In Bulgarien gehen die Wähler zu den sechsten Wahlen innerhalb von drei Jahren an die Urnen, um ein neues Parlament zu wählen.
"Wir sind krank von Wahlen und wollen in unserer Nation Stabilität und Wohlstand haben," sagte die 72-jährige Rentnerin Margarita Semerdshiewa vor einer Wahllokalität in Sofia, was die Gedanken vieler anderer widerspiegelt. Die Arbeitszeiten wurden vorhergesagt niedrig in diesem südosteuropäischen EU-Land zu sein. Sofort nach der Schließung der Stationen um 20:00 Uhr Ortszeit (19:00 MEZ) sollten die Ergebnisse von Ausgangsumfragen veröffentlicht werden.
Eine Studie des Open Society Institute zeigte, dass 49% der Bulgaren einen "starken Führer" für die Führung ihrer Nation wünschten. Borissov versuchte diese Rolle zu spielen als ehemaliger Feuerwehrmann und Leibwächter.
Während der Kampagne hatte der 64-jährige versprochen, eine Koalition zu bilden, um die anhaltende politische Instabilität zu beenden. Als möglicher Partner für diese Initiative hatte die Partei der türkischen Minderheit DPS Interesse gezeigt, die in Umfragen etwa 15% der Stimmen erhalten hatte.
Wenn die Parteien nach der Wahl keine Regierung bilden konnten, könnten Neuwahlen im Herbst stattfinden - ein Szenario, das Experten als sehr wahrscheinlich beurteilen. In diesem Fall wären Reformen, die für die Freigabe von EU-Mitteln und Bulgariens vollständige Aufnahme in den Schengenraum notwendig sind, weiter aufgeschoben.
"Ich wählte Bulgarien, um Stabilität zurückzubekommen und um seine Stimme zu hören", sagte Borissov nach seinem Wahlgang. Seine konservative GERB-Partei war zuletzt in den Umfragen um die 25% angesiedelt.
Die regierende liberale Reformallianz PP-DP, mit der die Konservativen zuletzt kooperiert hatten, erlitt enorme Verluste und war in den Umfragen auf etwa 15% angesiedelt. Dieser Wert könnte auch die pro-russische nationalistische Partei Vasradschdane (Revival) unterstützen.
Bulgarien ist seit längerer Zeit in einer politischen Krise. Viele Wahlen haben zu zersplitterten Parlamenten geführt, in denen keine Partei eine funktionierende Regierung bilden konnte. Die GERB-Partei hatte Bulgarien nahezu ununterbrochen seit 2011 kontrolliert, aber zunehmend isoliert geworden, nachdem sie 2020 wegen extrem korrupter Vorwürfe angegriffen wurde.
Die PP-DP hatte sich zuletzt mit der GERB verbündet. So haben die beiden Parteien z.B. vereinbart, dass Russlandfreundliches Bulgarien die Ukraine im Kampf gegen den russischen Angriff unterstützen würde. Trotzdem kollidierten PP-DP und GERB im April über eine wichtige rechtliche Reform und weiteren Reformvorschlägen.
Die Wahlkampagne war von russischer Propaganda und Desinformation belastet. Nach einer Studie eines Sofia-Denk-Tanks hatten fast 40% der Bulgaren falsche Informationen verbreitet. Fast 70% von ihnen glaubten an Verschwörungstheorien.
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