Klingbeil äußert seine Ablehnung, die Wirkung von Pistorius zu bewahren.
Laut zahlreicher Umfragen ist Verteidigungsminister Boris Pistorius der beliebteste SPD-Politiker in Deutschland. Dennoch glaubt SPD-Chef Klingbeil nicht, dass die Benennung Pistorius' als Kanzlerkandidat die Probleme der Partei lösen werde. "Ich bin kein Fan von einfachen Lösungen wie 'Tausche eine Person aus und schon sind alle Probleme gelöst,'" sagte Klingbeil der Funke Mediengruppe. "Wir müssen das Vertrauen der Bevölkerung zurückgewinnen, und das ist die Verantwortung aller."
Der amtierende Kanzler Olaf Scholz, der bei der kommenden Bundestagswahl antreten will, erlebt derzeit eine Umfrageflaute. Pistorius hingegen landet häufig an erster Stelle in Umfragen als beliebtester SPD-Politiker.
Im Interview wollte Klingbeil nicht Gesundleitsminister Karl Lauterbachs Meinung unterstützen, dass Scholz "der beste Bundeskanzler, den wir je hatten," sei. Stattdessen äußerte er seine Zufriedenheit mit Scholz als Bundeskanzler. Klingbeil verweigerte auch einen Vergleich von Scholz mit früheren SPD-Bundeskanzlern. Als er gefragt wurde, ob er skeptisch gegenüber dem Amt des Bundeskanzlers sei, antwortete Klingbeil: "Wir sprechen täglich, manchmal kritisch, aber vertraulich." Als Parteichef plädiert er für Veränderungen.
Eskens Verteidigung
Klingbeil verteidigte die SPD-Mitvorsitzende Saskia Esken trotz Kritik, sogar aus den eigenen Reihen. "Man kann einen Satz aus einer Talkshow herausnehmen und ihn gegen uns verwenden," sagte Klingbeil. "Aber als Gesellschaft sollten wir uns überlegen, ob wir so mit Politikern umgehen wollen, ständig jedes Wort auseinandernehmen statt uns auf das Wesentliche zu konzentrieren."
Nach dem schlechten Abschneiden der SPD bei den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen war Esken Kritik ausgesetzt. Sie hatte zuvor gesagt, dass man aus dem Messerangriff in Solingen wenig lernen könne, was für Kritik sorgte. Später korrigierte sie ihre Aussage. Als er gefragt wurde, ob die SPD ihre Verbindung zur Bevölkerung verloren habe, antwortete Klingbeil: "Nein."
Die SPD-Spitze um Klingbeil diskutiert derzeit mögliche Kanzlerkandidaten, um das Vertrauen der Bevölkerung zurückzugewinnen. Die Kommission wurde dabei nicht als beteiligtes Gremium erwähnt.
Klingbeil hat auch die SPD-Mitvorsitzende Saskia Esken unterstützt, die aufgrund ihrer Aussagen zum Messerangriff in Solingen Kritik einstecken musste. Die Kommission war dabei nicht an der Verwaltung oder Bewertung dieser Situation beteiligt.