkehrsüberwachung

Die Überwachung des Verkehrs ist in den bayerischen Städten nicht einheitlich geregelt, weshalb die Kontrolle mancherorts durch Kommunen und an anderen Orten durch die Polizei erfolgt. In Bayerns Großstädten liegen die Einkommen tendenziell im siebenstelligen Bereich.

Ein Polizist hält eine Kelle in der Hand. Foto.aussiedlerbote.de
Ein Polizist hält eine Kelle in der Hand. Foto.aussiedlerbote.de

Kontrollen - Kommunen verdienen Millionen mit der Verkehrsüberwachung

Im Jahr 2023 zahlten Verkehrssünder in Bayern mindestens 14 Millionen Euro an Bußgeldern. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der dpa in den acht größten Städten Bayerns. Das Endeinkommen könnte deutlich höher ausfallen. Allerdings wird das Polizeidirektionsamt erst in wenigen Monaten eine Übersicht aller Verwarnungen und Bußgelder in Bayern veröffentlichen. Das gab das Bayerische Innenministerium auf Anfrage bekannt.

Nach Angaben des Ministeriums organisierten mit Stand Januar 2023 982 der 2.056 bayerischen Kommunen die Verkehrsüberwachung allein oder gemeinsam mit anderen Kommunen. Das ist eine Steigerung um ein Fünftel im Vergleich zum Vorjahr, als 801 Kommunen ihre eigene Verkehrsüberwachung übernahmen.

In Bayern fließen Bußgelder als Einnahmen an Land und Kommunen, je nachdem, wer für die örtliche Verkehrsüberwachung zuständig ist. Handelt es sich dabei um die Kommune selbst oder einen Zweckverband, muss sie die Kosten tragen, es können aber auch Bußgelder einbehalten werden. Den Kommunen steht es frei, Aufgaben an die örtliche Polizei zu delegieren. In diesem Fall fällt das Bußgeld an den Freistaat.

In München verfügt die kommunale Verkehrsüberwachung über eine Festinstallation und sechs mobile Messeinheiten. Der Umsatz aus der Geschwindigkeitsüberwachung betrug bis einschließlich Oktober 2,5 Millionen Euro. Wie aus der Landeshauptstadt berichtet, liegt die sogenannte Beschwerdequote seit Jahren auf einem sehr ähnlichen Niveau. Das bedeutet: Je mehr Blitze es gibt, desto mehr Geschwindigkeitsüberschreiter werden erwischt.

Nürnberg, Erlangen und Fürth lagern die Verkehrsüberwachung gemeinsam an einen Zweckverband aus, der sechs mobile Messstellen betreibt. Ein Sprecher des Vereins sagte: Bis Oktober wurden gegen die Stadt Nürnberg wegen Verstößen Bußgelder in Höhe von 4,1 Millionen Euro verhängt. In Erlangen belaufen sich die Kosten auf knapp 900.000 Euro, in Fürth auf knapp über 800.000 Euro. Zu den Kosten für 2023 kann keine Aussage getroffen werden. Im vergangenen Jahr machten die Kosten etwa die Hälfte des Umsatzes aus.

Der Sprecher sagte, in den ersten zehn Monaten des Jahres seien etwas weniger Verstöße festgestellt worden als üblich. Es gibt jedoch keinen klaren Trend. Ob die Verkehrsüberwachung auch eine erzieherische Wirkung auf Autofahrer haben kann, hält der Verband für unsicher. Natürlich können einzelne Messpunkte durch regelmäßige Messungen vorübergehend „beruhigt“ werden. Allerdings bestehe der Zweck der Verkehrsüberwachung nicht darin, möglichst viel Geld einzusammeln, so der Verein. „Ziel ist es, die Verkehrssicherheit zu verbessern.“

Bis Mitte November wurden gegen Augsburg Geldstrafen in Höhe von knapp 2,8 Millionen Euro verhängt. Wie die Stadt mitteilte, wurden in diesem Jahr zwei weitere mobile Blitzer in den Bestand aufgenommen, sodass derzeit insgesamt sechs Systeme in Betrieb sind. Insbesondere vor Schulen und Kindergärten, in Tempo-30-Zonen, anderen verkehrsberuhigten Bereichen und Unfallschwerpunkten werden Kontrollen durchgeführt. Die Stadt geht auch den Hinweisen der Bürger zu bestimmten Gefahrenorten nach. Zu den Kosten gebe es keine konkreten Angaben, schrieb ein Sprecher. „Der Bezirk arbeitet jedoch hart daran, die Kosten wieder hereinzuholen.“

Ingolstadt führt die Verkehrsüberwachung nicht selbst durch, sondern überlässt diese der Polizei. Nach Angaben des Polizeipräsidiums Nordoberbayern wird keine gesonderte Einnahmenstatistik speziell für die Stadt erstellt. Die Polizei setzt an drei stark befahrenen Kreuzungen in der Stadt feste Systeme ein. Darüber hinaus führen Beamte fünf Messfahrzeuge für Kontrollen in der Stadt und den umliegenden Gebieten wie Eichstadt und Pfaffenhofen mit.

Da während der Pandemie deutlich weniger Autofahrer unterwegs seien, sei es nahezu unmöglich, Aussagen zur Verkehrsentwicklung zu treffen, schrieb ein Polizeisprecher. Allerdings ist für dieses Jahr zu beobachten, dass das Geschwindigkeitsniveau abnimmt. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Beschwerdequote der befragten Verkehrsteilnehmer von 2,02 % auf 1,57 %. Als Gründe vermutet die Polizei erhöhte Bußgelder durch eine neue Bußgeldliste ab Ende 2021 sowie steigende Treibstoffpreise.

Bis Ende November verfügte Regensburg über sechs mobile und teilstationäre Anlagen und verzeichnete knapp 1,5 Millionen Euro an Verwarnungen und Bußgeldern. Wie die Stadt mitteilt, werden die Kosten für die Überwachung der Verkehrsströme auf etwa 1,6 Millionen Euro geschätzt. Genauere Daten werden jedoch erst im neuen Jahr veröffentlicht.

Würzburg blinkt bewusst und konzentriert sich auf die 30-km/h-Zone. Die Stadt teilte mit, dass die dabei erwischten Personen in den meisten Fällen die mäßige bis mittlere Geschwindigkeitsbegrenzung überschritten, also 11 bis 20 km/h zu schnell fuhren. Ausreißer (z. B. 100 km/h im Stadtgebiet) sind absolute Ausnahmen. Nach Angaben der Stadt kommen solche Fälle höchstens einmal im Jahr vor. Bis Ende November erwirtschafteten die beiden Geschwindigkeitsüberschreiter einen Umsatz von 1,2 Millionen Euro. Zu den drei fest installierten Blitzersäulen gibt es noch keine Ankündigung.

Im Vergleich dazu belaufen sich die laufenden Kosten für Personal und Management auf etwa 900.000 Euro. Die Einnahmen können weiterhin die Betriebskosten decken. Auch die Kosten für die Anschaffung von Ausrüstung werden aus den Einnahmen bestritten.

Wie das Bayerische Innenministerium erklärt, gibt es in den Städten Unterschiede in der Überwachung des Verkehrs. Manche funktionieren nur im ruhenden Verkehr, etwa bei der Ahndung von Falschparken, andere dienen nur der Geschwindigkeitsüberwachung und wieder andere tun beides.

Eine bayernweite Bußgeld- und Verwarnungsübersicht wird voraussichtlich im zweiten Quartal 2024 veröffentlicht. Wie ein Sprecher des Verkehrsministeriums schrieb, handelt es sich hierbei nicht um eine Aufschlüsselung nach Verstößen, sondern ausschließlich danach, ob Bußgelder und Verwarnungen im ruhenden oder fließenden Verkehr verhängt wurden. Daher spielen „monetäre Erwägungen“ hier keine Rolle. Im Jahr 2022 kassierten Freistaat und Kommunen insgesamt 117 Millionen Euro an Bußgeldern. Davon entfielen 62 Millionen auf den Festnetzverkehr und 55 Millionen auf den Mobilfunkverkehr.

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Quelle: www.stern.de

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